
ODER: EINFACH MAL DANKE SAGEN…
150 Gramm Lebensmittel wirft jeder von uns täglich weg – insgesamt landen so über vier Millionen Tonnen jährlich im Müll der Privathaushalte – und 300.000 Tiere sitzen in deutschen Tierheimen und warten sehnsüchtig auf einen neuen Besitzer… Warum ich das in einem Atemzug erwähne? Weil die Haltung, die hinter beiden Problemen steckt, die gleiche ist: Niemand will die Banane mit dem braunen Fleck, niemand den Hund mit dem Handicap oder der unschönen Vorgeschichte! Es gibt zwar Vorstöße, das „Containern“ zu erlauben, es bestehen auch geschickt formulierte Selbstverpflichtungen der großen Konzerne und ernsthafte Bemühungen von kleineren Unternehmen, aber im Großen und Ganzen hat sich in Bezug auf die Lebensmittel noch nicht viel geändert! Und obwohl der Hund mehr Gefühle als die Banane hat (von einer Seele traut man sich gar nicht erst zu sprechen), konnte ich keine Bemühungen finden, die Nachzucht von Haustieren an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Letztendlich muss das Umdenken aber auch nicht in irgendeinem Gesetz oder Konzept stattfinden, sondern in unseren Köpfen: Wie süß schmeckt doch die etwas überreife Banane, wie viel Freude bereitet uns der „unperfekte“ Hund!
Den Tieren eine Stimme geben…
Vor ein paar Monaten stand ich früh an einem grauen Samstagmorgen vor dem Tor des Tierheims Lippstadt, im Gepäck einen sehr lieben Kater, der die letzten Wochen mit absoluter Regelmäßigkeit auf unserer Fußmatte genächtigt hatte. Ich habe Rotz und Wasser geheult; hatte ich mich doch in der Zeit, in der ich nach seinem Besitzer suchte, sehr an ihn gewöhnt. Doch ich wusste, dass es das Beste für ihn war, in erfahrene Hände zu kommen, die sich so um ihn kümmern können, wie er es verdient hat… Als ich da so stand und auf den Mitarbeiter wartete, ist mir erstmal so richtig bewusst geworden, wie dankbar wir für die Arbeit der Tierheime sein können!
So selbstverständlich, wie wir das immer annehmen ist das nämlich gar nicht, basiert die umfangreiche Arbeit doch zu einem großen Teil auf freiwilligem Engagement von Tierfreunden. Dem „Tierschutzverein Lippstadt und Umgebung e.V.“ haben sich inzwischen über tausend Mitglieder angeschlossen, die durch ihre Mitgliedsbeiträge und tatkräftige Hilfe genau den Tieren ein schönes Zuhause schenken, die wir mehr oder weniger achtlos „weggeworfen“ haben.
Daher bin ich am „Offen Sonntag“, der an jedem zweiten Sonntag im Monat stattfindet, dorthin gefahren, um einmal danke zu sagen, und mir die Arbeit vor Ort näher anzusehen. Letzteres war problemlos möglich, den Dank bin ich nicht so leicht los geworden. Die Mitarbeiter im Tierheim denken nämlich genau andersrum: Sie sind dankbar dafür, dass Menschen aus der Umgebung hilflose Tiere zu ihnen bringen. Und deswegen nehmen sie auch wirklich jedes Tier gern auf, auch wenn einige Arten nach einer gewissen Zeit in einem anderen Heim oder einer Pflegestelle untergebracht werden, weil eine artgerechte Haltung hier auf Dauer nicht möglich ist.
Auf dem 4.400 Quadratmeter großen Gelände in Lippstadt-Lipperode ist seit 1991 so viel passiert, dass Hunde, Katzen, Kleintiere und Reptilien hier ein wunderbares neues Zuhause finden, wenn es auch nur vorübergehend ist. Die vierzehn Hundeboxen wurden vor zwei Jahren komplett saniert und in der Größe verdoppelt, die Hunde können ebenso wie die Katzen in den Katzenzimmern zwischen Innen- und Außengehege wechseln, es gibt ein eigenes Gebäude für die Kranken- und Quarantänestation, und drei Auslaufwiesen.
Bei der Einrichtung geben sich die Mitarbeiter viel Mühe, den Tieren kuschelige Rückzugsmöglichkeiten und einige Beschäftigungs- und Spielmöglichkeiten bereit zu stellen.
