
ODER: SO TRÄGT MANN BART!
Ja, das Thema Bart polarisiert: Entweder du liebst ihn, oder du hasst ihn. Wenn du ihn liebst, wirst du von diesem Artikel begeistert sein, denn du lernst ein echtes Bart-Model kennen! Du hasst ihn!? Bitte nicht wegklicken, der Träger dieses Prachtexemplars hat zwar jede Menge über den gepflegten Mann von heute zu berichten, doch damit ist sein Repertoire noch lange nicht erschöpft. Wie sieht´s aus mit Pferden, Baustellen-Tutorials oder den Vorzügen des Sauerlandes? Schon eher deine Themen? Dann schau rein, mein Interviewpartner Eyüp Bolatli aus Lennestadt-Meggen hat auch hierzu Einiges zu erzählen:
Die finden es gut, dass ich so abwechslungsreich bin
Eyüp, bei meiner Recherche bin ich auf ein Foto von 2014 gestoßen, auf dem du glatt rasiert in die Kamera lächelst. Inzwischen ist der Bart dein Markenzeichen – wie kam es dazu?
Eigentlich habe ich meinen Bart schon viel länger; wahrscheinlich ist das Foto genau in der Saison entstanden, als ich einen Indianer beim „Elspe Festival“ gespielt habe. Aber das stimmt, inzwischen ist der Bart mein Markenzeichen geworden; ohne ihn kann ich mir das gar nicht mehr vorstellen! Wenn ich ihn mal für einen Job abrasieren muss, vergieße ich schon ein, zwei Tränen… Aber der Bart wächst ja immer wieder nach! Und warum ich mich für den Bart entschieden habe: Es kam ein gutes Feedback von Freunden, von der Familie; die meinten, dass mir das steht. Natürlich ist das auch eine Menge Pflege; es reicht nicht, den Bart einfach nur wachsen zu lassen. Aber man kennt das ja auch von Frauen und ihren Haaren, da gibt es ja auch unzählige Pflegeprodukte. Am Anfang bin ich immer zum Barbier gegangen, aber das schaffe ich auch nicht alle drei, vier Wochen. Deswegen kann ich inzwischen meinen Bart auch selbst trimmen…
Der Bart, so wie du ihn trägst, wird ja auch als „Hipster-Bart“ bezeichnet und eher mit den „coolen Leuten“ in Berlin in Verbindung gebracht. In den beschaulichen Orten des Sauerlandes fällt man damit bestimmt ganz schön auf, oder?
Am Anfang bin ich schon sehr aufgefallen, aber mittlerweile tragen Viele einen Bart, nicht nur in den Großstädten… Auch hier im Sauerland ist das jetzt mehr geworden; die Jungs tragen eine Bart, weil das durch diese ganze Hipster-Geschichte wieder sehr beliebt geworden ist. Es muss einem natürlich auch stehen, es muss zum Gesicht passen! Wenn ich auf der Straße einen Bartträger sehe, achte ich schon darauf, wie das geschnitten ist, ob das gut gepflegt ist, zu seinem Gesicht passt… Gerne gebe ich da auch Tipps, wenn ich die Leute besser kenne, oder die mich fragen!
Hauptberuflich arbeitest du als Prototypen-Koordinator in der Entwicklung bei der Firma „Mennekes“, doch du bist auch als Model bei renommierten Düsseldorfer und Kölner Werbeagenturen gelistet… Was bedeutet Mode für dich, und was trägt der Mann von heute?
Mode ist sehr wichtig! Man muss schon ein Bewusstsein dafür haben. Dafür braucht man aber nicht nur teure Markenklamotten, sondern man muss das, was man zuhause hat, gut kombinieren können. Es ist nicht wichtig, viel zu haben, sondern gut kombinierbare Sachen zu haben. Man muss sich wohlfühlen darin. Deswegen mache ich auch nur Shootings und Kooperationen mit Klamottenherstellern, die zu mir passen. Mode und Pflege ist ja auch Ausdruck der eigenen Person, da muss das stimmig sein! Zuhause trage ich auch gern mal eine Jogginghose, aber sonst achte ich auch privat sehr auf meine Kleidung, zu besonderen Anlässen sowieso!
Wir treffen uns hier auf „Heinemanns Hof“. Eine gute Gelegenheit, um über ein weiteres Hobby von dir zu reden: das Reiten. Bist du hier häufiger auf dem Pferd anzutreffen?
