
ODER: EINFACH NUR „PAULE“!
Stell dir mal kurz deine/n Lieblingsschauspieler/in oder -sänger/in vor: Stimme, Bewegungen, Mimik, Aussehen. Kommt dir bestimmt auch alles absurd vertraut vor, obwohl du diesem Menschen noch nie persönlich begegnet bist, oder? Nach so langer Zeit, die du ihm/ihr zuschaust oder -hörst, ist das aber nun auch wirklich kein Wunder! Aber hast du dir auch schon mal die Frage gestellt, wie dieser Mensch „in echt“ rüberkommt, ganz ohne Kameratricks und nachträgliche Bearbeitung? Mit dem Input zahlreicher „Wilsberg“-Folgen konnte ich mich jedenfalls bei den letzten Dreharbeiten in Münster davon überzeugen, dass Leonard Lansink noch viel netter ist als der manchmal etwas griesgrämisch dreinblickende „Georg Wilsberg“. Unbedingt wollte ich noch wissen, ob sein Patenkind „Alex“ in Wirklichkeit auch so schön ist, wie ich es bei jeder Folge nicht müde zu betonen werde, doch leider hatte Ina Paule Klink an diesem Drehtag andere Verpflichtungen… Doch wofür gibt´s denn das Sauerland – ich sag´s ja immer wieder!? Also bin ich am letzten Wochenende nach Hemer gefahren und habe eine ganz neue Seite von Paule entdeckt:
„Meine Geschichten sind alle echt und erlebt“
Paule, du spielst regelmäßig in „Wilsberg“ und im „Zürich-Krimi“, jetzt bist du auch noch musikalisch mit deinen selbst geschriebenen Liedern auf Tour. Bist du bewusst auf der Suche nach dieser Abwechslung oder ist das eher zufällig entstanden, indem du deinen Talenten nachgegangen bist?
Eigentlich bin ich grundsätzlich erstmal Sängerin und wollte das auch immer schon werden. Schon im Kindesalter, ich glaube so mit vier, als ich im Kindergarten war, hat sich herauskristallisiert, dass ich es mag, vor Menschen etwas zu tun, ob Gedichte oder Songs vortragen, völlig egal. Das stand auch nachher immer in meinen Zeugnissen: „Sie kann sehr gut Gedichte und Lieder vortragen.“ Das war eigentlich schon der Start, und da war mir auch schon klar: Ich liebe das, ich liebe Musik, ich liebe Singen! Ich konnte immer nicht verstehen, wenn andere Kinder die Töne nicht trafen, und hab sie immer sehr schnell und sehr doll berichtigt. So fügte sich das, und ging auch immer weiter… Dass ich Schauspielerin wurde, war, um ehrlich zu sein, eher ein Zufall. Ich hatte damals meinen ersten Plattenvertrag, und in diesem ganzen Konstrukt von Management war auch eine Schauspiel-Agentur, und die meinten, dass wir das ja mal versuchen können. Und so bin ich da irgendwie reingerutscht und habe meine allererste Hauptrolle dann mit vierzehn gespielt, an der Seite von – witzigerweise einem Musiker – Udo Lindenberg, und Nadja Tiller, Luci van Org und Horst Krause. Da waren ganz viele Größen dabei, die heute bekannt sind, und damals noch nicht bekannt waren und kleinere Rollen hatten. Horst König hat Regie geführt, ein großer, toller damaliger Kunstregisseur des NDR, und das war mein allererster Film! Ich habe das auch total genossen, weil es in dieser Rolle darum ging, dass ich singen, tanzen und schauspielern musste, was ja auch schon damals meine absoluten Leidenschaften waren. Und von da an stand fest, dass mir das alles Spaß macht und ich das alles machen will!
Mit „Diva Berlin“ und „Was heißt schon Liebe“ hast du zwei neue Songs herausgebracht. Dürfen wir ein ganzes Album erwarten?
Ich weiß, es hat gefühlt ewig gedauert und ich habe immer gesagt, dass ich daran arbeite… Habe ich auch, aber ich habe natürlich auch viel gedreht. Und Musik macht man nicht mal eben auf einer Arschbacke zum Frühstück, sowas entsteht in meinem Leben als Musikerin eher dann, wenn mir die Gefühle danach sind. Dann kommt das raus, was rauskommen muss! Meine Geschichten sind alle echt und erlebt… Ich kann das nicht einfach wie einen Job behandeln, das ist ein Moment, der entsteht. Und wenn man viel nebenbei hat, was in meinem Fall so war, dauert das halt ein bisschen. Vielleicht war es auch ganz gut, mal auf was anderes fokussiert zu sein, etwas Abstand zu gewinnen und dann noch mal neu draufzuschauen.
„Gefühlvoll“ war tatsächlich auch das erste Wort, das mir beim Reinhören in den Sinn kam. Welche Gefühle und Stimmungen prägen denn deine Musik derzeit?
