
ODER: KUNST HAT VIELE FACETTEN!
Besondere Momente, Ausflüge, Reisen – wie hältst du all diese schönen Erinnerungen fest? In der Foto-Galerie, auf dem Handy? Ziemlich praktisch, doch irgendwann wird´s dann auch mal unübersichtlich… In einem schönen Fotoalbum, in das du die besten Schnappschüsse sorgfältig einklebst, oder in einem Fotobuch, das du digital zusammenstellst? Sicherlich eine schöne Erfahrung, wenn du es nach einiger Zeit nochmal hervorholst, aber kannst du dich dann noch genau an all die einzigartigen Erlebnisse, an die lustigen Begebenheiten drumherum, an deine Gedanken und Gefühle erinnern!? Früher oder später wird all das verblassen; zumindest, wenn es nicht auf den Bildern zu sehen ist. Ganz anders, wenn du es selbst gezeichnet hast – zum Beispiel in einem Sketchbook:
Reisetagebuch mal anders…
Bestimmt hast du auch schon einmal vom „Urban sketching“ gehört!? Der weltweite Verbund von Künstlern, die ihre Umgebung, Städte und Dörfer, das alltägliche Leben und besondere Szenen direkt vor Ort zeichnen, entstand bereits 2007; auch die Künstlerin Claudia Ackermann aus Kierspe hält seit fast zehn Jahren ihre Reiseerfahrungen so fest. Vier Sketchbooks hat sie inzwischen gefüllt; besonders fasziniert ist sie von der kommunikativen Art des Zeichnens: Immer wieder werden Menschen aufmerksam, versuchen, einen Blick auf die Skizzen zu erhaschen, kommen mit der Künstlerin ins Gespräch…



Klar, anfangs kostet es schon etwas Überwindung, in der Öffentlichkeit zu malen, aber du zeichnest ja zunächst einmal nur für dich, und das Ergebnis muss nicht perfekt sein! Ganz im Gegenteil: Besonders solche Skizzen, bei denen die Linien nicht immer ganz gerade sind, vielleicht sogar ein paar Mal nachgezeichnet wurden, wirken sehr lebendig. Daher ermuntert Claudia Ackermann ihre Malschüler auch immer, direkt mit dem Fineliner zu arbeiten und nicht etwa mit dem Bleistift vorzuzeichnen. Sie selbst hat immer ihren Reise-Aquarell-Kasten und einen Wassertankpinsel dabei, wenn sie unterwegs ist – häufig entstehen die Grundrisse direkt vor Ort, abends im Hotelzimmer oder Zelt werden sie dann mit Farbe gefüllt.



Wenn du auch mit Aquarell- oder Wasserfarbe arbeiten möchtest, ist es natürlich wichtig, dass du auf Bücher mit hochwertigem, dickem Papier setzt; ganz individuelle Sketchbooks bekommst du zum Beispiel bei der Münsteraner Manufaktur „Letterwish“, über die ich kürzlich berichtet habe…

Lass dich nicht entmutigen, wenn du nicht direkt am Anfang zu Ergebnissen kommst, mit denen du hundertprozentig zufrieden bist; es geht hier um deine persönliche Erinnerung, nicht um einen Malwettbewerb! Und natürlich steckt schon einiges an Übung dahinter, die Seite so aufzubauen, die Bilder und Texte passend zu platzieren, gelungene Zeichnungen zu erstellen… Aber genauso, wie du irgendwann gelernt hast, zu schreiben, ist es auch mit dem Zeichnen; umso häufiger du es machst, desto schneller entwickelst du dich. Du wirst genauer, musst nicht mehr so lange überlegen, wo du eine Linie hinsetzt – du musst dich halt nur trauen, anzufangen!







Claudia war schon auf Malreisen in ganz Deutschland unterwegs; wenn sie heute ihre Sketchbooks aufschlägt, ist ihr der jeweilige Ort sofort wieder präsent, die Texte erinnern sie an Anekdoten, machen die Reise zu einem unvergesslichem Erlebnis… Auch das Sauerland hat viele Motive zu bieten – schau dich einfach mal ganz genau um!

Recycling-Kunst und mehr…
Vielleicht ahnst du es mit Blick auf die mehr als gelungenen Sketchbook-Seiten: Claudia Ackermann hat schon etwas mehr Übung! Sie hat Kunst studiert, ist seit dreißig Jahren als Künstlerin und auch als Autorin aktiv, schreibt regelmäßig Zeichen-Anleitungen für Fachzeitschriften – natürlich möchte ich dir ihre anderen Projekte auch nicht vorenthalten!

