
ODER: EVA HAUMANN UND IHRE „SEMPS“
Soll ich dir mal meine Briefmarken-Sammlung zeigen? – Sorry, ich möchte niemandem zu nahe treten, aber bei diesem Angebot hätte sich mein Interesse doch eher in Grenzen gehalten… Also, ich habe nichts gegen Sammeln, ganz im Gegenteil: Früher hatte ich auch Alben voller Telefonkarten und Diddl-Blätter (!), heute habe ich zwei Blogs voll zauberhafter Orte und Menschen! Und irgendwie glaube ich, dass es damit noch nicht getan ist, denn auch mich hat das „Semps-Fieber“ gepackt. Daher war die Frage eher: Darf ich mal deine Sempervivum-Sammlung sehen?, als ich den Garten von Eva Haumann in Lennestadt-Altenhundem entdeckte – schließlich musste ich ja herausfinden, ob die kleinen Pflänzchen alle Kriterien für eine schöne Sammlung erfüllen:
Kriterium Vielfalt
Damit du etwas sammeln kannst, muss es logischerweise in vielfältiger Form existieren. Es gibt zwar Leute, die behaupten, diese Untergattung der „Sukkulente“ würde immer gleich aussehen, aber ich denke, ein Blick auf einen kleinen Teil von Evas Sempervivum-Sammlung wird auch diese eines besseren belehren!?
Kleiner Teil? Ja, insgesamt sind es über unglaubliche 800 Sorten, die Eva in den letzten fünfzehn Jahren gesammelt hat, die Einzelexemplare lassen sich wohl kaum mehr zählen. Dennoch ist jede einzelne Sorte unterschiedlich in Farbe, Form und Gestalt – du musst nur ganz genau hinsehen.
Du siehst, die nächsten fünfzehn Jahre sind schon mal gerettet… Doch auch Evas Sammlung ist noch lange nicht vollständig: Mit über 7000 Sorten weltweit sind die „Semps“ wirklich artenreich (eine Überblick liefert die Sempervivum-Liste) – Kriterium erfüllt!
Kriterium Einzigartigkeit
Jede Sammlung hat ihre Highlights. Meist sind das die Exemplare, die besonders selten sind. Auch Eva erweitert jedes Jahr ihre Sammlung, wenn die deutschlandweit bekannten Züchter Erwin Geiger oder Volkmar Schara neue Züchtungen anbieten. Einige von ihnen sind selten und geschützt; ihre Kindel dürfen nicht weitergegeben werden.
Um diese Einzigartigkeit zu erhalten, bekommt jede einzelne Sorte ihr eigenes Töpfchen und Namensschildchen; außerdem trägt Eva sie in ihre private Sammel-Liste ein, um niemals den Überblick zu verlieren… Wenn ein kleines Pflänzchen so behandelt wird, muss es einfach einzigartig sein – Kriterium erfüllt!
Kriterium Tauschen
Du kennst es bestimmt noch vom Pausenhof: Doppelte tauschen. Eine Win-Win-Situation begleitet von Fachsimpeln unter Gleichgesinnten – besser kann´s doch auch nicht kommen. Für Eva ist es zwar nicht ganz leicht, den idealen Tauschpartner zu finden, weil sie sich auf die Angabe von Sorte und Züchter verlassen können muss; aber dafür gibt es „Semps“-Clubs, in denen sich die Infizierten regelmäßig zum Austausch treffen.
Stell dir mal vor, die Sammelbildchen früher im Album hätten sich nicht nur verdoppelt, sondern ganz automatisch explosionsartig vermehrt; wie cool wäre das denn bitte gewesen!? Sempervivum-Freunde träumen nicht nur davon, sie beobachten, wie ihre Pflänzchen Kindel ausbilden und entfernen sie, wenn sie lange genug über die „Stolonen“ ernährt wurden und eigene Wurzeln ausgebildet haben. Reichlich Material zum Tauschen und neu anpflanzen – Kriterium mehr als erfüllt!
Kriterium Schönheit
Wenn du etwas sammelst, möchtest du es natürlich auch gern anschauen. Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, aber ich denke, so einem Farbspiel von Sempervivum und seinem Verwandten „Sedum“ kann sich niemand erwehren, oder!?
Aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit (wir kommen gleich noch dazu…) kannst du die „Semps“ quasi überall zum Strahlen bringen: In Stein- und auf Dachgärten, in Töpfchen oder anderen Deko-Elementen.
Wenn Eva mal einen Überschuss hat oder eine Sorte nicht mehr zugeordnet werden kann, weil das Namensschildchen verloren gegangen ist, bastelt sie wunderschöne Kränze und Rahmen aus ihren „Semps“… Ein weiteres Mal – Kriterium erfüllt!
Kriterium Pflege
Wenn du etwas Lebendiges sammelst, ob Bonsais, Sukkulenten (zu denen auch Kakteen gehören) oder Koi-Karpfen, hast du den wunderbaren Vorteil, Veränderungen in der Natur beobachten zu können… Allerdings fällt dann auch mehr Arbeit an als bei einem Sammelalbum. Im Fall vom „Sempervivum“ hast du Glück, denn übersetzt heißt das „immer lebendig“: Die kleinen Rosetten wachsen auch da noch, wo nichts Anderes mehr wächst…
Obwohl sie den Ruf haben, komplett ohne Wasser auszukommen, solltest du sie im Sommer ca. alle drei Wochen gießen; zumindest, wenn sie dir sehr am Herzen liegen. Was du auf jeden Fall vermeiden solltest, ist Staunässe; daher ist eine gute Drainage und das richtige Substrat wichtig. Ansonsten muss noch nicht einmal der Nachbar zum Blumen-Gießen kommen, wenn du mal ein paar Wochen im Urlaub bist – Kriterium erfüllt!
Nach so einem überzeugenden Ergebnis bleibt mir nun nicht anderes mehr übrig, als einigen „Semps“ ein neues Zuhause zu schenken… So professionell und auch so groß wie Evas Sammlung wird meine nie werden, aber wenn ich mal wieder Steinrosen in Hochkultur sehen möchte, weiß ich ja nun, wo ich sie finde.
Eigentlich würde Eva wie jedes Jahr am „Tag der Offenen Gartenpforte“ in ihren Garten einladen und Kindel sowie Kränze und Deko zugunsten des Hospizvereins in Lennestadt anbieten; doch leider macht Corona auch hier einen Strich durch die Rechnung. Gartenfreunde haben ja meistens Geduld; schau doch im nächsten Jahr mal vorbei. Und für die Zwischenzeit:
https://rosenundsteinrosen.jimdofree.com/
Eva Haumann, Timmerbruch 25, 57368 Lennestadt