
ODER: EIN WOCHENENDE AUF „SCHLOSS NEUENHOF“
Wann hast du dich das letzte Mal gefragt, was dir richtig gut tut? Was du wirklich möchtest und nicht nur machst, weil Andere es von dir erwarten? Wann hast du das letzte Mal dein Handy für ein paar Tage zur Seite gelegt und dich ganz auf dich selbst konzentriert? Das ist schon so lange her, dass du dich kaum daran erinnern kannst!? Dann wird es dringend mal wieder Zeit für einen Rückzug, um deine persönlichen Akkus wieder aufzuladen – zum Beispiel beim Retreat-Wochenende mit Sabrina Paul auf „Schloss Neuenhof“ in Lüdenscheid:
Vom Kopf in den Körper…
Sabrina, du arbeitest als Coach für Achtsamkeit und Resilienz. Was haben deine eigenen beruflichen Erfahrungen damit zu tun, dich für diese Tätigkeit zu entscheiden?
Es gab zwei sehr prägende Phasen in meinem Berufsleben. Beide hatten miteinander gemeinsam, dass ich mich in sehr problematischen Arbeitsumfeldern befand: Ein konkurrierendes Gegeneinander, ein destruktiver Umgang mit Problemen und Fehlern, Angst und Misstrauen – ausgelöst und verschärft durch unachtsame Führung… Einige Male suchte ich meinen Hausarzt auf, weil mir meine Rückenverspannungen sogar das Gehen erschwerten. Als ich eines Morgens mit dem Gefühl aufwachte, einen Herzinfarkt zu bekommen, wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert. Es gab keinen körperlichen Befund, ich war kerngesund. Ein Sportarzt aus Letmathe erkannte damals, was mit mir nicht stimmte; er verwies mich an eine Psychologin, die mir riet, mich sofort von meinem manipulativen Partner zu trennen und mich für ein Lehramtsstudium, aber auf keinen Fall für die Selbständigkeit zu entscheiden. Von meinem Partner trennte ich mich, doch ich ging zunächst zurück zu meiner Arbeitsstelle, antwortete auf den geringschätzenden Umgang meiner Kollegen mit Leistung, Zuverlässigkeit und Einsatz, übernahm ein Jahr später die Leitung eines anderen Standortes und machte mich 2016 dann doch als Personal Trainerin selbständig. Schnell stellte ich fest, dass sich bei meinen Klientinnen und Klienten sehr ähnliche Themen und körperliche Symptome zeigten. Als ausgebildete Fitnesstrainerin und Ernährungsberaterin konnte ich ihnen auf körperlicher Ebene weiterhelfen und sie auf die Wurzel ihrer Probleme aufmerksam machen, doch ich konnte sie noch nicht durch den mentalen Veränderungsprozess führen. Ich beobachtete immer wieder, dass Menschen sehr große Schwierigkeiten damit haben, sich zu verändern; selbst dann, wenn sie es selbst wollen. Das brachte mich dazu, mich stark mit dem emotionalen Erleben von Menschen in Veränderungsprozessen zu befassen und eine DBVC-zertifizierte, systemische Coachingausbildung zu absolvieren. Dass sie den Schwerpunkt Achtsamkeit und Resilienz hatte, war eigentlich eher Zufall, und dass die Thematik so relevant werden würde, hatte ich selbst nicht erwartet…

Achtsamkeit und Resilienz – ständig liest man diese Begriffe irgendwo… Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter?
Achtsamkeit beschreibt einen Zustand bewusster Geistesgegenwart. Darin steckt der Begriff „Gegenwart“: Statt uns Gedanken über die Vergangenheit oder Zukunft zu machen, lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment. Achtsamkeit bedeutet vor allem, wahrzunehmen, was ich denke und fühle, und was um mich herum los ist. Das hilft, meine eigenen Bedürfnisse und die meines Umfeldes zu erkennen und darauf reagieren zu können; ein ständiges Getrieben-Sein dagegen verhindert diese Wahrnehmung. Aber vernachlässigte Bedürfnisse machen uns auf Dauer unzufrieden; sie sind in allen Formen sozialer Beziehungen der Anfang von Spannungen und Konflikten… Durch eine bewertungsfreie Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments können wir einen klaren Kopf behalten und handlungsfähig bleiben. Achtsamkeit ist somit keine Erfindung der Wellness-Industrie, sondern eine ganz entscheidende Haltung und Fähigkeit, insbesondere in Zeiten der Krise.

Und Resilienz beschreibt die psychische Widerstandskraft. Also die Fähigkeit, emotionale und mentale Belastungen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu bewältigen und sie durch persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Die „Sieben Säulen der Resilienz“ zeigen ganz gut, was wir dafür brauchen: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Aufgeben der Opferrolle, Verantwortung, Netzwerkorientierung und Zukunftsplanung. Vor allem der soziale Rückhalt durch Aufmerksamkeit, Mitgefühl und Zuspruch von nahestehenden Personen stärken die Resilienz.

Du wendest dich mit deiner Arbeit an Privatpersonen, Organisationen und Führungskräfte. Inwieweit unterscheiden sich die Bedürfnisse der Menschen? Und wie kann ein erfolgreiches Coaching gelingen?
In meinen Coachings treten vor allem folgende Bedürfnisse hervor: Das Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung durch Wertschätzung, das Bedürfnis der Stimmigkeit, zum Beispiel der Unternehmenswerte mit dem, was einem selbst wichtig ist, und das Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle, das häufig an mangelnder Kommunikation scheitert. Grundsätzlich ist ein erfolgreicher Coachingprozess abhängig von der Offenheit und Bereitschaft der Coachees, von der Qualifikation und emotionalen Kompetenz des Coaches und – im betrieblichen Kontext – auch vom Vertrauen und Befürworten der Geschäftsführung. Ein Coaching unterscheidet sich zu einer Beratung in dem Punkt, dass der Coach sich mit Ratschlägen und seiner eigenen Meinung zurückhält und den Coachee durch gezielte Fragestellungen unterstützt, eigene Lösungen zu entwickeln.

Bei Vielen hat die Corona-Pandemie zur Verschlechterung ihrer allgemeinen Lebenssituation geführt. Kannst du dies auch bei deinen Coachings erkennen? Und wie reagierst du darauf?
Die Auswirkungen der Pandemie zeigen sich besonders stark in Hinblick auf das Bedürfnis nach Orientierung, Kontrolle und Lustgewinnung. Vieles ist nicht mehr planbar und nur noch eingeschränkt möglich. Das hat die Unsicherheit und Unzufriedenheit verstärkt. Das Coaching lenkt den Blick in Richtung der persönlichen Möglichkeiten, um besser mit den Umständen zurechtzukommen, und unterstützt dabei, die besonderen Chancen zu erkennen, die jetzt erst möglich sind. Damit das Coaching auch wirklich zu Ergebnissen führt, wird jede einzelne Einheit mit ganz konkreten Handlungsschritten abgeschlossen, die beim nächsten Mal auf ihre Umsetzung und Wirksamkeit geprüft werden.

