WUNDERBARE BEGEGNUNGEN IM „WILDPARK BILSTEINTAL“

ODER: WAS NICHTS KOSTET, TAUGT AUCH NICHTS!?

 

Man muss seinem Kind was bieten. Immer höher, immer schneller, immer weiter! Da legt man doch gern knapp zweihundert Euro für die Tagestickets einer vierköpfigen Familie hin, um den Kleinen ein unvergessliches Freizeitpark-Vergnügen zu bereiten… Und dann findet man sich zwischen Softeis-Ständen, Pommesbuden und Souvenir-Shops – kurz gesagt, weiteren kommerziellen Angeboten – wieder, die Kinder quengeln, weil sie alles davon haben wollen und überhaupt keine Lust haben, ewig in der Schlange auf den Zugang zur nächsten dreiminütigen Achterbahnfahrt zu warten, und am Ende des Tages sitzen alle halbwegs entnervt und um ein kleines Vermögen erleichtert wieder im Auto und bahnen sich einen Weg durch die endlosen, überfüllten Parkplatz-Reihen. Okay, vielleicht etwas überspitzt dargestellt, aber wenn wir ehrlich sind, können die (aufgrund der hohen Kosten auch hohen) Erwartungen bei solchen Ausflügen doch niemals wirklich erfüllt werden!? Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass etwas, was gar nichts kostet, auch gar keinen großen Mehrwert bieten kann. Also, keine Kosten, keine Erwartungen, die enttäuscht werden können! Kann man ja mal ausprobieren… Allerdings gibt es kaum noch Ausflugsziele, die keine Kosten verursachen – eins habe ich aber doch gefunden:

 

Sauerland Waldroute

 

Der Park

 

Fernab von künstlich-kunterbuntem Plastik-Zucker-Kitsch liegt das Bilsteintal südwestlich an Warstein angrenzend im Arnsberger Wald. Zu dieser natürlichen Kulisse, bestehend aus Wanderwegen und verschlungenen Pfaden durch alte Baumbestände, dem plätschernden Bilsteinbach und den vielfältigsten Geräuschen der tierischen Bewohner hast du vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr FREIEN Eintritt (und kannst sogar deinen angeleinten Vierbeiner mitnehmen).

 

Bilsteinbach

 

Besonders markant ragt der mächtige Bilsteinfelsen hervor, dessen Höhlen schon in der Steinzeit von den Ur-Sauerländern bewohnt wurden. Heute kannst du ihn leicht erklimmen und den Ausblick auf die wunderbare Umgebung genießen.

 

Bilsteinfelsen

 

Allein diese idyllische Natur wäre schon einen Besuch wert, aber die Hauptattraktion dieses Vergnügungsparks kommt erst jetzt, nämlich die Bewohner.

 

Das Wild

 

Wenn du dir den ganzen Wildpark vorgenommen hast, wäre es natürlich blöd, gleich beim ersten Gehege „hängen“ zu bleiben, aber verstehen könnte ich´s. Die Sikahirsche, die hier leben, könnte man wahrscheinlich stundenlang beobachten, ohne dass Langeweile aufkommt.

 

 

Eigentlich in Ostasien beheimatet sind sie aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit in viele Teile der Erde eingeführt worden. Ins Sauerland brachte sie Baron von Donner im Jahr 1893, um sie in seinem 800 Hektar großen Wildpark zu halten. Einige ihrer Nachfahren leben heute im Arnsberger Wald in freier Wildbahn, weil 1936 ein Zaun des Wildgeheges bei einem Schneesturm beschädigt wurde.

 

 

Im Wildpark Bilsteintal ist ein großzügiges Gehege mit Unterständen ihr Zuhause. Mit ein paar Kastanien und etwas Mais (vor Ort gegen einen geringen Aufpreis erhältlich) lassen sie sich gern an den Zaun locken und fressen sogar aus der Hand.

 

Bilsteintal Sikahirsche Kitz

 

Wenn du es dann doch endlich geschafft hast, dich von diesem zauberhaften Anblick zu lösen, triffst du gleich eine Kurve weiter auf die nächste zuckersüße Rasselbande.

 

 

Natürlich sind Wildschweine durchaus wehrhafte Tiere, die man in freier Wildbahn keineswegs unterschätzen sollte, im „Wildpark Bilstein“ kannst du ganz liebevolle Szenen zwischen der Bache und ihren kleinen Frischlingen beobachten.

 

 

Wenn du noch etwas bleibst, entdeckst du die Erwachsenen beim Bad oder ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem „In-der-Erde-Buddeln“.

 

 

Ihre direkten Nachbarn sind die Ziegen, du musst dich nur einmal Richtung Bilsteinfelsen umdrehen. Da bekommt doch das Wort „Bergziege“ nochmals eine ganz neue Bedeutung!?

 

 

Zu den Rothirschen liegt dann nochmal ein kleiner Fußmarsch durch oben erwähnte Kulisse vor dir, zumindest, wenn sie im oberen Teil ihres Geheges sind. Dieses ist nämlich zweigeteilt durch die 2015 fertiggestellte, überdachte „Hirschbrücke“, von der du beide Areale wunderbar überblicken kannst.

 

Bilsteintal Hirschbrücke

 

Die Bäume wirken – wie für Wildgehege typisch – an der unteren Seite fast wie kerzengerade abgeschnitten. Woran das größte Tier nicht kommt, wird nicht abgeknabbert…

 

Bilsteintal Bäume

 

Der Rothirsch ist übrigens die größte heimische Wildart, anmutig und stolz in seiner Erscheinung, mit ganz sanften Augen. Auch hier dauerte es eine ganze Weile, bis ich mich von seinem Anblick lösen konnte.

 

 

Beim Fuchs musste ich etwas mehr Geduld mitbringen, bis ich ihn überhaupt zu Gesicht bekam, aber irgendwann hat auch er stolz seine Beute am Gatter präsentiert.

 

 

Irgendwie ebenfalls eine wertvolle Erfahrung: Die Luchse, Waschbären und Skudden sind mir leider nicht vor die Kamera gekommen. Auch wenn die Bilsteintal-Bewohner gut an Menschen gewöhnt sind, es bleiben eben wilde Tiere, und die sind eben nicht allzeit verfügbar, wenn sie ein großes Gehege mit vielen Unterschlupfmöglichkeiten zur Verfügung haben. Umso größer ist die Freude aber dann, wenn sich Ruhe und Geduld auszahlen, und sie sich vorsichtig am Gatter zeigen!

 

Wald KulTour

 

Die „Möglich-Macher“

 

Klar, das bisschen Futter der Besucher reicht nicht aus, die Tiere müssen täglich versorgt werden. Seit 2011 ist nun der „Bilsteintal e.V.“ für den Betrieb des Wildparks zuständig. Ursprünglich gegründet, um die „Alte Jugendherberge“ auf dem Gelände vor dem Abriss zu retten, hat er in den letzten Jahren schon viel auf den Weg gebracht und den Wildpark fortlaufend für Tiere wie Besucher verschönert.

 

Bilsteintal Insektenhotel

 

Irgendwie muss das Ganze natürlich finanziert werden. Dazu werden ausschließlich Mitgliedsbeiträge und freiwillige Spenden sowie die Erlöse aus den Führungen (Erwachsener: 5 Euro, Kinder: 3 Euro) durch die Tropfsteinhöhle, die direkt am Bilsteinfelsen liegt, und aus dem Futterverkauf genutzt. Ich finde, wir können echt dankbar sein, dass Menschen sich solche Mühe machen, uns ein wunderbares Ausflugsziel mit Einblick in die Tierwelt des Arnsberger Waldes und den Bewohnern ein artgerechtes, schönes Zuhause zu schaffen! Falls wir also die Möglichkeit haben, tatkräftige Hilfe ist bestimmt immer gefragt…

 

Bilsteintal Infotafel

 

Am Ende meines Ausflugs saß ich tiefenentspannt wieder im Auto, beeindruckt, ja sogar bewegt von den zauberhaften Begegnungen, und hatte dafür keinen Cent gezahlt. Dabei ist gerade diese Erkenntnis, dass wahre Freude nicht immer was kosten muss, doch eigentlich unbezahlbar! Und ja, ich bin schon groß und noch dazu sehr naturverbunden, aber ich habe auch die strahlenden Augen und die vor Begeisterung hüpfenden Kinder gesehen, nachdem ein Reh ihnen aus der Hand gefressen hatte (okay, das Reh war dann weg)…

 

Bilsteintal Sikahirsch Kopf

 

Bilsteintal, Im Bodmen 54, 59581 Warstein

http://www.bilsteintal.de/

Ein Kommentar zu „WUNDERBARE BEGEGNUNGEN IM „WILDPARK BILSTEINTAL“

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