Momentan ist das Leben wirklich großartig zu mir! Dieses Jahr ist ein Jahr, in dem ich mir so gut wie alle Träume verwirklichen konnte. Ich bin auf Tour, ich spiele meine Songs, ich habe eine tolle Band, mache das, worauf ich Lust habe! Ich bin ein freies, kreatives Menschenkind, das seinen Weg geht und seinen Traum verwirklicht, im musikalischen Bereich und in anderen Dingen. Ich bin umgeben von tollen Menschen, einer tollen Familie und wirklich guten Freunden… Dieses Jahr ist echt eins der großartigsten Jahre, und genau das geht auch in meine Musik ein.
Was sind deine musikalischen Einflüsse? Gibt es Bands oder Musikrichtungen, von denen du sagen würdest, dass sie dich inspirieren?
Ich liebe französische Musik, Carla Bruni, Edith Piaf, auch ganz alte Sachen, Chansons und so. Aber eigentlich bin ich eher so ein Quer-Beet-Musikhörer. Ich bin gerne auch auf Konzerten, wo ich gar nicht weiß, was kommt, und die Songs dann zum ersten Mal live höre. Das sind immer die besten Konzerte! Daher kann ich auch gar nicht so festlegen, wo ich mich inspirieren lasse… Es gibt immer so Phasen im Leben, da höre ich mal eher die oder eher die andere Richtung. Ich mag zum Beispiel auch Popmusik total gern! Das darf man gar nicht sagen, aber früher stand ich total auf Britney Spears. Und Michael Jackson war immer mein größtes Vorbild, der hat mich schon sehr geprägt!
Jan Josef Liefers, Axel Prahl, Marius Müller Westernhagen oder international auch David Bowie: singende Schauspieler oder schauspielernde Sänger sind ja nicht selten… Gibt es deiner Meinung nach vielleicht sogar eine Verbindung zwischen Schauspielerei und Musik?
Mmmh, also, es könnte vielleicht was mit dem Publikum zu tun haben… Ich weiß gar nicht so genau, aber ich glaube, Jan Josef Liefers spielt nicht so viel Theater, und Axel auch nur ein bisschen… Und viele Schauspieler brauchen ein Publikum! Ich habe das jetzt hier vor der Bühne, da sind direkt die Menschen, die meine Sachen annehmen und aufnehmen. Und im besten Fall auch noch applaudieren. Viele Schauspieler bekommen diesen Applaus im Theater, das bewundere ich auch sehr, ist aber eher nicht so mein Ding. Mir reicht da die Kamera, und das Publikum habe ich in der Musik. Vielleicht ist es das schon der Zusammenhang… Und dass man in der Musik mehr man selbst ist, und als Schauspieler doch oft eine Rolle spielt, die geschrieben wurde, vielleicht auch für einen, aber meistens ja nicht. Oft ist es so, dass man ein Drehbuch bekommt und spielt, was einem vorgelegt wird, und das ist auch toll, weil man sich da so reinplumpsen lassen kann! Aber es ist halt eben nicht deins… Und in der Musik ist es zu hundert Prozent deins. Da fühlt man sich dann auch wie ein angeschossenes Reh, wenn das einer aus deinem näheren Umfeld nur so mittelmäßig findet. Das ist dann viel schlimmer, als wenn ein Film nur so okay ist…
Du warst schon häufiger mit Bela B. von den „Ärzten“ auf Tour; gerade hast du hier dein vorerst letztes Konzert als Support-Act von „Pur“ gespielt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Ich kenne Hartmut schon ganz lange. Wir haben schon zusammen Musik gemacht, ich habe auf seinem Solo-Album gesungen. Wissen gar nicht so viele Leute, dass er ein Solo-Album auf Englisch gemacht hat, aber das ist ganz toll geworden! So habe ich ihn kennengelernt, und wir haben gemerkt, dass unsere Stimmen wahnsinnig gut zusammenpassen. Um ehrlich zu sein, ich habe ihn einfach angerufen und gefragt, ob er nicht Lust hätte, dass ich ein, zwei Konzerte mit „Pur“ spiele, und er hat mir gleich sechs geschenkt. Und so kam ich her!
Zuletzt hast du mit „Diva Berlin“ eine Hymne auf die Hauptstadt geschrieben. Ich muss ja gestehen, dass ich die Ruhe und Natur hier im Sauerland dem doch hektischen Großstadtleben vorziehe. Wie ist das bei dir? Bist du durch und durch Großstadtmensch?
Nein! Also auch… Ich komme zwar aus Berlin, aber habe lange am Stadtrand gelebt, da gibt es auch Ecken, wo es etwas ländlicher ist. Dennoch bin ich jetzt komplett in der Mitte von der Mitte – also, ich wohne in Berlin-Mitte. Hier sind wir jetzt in Hagen untergebracht, mit Ausblick auf die Berge und die Kühe, da bin ich echt ausgeflippt! Total schön… Ich liebe die Natur! Aber natürlich auch die Großstadt… Ich glaube, irgendwann tendiert man wieder etwas mehr dahin, wo man herkommt. Und ich komme eben nicht aus der Mitte von der Mitte, sondern vom Rand von Berlin, und ich glaube, früher oder später werde ich wieder aufs Land zurückziehen, oder ans Meer!