Du hast ein Fitnessstudio geleitet und selbständig als Personal Trainerin gearbeitet. Inwieweit ist Bewegung und Fitness wichtig für die mentale Verfassung?
Sie ist enorm wichtig und meines Erachtens wird der körperlichen Ebene noch eine viel zu geringe Bedeutung in Bezug auf Resilienz beigemessen. Denn Studien haben bewiesen, dass sportliche Betätigungen eine ähnlich hohe Wirksamkeit wie Antidepressiva aufweisen – ohne die schädlichen Nebenwirkungen der Medikamente. Sport ist ein sehr wirksames Mittel, um innere Anspannung zu kanalisieren, statt sie gegenüber unseren Mitmenschen oder uns selbst zum Ausdruck zu bringen. „Dampf ablassen“ funktioniert besonders gut bei explosiven Sportarten, wie Boxen und Gewichte stemmen. Dazu kommt, dass wir die meiste Zeit des Tages mit Denken beschäftigt sind. Durch körperliche Aktivitäten können wir unsere Aufmerksamkeit auf die Gegenwart und unseren Körper lenken und somit besser abschalten. Ist der Körper durch Schmerzen, Müdigkeit oder Erschöpfung in einem sehr schlechten Zustand, beeinträchtigt das auch unsere mentale Verfassung. Sport reduziert Schmerzen, lässt uns besser schlafen und setzt Energie frei, was sich wiederum auf psychische Faktoren auswirkt.

Vom 06. bis 08. Mai bietest du ein Wochenend-Retreat auf „Schloss Neuenhof“ in Lüdenscheid an. Wen sprichst du mit diesem Event an, was erwartet die Teilnehmer, und kann ich mich noch ganz kurzentschlossen anmelden?
Mit dem Retreat, also wörtlich dem „Rückzug“, spreche ich Menschen an, die sich für das Wissen rund um Achtsamkeit und Resilienz interessieren und die Theorie ganz praktisch erfahren wollen. Der Ansatz ist, vor allem digitale Ablenkungen zu reduzieren, und durch achtsame Sport- und Yogaeinheiten zu lernen, wieder stärker „vom Kopf in den Körper“ zu kommen. Das aktive Programm beinhaltet verschiedene Übungslevel, sodass sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene teilnehmen können. Es geht darum, achtsam dafür zu sein, was für einen selbst angemessen ist und sich gut anfühlt. Neben dem Aktivprogramm und Impulsen zum Thema Achtsamkeit und Resilienz unternehmen wir kleine Ausflüge in das weitläufige Waldgebiet rund um „Schloss Neuenhof“ und bereiten gemeinsam gesunde Mahlzeiten zu. Mir ist wichtig, dass das Retreat einen lockeren und lebensfrohen Charakter hat und sich tolle Menschen begegnen können. Und ja, eine ganz kurzentschlossene Anmeldung ist noch über meine Webseite möglich…




Du kommst aus Hagen, planst aber auch Events im Sauerland. Warum eignet sich die Gegend, zum Beispiel das Schloss Neuenhof, so gut für deine Arbeit? Und was sind deine persönliche Kraftorte in der Region?
Die Lage ist absolut traumhaft, da das Schloss von blühender Natur und nichts als den Geräuschen der Vögel umgeben ist. Das „Schloss Neuenhof“ eignet sich für meine Arbeit absolut perfekt, weil es auch für wichtige Faktoren im Sinne der Resilienz steht: Beständigkeit, die Verbindung zur Natur und die Offenheit für Weiterentwicklung. Mir ist eine gute Atmosphäre sehr wichtig, und die steht im engen Zusammenhang mit den Menschen. Deswegen bin ich sehr dankbar für die Zusammenarbeit mit der Familie Von dem Bussche, die ein aufrichtiges Interesse daran hat, nachhaltige und umweltschonende Angebote für die Menschen in und außerhalb der Region zu schaffen. Unsere Region hat in Hinblick auf eine „Green Work-Life-Balance“, wie es die „Südwestfalen Agentur“ schön zum Ausdruck bringt, durch ihre Vielzahl an Waldgebieten und Seen vor allem für Outdoor-Enthusiasten und Sportfans sehr viel zu bieten. Meine persönlichen Kraftorte sind vor allem der Sorpesee und einige Waldgebiete in Hohenlimburg und Letmathe.




Sabrina Paul, In der Welle 69, 58091 Hagen
https://www.facebook.com/sabrinapaultraining/
https://www.instagram.com/sabrina__paul/
Die Fotos wurden mit freundlicher Unterstützung von Sabrina Paul zur Verfügung gestellt.