
ODER: EIGENTLICH ZU SCHÖN, UM AUFGEGESSEN ZU WERDEN…
Wenn du den Film „Titanic“ gesehen hast, kannst du dich bestimmt daran erinnern, was die Gruppe Musikanten auf dem fast schon senkrecht in die Luft ragenden Schiff tat!? Richtig, sie spielte einfach weiter, als wenn nichts passiert wäre… Warum du dich daran erinnern kannst!? Es kam dir bestimmt ebenso absurd vor wie mir. Aber eigentlich hatten sie doch Recht: Besonders in Zeiten, in denen das Schiff zu kentern droht, ist es doch nur allzu menschlich, sich in gewohnte Verhaltensmuster zu retten! Und auch wenn ich sicher bin, dass unser Schiff nicht untergehen wird, tat es doch erstaunlich gut, in diesen außergewöhnlichen Zeiten einfach ganz normal weiterzumachen. Zwar mit besser gewaschenen Händen und etwas mehr Abstand, aber ansonsten war es ein ganz normales Gespräch, das ich heute mit Caroline Schwanbeck führen durfte:
Die Leidenschaft ist geblieben
Caro, schön dich wiederzusehen! Von deinem Bananenkuchen bei „Hier und heute“ war ich ja schon ganz begeistert, aber als ich deine Torten auf der Homepage und bei Instagram gesehen habe, kam ich gar nicht mehr aus dem Staunen raus… Seit wann backst du? Und woher kommt deine Leidenschaft dazu?
Gefühlt backe ich schon immer, verstärkt wurde das aber so mit 14; da wusste ich, dass ich Konditorin werden will. Von da an habe ich zuhause aktiv geübt… Mit 16 bin ich dann in die Ausbildung gegangen, drei Jahre später habe ich die Gesellenprüfung abgelegt, mit 20 die Meisterschule gemacht und mit 21 dann noch den Betriebswirt des Handwerks und die Eisfachschule, um mich auch noch etwas auf Eistorten zu spezialisieren. Und dann habe ich mich direkt auch schon selbstständig gemacht, das war 2010.
Das ist ja gerade in jungen Jahren ein gewagter Sprung ins kalte Wasser. Was würdest du jungen Gründern raten?
Vielleicht genau das, was ich gemacht habe, nämlich, nicht so viel nachzudenken. Ich war jung und hatte einen Plan, von dem ich überzeugt war, also habe ich das einfach gemacht. Und dann habe ich die Entscheidung getragen, mit allen Konsequenzen. Teilweise hieß das, von morgens um 7 bis nachts um 12 in der Backstube zu stehen; drei Jahre lang habe ich keinen Urlaub gemacht, um das alles möglich zu machen. Das wusste ich natürlich alles vorher nicht, aber wenn ich eine Entscheidung treffe, trage ich die auch mit allen Konsequenzen. Quasi mit jedem Jahr kam dann ein Mitarbeiter dazu; wir feiern gerade unser zehnjähriges Jubiläum und nächsten Monat beginnt meine zehnte Mitarbeiterin bei uns.
Schon 2016 wurde dir der Preis als bester Ausbildungsbetrieb des Jahres von der Handwerkskammer Südwestfalen verliehen; gerade erst stand Luisa Rosemann, deine ehemalige Auszubildende und jetzt Gesellin, im Finale zur bundesweit gekürten „Miss Handwerk“. Wie wichtig ist es dir, dein Wissen und Können weiterzugeben?
Absolut wichtig! Zum einen egoistischerweise für meinen Betrieb, damit ich weiß, dass hier Fachkräfte arbeiten. Dann aber auch für das Handwerk als solches… Ich mag das Gejammer in Bezug auf Nachwuchsprobleme nicht! Es gibt genug junge Leute, die Bock haben und die entsprechenden Fertigkeiten mitbringen – man muss sie nur abholen! Ich musste tatsächlich auch meinen Führungsstil ändern, die Leute viel mehr mit einbringen, nach ihrer Meinung und ihren Ideen fragen. Sie einfach ernst nehmen. Und nicht sagen: Ich bin hier der Chef und sage, wo´s lang geht! Das funktioniert nicht mehr; das ist eine ganz andere Generation…
Auf deiner Homepage habe ich ganz außergewöhnliche Torten gesehen, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht für essbar halten würde. Kann man die Deko mitessen?