Neuerdings sind auch drei großzügige, helle Pensionszimmer für Katzen entstanden; auch Hunde können während eines Urlaubs oder eines Krankenhausaufenthaltes hier vorübergehend betreut werden.
So ausgestattet kann das Tierheim Lippstadt ein Einzugsgebiet von 200.000 Einwohnern optimal versorgen, das vom Sauerland (Rüthen und Warstein) bis ins Münsterland (Wadersloh) reicht. Allein in diesem und letztem Jahr wurden 570 Katzen, 133 Hunde, 142 Wildtiere, 57 Kleintiere, 27 Vögel, 13 Reptilien und 7 Nutztiere hier aufgenommen, versorgt und möglichst weitervermittelt bzw. wieder in die Natur entlassen. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass der finanzielle Aufwand enorm ist, und die Futterkosten noch den geringsten Posten darstellen!? Daher möchte ich nochmals betonen, dass 65 Prozent allein aus den Mitgliedsbeiträgen, Spenden, ehrenamtlichem Engagement und Einnahmen aus Veranstaltungen finanziert werden, die restlichen 35 Prozent trägt die Kommune. Ich sag´s jetzt trotzdem: Danke!!!
Sam und Co.
Glücklicherweise werden ähnlich viele Tiere vermittelt wie abgegeben. Manche ziehen schnell wieder in ein neues Zuhause um, weil sie sich gut präsentieren und weitgehend problemfrei sind. Andere, die sich bei Besuch immer verstecken oder gar aggressiv zeigen, oder die ein größeres Handicap haben, müssen oftmals länger warten.
Besonders sehnsüchtig sucht der achtjährige Labrador Sam nach menschlichem Kontakt. Superlieb, aufgeschlossen, eigentlich zum Verlieben; allerdings muss er Medikamente bekommen, an deren Kosten sich das Tierheim auch nach Vermittlung noch beteiligen würde. Also, falls du wen kennst, der wen kennt, der sich das vorstellen könnte: Sam ist wirklich ein Schatz!
Der Chihuahua-Mix King versteckt sich immer, hat daher auch eher wenig Chancen, der Cavalier-King-Charles-Spaniel-Mops-Mix Scotty hat einen starken Jagdtrieb, und der Malinois-Chow-Chow-Mix Zeus ist etwas zu temperamentvoll, aber letztendlich hat doch jeder von uns auch seine Schwächen (und Stärken), oder?
Mit Sachverstand, konsequenter Erziehung und liebevoller Haltung lassen sich aus denen garantiert noch wahre Prachtburschen machen; gleiches gilt natürlich für die anderen sieben Hunde, 73 Katzen und vier Kaninchen, die derzeit zur Abgabe bereit sind. Oftmals ist es so, dass potenzielle neue Besitzer wegen einem bestimmten Tier kommen und sich dann in ein anderes verlieben; die Chemie muss schließlich stimmen, und die kann ein Foto nicht vermitteln.
Auch hier stehen die insgesamt fünfzehn Mitarbeiter, zu denen auch Auszubildende und Teilzeit-Kräfte gehören, mit Rat und Tat zur Seite. Sie verstehen sich über die Vermittlung hinaus als verantwortlich und checken bereits im Vorfeld gründlich ab, ob Tier und Halter zueinander passen. Und so kann es auch schon mal sein, dass du vielleicht ein bisschen warten musst, bis du „dein“ Tier findest, oder den Kontakt zu anderen Tierheimen empfohlen bekommst, mit denen jeweils eine enge Zusammenarbeit besteht.
Und wir?
Ich habe doch genauso gedacht wie du: es fehlen die Zeit, die finanziellen Möglichkeiten, vielleicht auch der erste Zugang; irgendeinen Grund gibt es immer, warum man gerade nicht helfen kann… Aber dann habe ich erfahren, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, die Arbeit im Tierheim zu unterstützen: Klar, das größte Geschenk, das du einem Tier machen kannst, ist, ihm ein neues, liebevolles Zuhause zu schenken. Aber nicht jeder hat die Möglichkeit dazu, das ist völlig klar! Das muss auch gar nicht sein, die Tiere freuen sich auch unglaublich über ein kleines Geschenk, und damit meine ich deine Zeit: Die Katzen kraulen, mit ihnen spielen, vielleicht nur etwas vorlesen, da sein… Reicht völlig aus und wird mit wohligem Schnurren belohnt 😉
Das wäre natürlich auch was für die Hunde, wobei die sich noch mehr über eine ausgiebige Gassi-Runde freuen. Beachte bitte, dass du für Hunde über 20 Kilo einen Sachkundenachweis brauchst, der aber ähnlich wie die theoretische Führerscheinprüfung nicht allzu schwer zu erwerben ist… Wenn du die täglichen Gassigeh-Zeiten von 14:00 bis 15:00 Uhr nicht einhalten kannst, sind auch individuelle Absprachen möglich.