Mittlerweile bin ich hier als Trainer angestellt, seit ungefähr zwei Jahren, daher ja. Ich bin sehr gern hier, die Leute sind total nett, und es gibt ein schönes Café. Ich habe immer montags meinen Kurs, „Indianerreiten“ haben wir das genannt, da unterrichte ich acht bis zehn Kinder. Ansonsten trainieren wir hier auch junge Pferde und fördern den Nachwuchs, zum Beispiel in der Turniervorbereitung. Ich liebe die Tiere, die Arbeit mit den jungen Menschen – das ist noch einmal etwas ganz anderes als mein zweites Hobby, die Mode! Ich habe schon mit achtzehn angefangen zu reiten, mein Onkel hat mir das damals beigebracht. Ich bin immer drangeblieben, habe ja auch hier eine tolle Möglichkeit dazu… Daher kann ich mir auch ein Leben ohne Pferde gar nicht mehr vorstellen!
Als Stuntman durfte man dich auch schon beim Elspe Festival, z. B. als Indianerhäuptling „Schneller Pfeil“ sehen. Würde dich auch die Schauspielerei reizen?
Ich habe insgesamt sechs Jahre in Elspe gespielt, das war eine echt tolle Zeit! Ich habe ganz klein angefangen, das älteste Pferd genommen, und bin immer nur hinterhergeritten. Jedes Jahr wurde das immer mehr, auch mit Stunts und kleinen Sprechrollen. Irgendwann musste ich aber entscheiden, wie es weitergeht, weil das sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Das ist sehr intensiv. Du bist die ganze Saison über auf der Bühne, kannst nicht aussetzen; dadurch, dass ich mich auch bei der Firma „Mennekes“ weiterentwickelt habe, hatte ich irgendwann nicht mehr die Zeit dazu. Da kann man nicht im Kundentermin sagen, ich muss jetzt den Indianer spielen gehen. So musste ich mich irgendwann von der aktiven Zeit verabschieden, schaue mir aber natürlich jedes Jahr das Stück an. Und klar, Schauspielerei kann ich mir durchaus vorstellen, ich habe ja auch schon Werbespots gedreht; wenn da Angebote kommen, mache ich das gerne, wenn nicht, ist das aber auch nicht schlimm. Ich bin da ganz flexibel… Es macht mir auf jeden Fall Spaß, vor der Kamera zu stehen.
Bei Instagram folgen dir fast 12.000 Menschen. Wie hast du es geschafft, in den sozialen Medien so erfolgreich zu sein?
Als ich angefangen habe, gab´s noch nicht so viele Hipster-Bärte auf Instagram. Das hat natürlich schon gepusht. Und meine Community ist mir auch treu geblieben… Ich glaube, die finden es gut, dass ich so abwechslungsreich bin. Mal mit Pferden, mal durchgestylt als Model, inzwischen mache ich bei YouTube sogar Baustellen-Tutorials, weil ich gerade mein Haus umbaue und mir selbst solche Tutorials sehr geholfen haben. So wird´s meinen Followern nie langweilig! Natürlich muss man auch zurückgegeben, man muss kommentieren, Fragen beantworten, die die Leute stellen. Das nimmt schon auch immer einige Stunden in Anspruch. Dann immer wieder aktuelle Bilder machen und posten, das ist nicht mal eben so gemacht. Ich arbeite da auch mit einem Fotografen zusammen, der das Equipment stellt, weil solche Profi-Sachen sind schon teuer. Aber das sieht man eben auf den Fotos. Da bin ich auch echt dankbar, dass die mich immer wieder fotografieren und mir das zur Verfügung stellen!
Hipster-Bart, Modeln… Bis auf das Reiten klingen unsere Themen bisher gar nicht unbedingt so sauerländisch. Würdest du dich als heimatverbundenen Sauerländer sehen, oder bist du eher ein Großstadt-Hipster, der nur zufällig am falschen Ort ist?
Ich bin ganz klar Sauerländer, und das werde ich auch bleiben! Ich mag die Natur, die Wälder, die Tiere, diesen Duft und diese Freiheit – das ist einfach schön, das muss man einfach nur erleben. Da hängt mein Herz dran, deswegen werde ich auch nie in eine Großstadt ziehen. Ich möchte auch gerne mit meinen ganzen Kooperationen hier in der Gegend bleiben. Ich möchte die Menschen hier inspirieren, mit ihnen zusammenarbeiten, nicht mit irgendwelchen Leuten in Berlin. Klar kriege ich da eine gute Gage, aber das wars, die haben mich ganz schnell wieder vergessen. Das kann´s doch nicht sein; da gibt es Wichtigeres!
Und, habe ich zu viel versprochen!? Wenn dein Thema immer noch nicht dabei war, schau doch mal hier vorbei, Eyüps Repertoire ist sicher lange noch nicht erschöpft:
https://www.instagram.com/eyup_bolatli/
https://www.youtube.com/channel/UC9EPeJsszTdoEvnO4fTHx7g
Die Fotos (mit Ausnahme des Titelbildes und dem mit der Mauer als Hintergrund) wurden mit freundlicher Verfügung von Eyüp zur Verfügung gestellt (Fotografen: Madamilein Photography, Joychen Photography, Sinan Muslu, Sinnphonie)