Mit Vorliebe greift sie zu Aquarellfarbe; Pinselstrich für Pinselstrich entstehen so die unterschiedlichsten Motive: Städte, Tiere, Landschaften… Unzählige weiße Blätter oder Leinwände hat Claudia schon zu wunderschönen Kunstwerken verwandelt; mal für sich selbst, mal für eine Ausstellung, mal im Kundenauftrag.



Doch Claudia möchte nicht nur schöne Bilder malen, sie möchte auch aufmerksam machen: Nach einer Norwegen-Reise vor vier Jahren, bei der sie darauf aufmerksam geworden war, wie weit der Briksdalsbreen-Gletscher schon zurückgegangen war, bei der sie sah, dass pro Sekunde 10.000 Liter Schmelzwasser wegflossen, stellte sie ihr eigenes Konsumverhalten radikal um.


Und dieses Umdenken machte auch vor ihrer Kunst nicht halt: Ist wirklich jedes Mal ein neues Blatt Papier, eine neue Leinwand nötig!? Beim Teetrinken kam ihr eine Idee: Warum den Beutel wegwerfen, warum nicht darauf malen!? Sie setzte sich intensiv mit dem Material auseinander, experimentierte; mit Aquarellfarben konnte sie nicht darauf malen, Tusche aber funktionierte, und so entstanden im ersten Lockdown täglich neue Grafiken, die sich besonders mit den Hamsterkäufen auseinandersetzten…




Doch damit nicht genug: Aus 333 Teebeuteln fertigte Claudia eine Jacke im Haute-Couture-Stil. Auf der Vorderseite bestickt mit Blüten und Ranken, macht die Rückseite auf die Schattenseiten der Textilherstellung aufmerksam: Hier zu sehen sind Kinder aus Bangladesch, die unsere Kleidung nähen, und Texte, die auf diese Art der Menschenrechtsverletzung aufmerksam machen. Darauf wurde auch der WDR aufmerksam und berichtete 2020 darüber. Derzeit wird die Jacke in einer Ausstellung in Herzogenrath gezeigt; vielleicht ist sie aber auch schon bald mal irgendwo im Sauerland zu sehen.



Auch mit ihren „Wasser-Werken“ möchte Claudia zum Nachdenken anregen. Bei ihren Recherchen wurde sie auf das teuerste Tafelwasser der Welt aus Japan aufmerksam: Wie kann es sein, dass eine Flasche davon für 298 Euro verkauft wird, dass es auch bei uns einzelne Wasserflaschen für einen zweistelligen Betrag zu kaufen gibt, während anderswo viele Menschen gar nichts zu trinken haben?



Bei ihren Ausstellungen ist Claudia an den Eröffnungstagen häufig auch selbst vor Ort, informiert über die Hintergründe ihrer Werke, erzählt, wie und warum sie entstanden sind. Denn besonders die Upcycling-Arbeiten, die inzwischen aus den unterschiedlichsten Materialien und in verschiedenen Formen entstanden sind, liegen ihr sehr am Herzen!

Aktuell arbeitet Claudia an zwei großformatigen Werken: Auf französischem Zeitungspapier malt sie Menschen in Alltagssituationen, die durch die Perspektive und den Schatten besonders realistisch wirken; auch die Familie der Auftraggeber wird in die Bilder eingearbeitet. Das Bild nach und nach wachsen zu sehen, macht Claudia viel Freude – wenn sie es ausliefert, ist es fast ein bisschen, als würde sie ihr eigenes Kind abgeben. Doch es warten ja auch schon viele neue Projekte…



Wenn du noch mehr Werke von Claudia entdecken willst, schau doch mal auf ihrer Homepage oder in den sozialen Medien vorbei, denn obwohl ich dir nun Einiges gezeigt habe – das ist nur ein kleiner Auszug aus einem langen Künstlerleben mit vielen Facetten:



https://www.claudia-ackermann.eu/
https://www.instagram.com/claudia_ackermann_art/
https://www.facebook.com/claudia.ackermann.9887
Die Fotos wurden mit freundlicher Unterstützung von Claudia Ackermann (Foto vom Sketchbook: Letterwish) zur Verfügung gestellt.