Aktuell befinden sich zwei Katzenmamas mit ihren Babys und vier Katzenbabys ohne Mama im Tierheim.
Die Kleinen müssen alle zwei Stunden gefüttert werden, entlohnen aber mit ihrem bezaubernden Anblick. Es werden dringend und jederzeit Päppel- und Pflegestellen gesucht, die Tiere mit besonderen Bedürfnissen vorübergehend versorgen können.
Falls es dir die Katzenbabys angetan haben: Für ein paar Wochen müssen sie noch bei ihrer Mama bleiben, dann werden sie zu zweit oder einzeln zu einer anderen Katze vermittelt…
Weitere Unterstützungen sind in verschiedener Form möglich: als direkte Spende an den Verein oder über den Kauf vom „Wunsch der Woche“ vom Amazon-Wunschzettel (wird immer bei Facebook veröffentlicht).
Auch Futter (Trocken- und Feuchtfutter sämtlicher Marken ist willkommen) und Sachspenden (Spielzeug, Kratzbäume, Hundekörbe, Decken usw.) finden immer dankbare Abnehmer. Wenn du noch etwas zuhause übrig hast, einfach mal anrufen und fragen, ob es Verwendung finden kann.
Das Sommerfest ist inzwischen weithin bekannt und findet dieses Jahr am 07. Juli von 11:00 bis 16:30 mit Live-Musik, Trödel, Tombola, Spielmobil, allerlei Leckereien und vielem mehr statt. Wenn du vorbeikommst, und ein Stück Kuchen in netter Atmosphäre genießt, unterstützt du damit ebenfalls die Arbeit des Tierheims. Stichwort Kuchen: Falls du lecker backen kannst, gerne zum Sommerfest oder den Offenen Sonntagen einen mitbringen; Bedarf gibt´s immer!
So, Ausreden sind nun wirklich nicht mehr möglich, hier kann wirklich jeder etwas tun!
Manchen ist doch echt alles banane…
Vor siebzig Jahren gegründet, um das Problem mit den vielen freilaufenden Katzen in Lippstadt zu lösen, hat das Tierheim Lippstadt in seiner Geschichte auch schon ganz andere Trends beobachtet: In den Neunzigern kam plötzlich eine Schwemme an Dalmatinern (rate mal, nach welchem Film), dann wieder wunderschön anzusehende Rassenhunde, über deren besondere Charaktereigenschaften sich aber im Vorfeld niemand informiert hatte… Versteh mich nicht falsch, ich will nicht kritisieren, dass Menschen ihre Tiere im Tierheim abgeben; es gibt Situationen, die das erfordern, und dann ist es absolut der richtige Weg!
Aber: wer einen schön anzusehenden Rasse-Hund beim Züchter „shoppt“ und ihn nur ein halbes Jahr später über diverse Kleinanzeigen-Portale wieder loswerden will, weil sich „die Lebensumstände geändert“ haben (wie durchaus vielfach beobachtet), dem ist doch alles banane und der ist meiner Meinung nach auch banane!
Wenn auch nicht aus dem Tierheim, so habe ich in gewisser Weise meine Hunde Henry und Gibby auch adoptiert. Ja, sie haben ihre Macken, und vielleicht hätten sie die nicht, wenn sie von Anfang an bei mir gewesen wären, vielleicht hätten sie dann andere, ich weiß es nicht. Was ich aber weiß: Genau so, wie sie sind, sind sie für mich perfekt!
Ich habe das Tierheim Lippstadt stellvertretend für alle Tierheime vorgestellt, wo auch immer sie tätig sind. Die Möglichkeiten zur Unterstützung sind überall die Gleichen:
Tierschutzverein Lippstadt und Umgebung e.V, Margaretenweg 80, 59558 Lippstadt