KATHRIN HEINRICHS UND IHRE SAUERLAND-KRIMIS

ODER: AM ENDE ZU VIEL…

Wann hast du zum letzten Mal ein Buch gelesen? Ich gebe zu, bei mir war das schon ein bisschen her; vor lauter Schreiben komme ich leider gar nicht mehr zum Lesen… Aber dann lag plötzlich der neue Sauerlandkrimi „Am Ende zu viel“ von Kathrin Heinrichs aus Menden in meinem Briefkasten, und ehe ich mich versehen konnte, hatte ich ihn auch schon verschlungen. Spannend bis zur letzten Minute; niemals hätte ich gedacht, dass… – achso, das darf ich ja gar nicht verraten. Bevor ich mich noch wirklich verplappere, lassen wir lieber die Autorin selbst zu Wort kommen:

Oft sind es Kleinigkeiten, die mich inspirieren

Kathrin, du hast Germanistik und Anglistik auf Lehramt studiert. Wie bist du dann zum Schreiben gekommen? Und was fasziniert dich daran besonders?

Geschrieben habe ich eigentlich schon immer in irgendeiner Form. Als Kind Gedichte und Geschichten, später auch Texte für bestimmte Anlässe: Reden oder Essays. „Die richtigen Worte zu finden“, das ist eine Form, mich auszudrücken, die Welt darzustellen, zumal mir andere Ausdrucksmöglichkeiten fehlen:  Ich bin in allen anderen künstlerischen Bereichen total unbegabt.

Kultfigur Vincent Jakob hat inzwischen schon zehn Fälle gelöst, und auch Anton und Zofia ermitteln bereits zum dritten Mal… Warum schreibst du so gern Krimis?

Zum Krimi bin ich tatsächlich während des Studiums gekommen, als ich eine Vorlesung über „Analytisches Erzählen am Beispiel des Detektivromans“ belegt hatte. Damals war der Regionalkrimi sehr erfolgreich, die Eifel-Krimis standen auf der Bestseller-Liste. Ich habe nach einer Veranstaltung geflachst, dass ich den ersten Sauerland-Krimi schreibe. Nach dem Examen habe ich es dann tatsächlich gemacht. Grundsätzlich ist der Krimi nicht nur beim Lesepublikum sehr beliebt, er gibt auch einen Rahmen vor: Die Aufklärung des Verbrechens ist der rote Faden, daraus speist sich die Spannung. Diese Form empfinde ich nicht als einschränkend, sondern als ein Gerüst, in dem sich meine Charaktere austoben können.

Wie darf ich mir so einen Prozess von der ersten Idee bis zum fertigen Buch vorstellen?

Bei meinen Vincent – Jakobs – Romanen habe ich meist anfangs so etwas wie ein allgemeines Thema: Der Krimi soll im Jägermilieu spielen oder im Krankenhaus oder auf einem Bauernhof. Das Umfeld muss ausreichend Konflikte bieten, interessante Konstellationen und Verwicklungen. Bei meiner neueren Krimireihe um Anton und Zofia nähere ich mich eher über die Figuren, den alten Sauerländer und seine junge polnische Pflegekraft Zofia. Die Plots sind an ihre Charaktere gekoppelt: Was passiert gerade in ihrem Leben? Was sind ihre Konflikte, Themen, Ängste? Wenn ich eine Vorstellung habe, worum es ungefähr gehen könnte, recherchiere ich das Thema und verwende anschließend viel Mühe auf den Plot. Ich strukturiere also das ganze Buch inhaltlich vor und beschäftige mich mit den Figuren. Erst anschließend mache ich mich ans Schreiben. In der Regel verfasse ich in der intensiven Schreibzeit etwa fünf Seiten pro Arbeitstag. In dieser Phase muss der Plot oft noch nachgebessert werden, einzelne Fragestellungen muss ich mir noch einmal vornehmen, vielleicht auch noch etwas recherchieren, was sich neu ergibt. Wenn das Manuskript beendet ist, beginnt die Phase des Überarbeitens, nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Es gibt mindestens fünf Überarbeitungen, dann erfolgt das Lektorat, was auch nochmal Überarbeitung bedeutet. Anschließend geht das Buch in den Satz, dann in den Druck.

Gibt es einen Ort, an dem du besonders gern schreibst?

Ich brauche Ruhe zum Schreiben, daher ziehe ich mich tatsächlich ganz klassisch in mein Arbeitszimmer zurück.

Wieviel Sauerland steckt in deinen Büchern und wo holst du dir die Inspiration dafür?

Durch meine Auftritte bin ich viel im Sauerland unterwegs. Manchmal habe ich den Eindruck, ich kenne wirklich jedes Dorf. Und oft sind es Kleinigkeiten, die mich inspirieren. Zwei junge Frauen in perfekter Outdoor-Ausstattung, zwei Männer, die ihre Tage in der Bushaltestelle verbringen. Eine liebevoll dekorierte Buchhandlung, eine Kneipe, die auf dem Dorf noch funktioniert. Ich bin wie ein Trüffelschwein, das Eindrücke sammelt, um daraus eigene Geschichten zu machen.

Gerade ist dein neues Buch „Am Ende zu viel“ erschienen. Kannst du vielleicht schon ein bisschen dazu verraten, was den Leser erwartet?

Anton wird durch einen ehemaligen Mitarbeiter, der ein Bestattungsunternehmen führt, in einen Todesfall hineingezogen. Ein junger Bänker wurde beim Joggen tot aufgefunden. Schon bald stellt sich heraus, dass er massiv unter Druck stand und beruflichen wie familiären Erwartungen kaum standhalten konnte. Gleichzeitig ist auch Anton in einem Tief: Eigentlich weiß er gar nicht, warum er noch auf der Welt ist, während sein Sohn Thomas unter enormer Arbeitsbelastung leidet. Es geht um Überforderung und was sie mit einem macht. Und es geht darum, wie wichtig es ist, seinen Platz im Leben zu finden.

Aktuell bist du auch mit einem Leseprogramm unterwegs. Wo kann man dich live treffen?

Jetzt im Herbst bin ich noch in Sundern, Soest, Balve, Breckerfeld, Dortmund, Neuenrade, Bockum-Hövel, Unna, Iserlohn, Neheim, Hamburg, Paderborn, Attendorn und Wenholthausen zu sehen. Die genauen Termine sind auf meiner Homepage zu finden.

Du schreibst nicht nur, sondern stehst auch als Kabarettistin auf der Bühne – eher eine passende Ergänzung oder ein schöner Kontrast zu deiner Autoren-Tätigkeit?

Meine Kabarettfigur Helga hat sich in den Ruhestand verabschiedet. Inzwischen beschränke ich mich auf kabarettistische Plaudereien zwischen meinen Lesetexten. Das lockert die Lesung auf und gibt mir Gelegenheit, über das Leben, das Schreiben und mich zu erzählen. Für mich ist es so sehr authentisch und aus einem Guss.

Wenn du mal nicht an einem neuen Werk sitzt: Wo kann man dich in deiner Freizeit antreffen? Was magst du am Sauerland besonders?

Ich liebe den sauerländischen Wald und bin dort zweimal täglich mit unserem Hund unterwegs. Ansonsten bewege ich mich beim Radfahren und auf dem Tennisplatz. Und natürlich bestimmen Bücher mein Leben. Ich lese viel – wenn ich nicht gerade selbst ein Buch schreibe…

Ich hoffe, dass sie das ganz schnell tun wird, denn ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Anton und Zofia weitergehen wird. Für die Zwischenzeit habe ich mir einfach den ersten Fall – „Nichts wie es war“ – der Beiden bestellt… Also, wenn es hier in der nächsten Zeit keinen neuen Blogpost geben sollte, weißt du, woran es liegt! 😉

Kathrin Heinrichs, Im Tiefen Winkel 22, 58706 Menden

https://www.kathrin-heinrichs.de/

Die Fotos wurden mit freundlicher Unterstützung von Kathrin Heinrichs (Fotografin: Adelheid Prünte und privat) zur Verfügung gestellt.

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