So gut wie immer… Alles, was geht, machen wir essbar, aber wenn eine Kunde sagt, dass er echte Blüten möchte, bekommt er die selbstverständlich auch. Alles andere an Figuren wird mit der Hand modelliert. Das Ganze beginnt immer mit einem ausführlichen Beratungsgespräch, dann zeichnen wir einen Entwurf, besprechen den im Detail mit dem Kunden. Dann fertigen wir die Rohlinge, bestreichen und bemalen sie, anschließend kommt die Dekoration. Und dann müssen wir natürlich auch noch liefern, was auch nicht immer ganz leicht ist. Schön ist, wenn Kunden mal Ideen haben, von denen ich nicht direkt weiß, wie ich sie umsetzen kann. Dann finden wir im Team eine kreative Lösung, das ist immer eine spannende Herausforderung!
Was war die ungewöhnlichste Torte, die du je gebacken hast? Und wie kommst du auf solche Ideen?
Also, eigentlich ist selbst eine Star-Wars-Hochzeitstorte nichts besonderes mehr; das kommt häufiger vor, als man denkt… Oder sie hat ihre Seite in pink, und er hat „Super-Mario“. Ich habe auch schon ein Kreuzfahrtschiff gemacht von 1,20 Meter Länge, das ist aber schon ein bisschen her. Da rechnet man dann den Maßstab um und fertigt es genauso in 3D an…
Was ist für dich das Geheimnis einer wirklich guten Torte?
Das fängt bei den Zutaten und Qualität der Produkte an, aber auch bei der Beratung. Derjenige, der das designt, muss das ja so auf Papier bringen und umsetzen, dass es übereinstimmend ist mit dem Bild, was der Kunde hat. Und natürlich die handwerkliche Fertigung; Viele greifen ja leider auf Convenience-Produkte zurück. Leuten, die in solchen Betrieben gelernt haben, muss man erstmal zeigen, wie man mit richtiger Butter backt. Das ist eigentlich schade für unseren Berufsstand! Wir machen sogar die Konfitüren für unsere Torten selbst; dafür sind wir dann aber auch flexibler.
Bei „Hier und heute“ habe ich ja schon verraten, dass ich beim Backen eher eine Anfängerin bin. Hast du auch einen Tipp für Neulinge auf dem Gebiet?
Da wäre wirklich der Bananenkuchen genau richtig für den Anfang; der ist simpel und schmeckt super. Davon bin ich immer ein Fan! Das Rezept gibt es noch mit Anleitung auf der Seite vom WDR… Ansonsten: Learning by doing! Ab April hatten wir eigentlich auch geplant, Tortenkurse zu geben. Da ist eigentlich alles auch schon terminiert gewesen, aber wir haben es noch nicht veröffentlicht, weil wir nicht wissen, wie es in der aktuellen Situation weitergeht. Es soll aber in Zukunft auf jeden Fall verschiedene Kurse hier in der Manufaktur geben!
Ja, es wird eine Zeit nach dem Virus geben, und ja, es lohnt sich, Pläne dafür zu schmieden. Caro macht es vor, und wenn du dich auch lieber noch mit leckeren Kunstwerken als mit Schreckensmeldungen beschäftigen möchtest, schau doch mal hier:
https://www.tortenatelier-schwanbeck.de/
https://www.instagram.com/tortenatelier_schwanbeck/
https://www.facebook.com/Tortenatelier.Schwanbeck
Die meisten Fotos wurden mit freundlicher Unterstützung zur Verfügung gestellt von:
Tortenatelier Schwanbeck, Gerlingser Platz 5, 58638 Iserlohn
Ein Kommentar zu „LECKERE KUNSTWERKE AUS DEM „TORTENATELIER SCHWANBECK““