Kommen wir noch mal zurück zur Schauspielerei: In meinem Münsterblog durfte ich schon mit Leonard Lansink über die kommenden zwei „Wilsberg“-Folgen „Vaterfreuden“ und „Der Leibwächter“ sprechen. Deine Rolle „Alex“ ist ja mal mehr und mal weniger im Vordergrund. Wie sieht es diesmal aus?
Da hast du mich jetzt voll aus der Kalten erwischt! Ich bin immer total froh, wenn ich mit Leonard zusammen Interviews gebe, weil ich kann mir immer nicht merken, welche Szene zu welchem Titel gehört… Und die Titel ändern sich zwischendurch auch mal… Dass ich manchmal nicht so oft dabei sein kann, liegt auch daran, dass sich das mit den Dreharbeiten für den wunderbaren „Zürich-Krimi“ mit Christian Kohlund überschneidet. Gott sei Dank arbeiten beide Produktionen super zusammen, inkognito quasi, und teilen sich mich auf. Das sind zwei Rollen, die ich sehr liebe und inzwischen auch verinnerlicht habe, so bekomme ich das ganz gut hin. Auch beim „Zürich-Krimi“ ist es inzwischen ein Nach-Hause-Fahren, und nicht mehr die Anspannung, der große Berg, der überwunden werden muss. Ich freu mich wirklich auf die Dreharbeiten, und bei „Wilsberg“ sowieso. Im Oktober habe ich da jetzt mein Zwanzigjähriges… Da sind nicht nur die Örtlichkeiten vertraut, sondern auch das ganze Drumherum eine große Familie!
Hast du was mit „Alex“ gemeinsam?
Viel! Klar, als ich damals angefangen habe, war ich schon noch ein bisschen jünger, aber da war es schon so, dass ich relativ viel Freiraum hatte. Das war ungewöhnlich, damals gab´s das eigentlich nicht so… Da gab´s sonst immer große Vorgaben, mindestens zwei Seiten Profil-Beschreibung. Bei „Alex“ war das ´ne halbe Seite, und mir wurde sehr viel Freiraum gelassen, wie ich diese Rolle gestalte. Der Regisseur war sehr offen damals, Dennis Satin, war mein allererster „Wilsberg“-Regisseur, der hat viele Folgen gemacht am Anfang. Dementsprechend sind „Alex“ und Paule schon gleich frech, haben eine ähnliche Energie, was immer was tun, immer weitergehen angeht. Niemals stillstehen… „Alex“ ist schon ein bisschen naiver als Paule und hat ein bisschen mehr Pech mit Männern.
Ich würde ihr da doch „Ekki“ sehr ans Herz legen…
Man soll niemals nie sagen! Tausend Mal berührt, man kennt das ja… Genauso wie bei „Georg“ und „Anna“.
Die Film- und Fernsehwelt ist ja ziemlich im Umbruch. Früher war Kino König und Serien waren eher zweite Wahl. Heute reden alle über Serien, allerdings gibt es jetzt mit „Prime“, „Netflix“ und „Sky“ ganz neue Anbieter, die zum Glück auch in Deutschland Serien drehen. Sind das Projekte, die auch du spannend findest und in denen du dir vorstellen könntest, in Zukunft mitzuspielen?
Dass ich jetzt gerade hauptsächlich in Krimis mitspiele, ist tatsächlich eher Zufall. Mitte September kommt auch noch mal eine Reihe im ZDF, das ist ganz was anderes, eher eine Familiengeschichte oder ein Drama, „Lena Lorenz“. Da spiele ich eine Mutter zweier Kinder mit allerhand Problemen, das ist mal was ganz anderes, echt spannend, mit einem tollen Team und einem großartigen Regisseur, Ismail Sahin. Sein Erstlingswerk im deutschen Fernsehen, er hat auch schon sehr viel in der Türkei gedreht und startet jetzt hoffentlich auch in Deutschland richtig durch. Der hat mir diese Rolle sozusagen geschenkt, und das ist ganz was anderes! Ich schaue auch gern Krimis, und gerade auch die deutschen Krimis werden immer besser. „Netflix“ ist toll, und ich sage ja niemals nie, aber ich freue mich auch sehr, Teil eines guten Fernsehfilms oder einer -reihe zu sein!
Abschließender Abgleich Film – Realität: Ja, Paule ist wirklich so schön wie im Fernsehen, vielleicht sogar noch ein bisschen strahlender und tatsächlich auch ein bisschen zierlicher, als ich sie mir vorgestellt hatte… Absolut herzlich und offen, aber ohne die Spur untergekühlter Professionalität, die „Alex“ gelegentlich an den Tag legt. Fernsehen ist manchmal also doch schon ganz schön nah dran an der Realität. Mein einziger Tipp an die Macher: Lasst Paule doch auch auf dem Bildschirm häufiger singen – sie kann´s!
Die Fotos von Paule auf der Bühne und mit ihren Bandkollegen Wayne Jackson und Jan Stolterfoht wurden mit freundlicher Unterstützung zur Verfügung gestellt von: