DER JUNGE MIT DEN GITARREN: STEVEN DEN TOOM

ODER: MUTIG, GEDULDIG, TALENTIERT!

 

Manchmal trügt der erste Eindruck: Jemand, der anfangs noch recht unsympathisch erschien, stellt sich plötzlich als echt netter Mensch heraus – und leider passiert das auch umgekehrt… Dieses Mal hat mich mein Bauchgefühl aber nicht im Stich gelassen; ganz im Gegenteil, es lag sogar goldrichtig. Als ich Steven den Toom bei Instagram entdeckte, war mir irgendwie gleich klar, dass der eine spannende Geschichte zu erzählen haben musste! Lag es an seinen auffallenden Locken, dem Hashtag Sauerland in Verbindung mit dem niederländischen Namen oder der außergewöhnlichen Gitarre, ich weiß es nicht, vermutlich war es das Gesamtpaket… Also, bin ich nach Winterberg-Altastenberg gefahren und habe festgestellt: Steven hat tatsächlich viel zu erzählen und ist noch dazu ein verdammt cooler Typ, und das gleich aus verschiedenen Gründen!

 

Coolnessfaktor „Mut“

 

Um zu verstehen, warum ich Steven für echt mutig halte, müsstest du mich auf eine kleine Reise begleiten: Vor sieben Jahren kam ein fünfzehnjähriger Schüler im niederländischen Utrecht an einem Samstagabend auf die Idee, ins 150 Kilometer entfernte Antwerpen umzuziehen, um sich an der dortigen Musikinstrumentenbauschule zum Gitarrenbauer ausbilden zu lassen. Dass das keine pubertäre Illusion, sondern ein ernstgemeinter Berufswunsch war, konnten sich seine Eltern, die ihren Sohn während seiner gesamten Kindheit an Dingen tüfteln und bauen sehen hatten, nur allzu gut vorstellen. Also ging es gleich am nächsten Tag nach Belgien, obwohl ja sonntags alles geschlossen war – nur um „die Atmosphäre zu riechen“, wie Steven es nennt.

 

Steven den Toom Luthier

 

Gut, den Schulabschluss musste er schon noch machen, aber unmittelbar danach verließ der Sechzehnjährige das heimische Utrecht für eine dreijährige Ausbildung zum „Zupfinstrumentenmacher“ in Antwerpen. Plötzlich musste aus dem Kind ein Erwachsener werden, doch einen Mietvertrag unterschrieben konnte er in seinem Alter nicht, ebenso wenig die anderen Auszubildenden, die alle deutlich älter waren, zu langen Party-Nächten begleiten – in die Clubs kam er gar nicht erst rein. Doch so richtig viel machte Steven das gar nicht aus, denn endlich konnte er das, was er schon seit fünf Jahren an seiner eigenen Gitarre „erforschte“, endlich auf wissenschaftlich fundierte Beine stellen, und seine Abende zwischen Leim und Holz verbringen. Seiner Vorliebe gilt seitdem der „Klassischen Gitarre“, auch „Spanische Gitarre“ genannt.

 

Steven den Toom Gitarre Ahornholz

 

Nachdem er zum „Luthier“ (der französische Begriff für den Saiteninstrumentenbauer) geworden war, hätte es Steven dann eigentlich in seine Heimat zurückgezogen, wenn seine Familie diese nicht zwischenzeitlich verlassen hätte. Seine Eltern hatten nämlich, als der jüngste Sproß so unerwartet das Haus verlassen hatte, selbiges verkauft und waren ins Sauerland, das sie schon in zahlreichen Urlauben schätzen und lieben gelernt hatten, gezogen, um Ferienwohnungen („Gästehaus am Berg“) zu betreiben. Steven war bei den früheren Urlauben dabei und konnte sich der Schönheit des Sauerlandes natürlich nicht verwehren, sodass er seiner Familie nach Altastenberg folgte. Aber nun mal ganz im Ernst, als Neunzehnjähriger von Antwerpen in ein 300-Seelen-Dorf zu ziehen, ist bestimmt nicht leicht, wo auch immer es liegt. Ich hab ja gesagt, Steven ist mutig!

 

Steven den Toom Gitarre Titelbild

 

Coolnessfaktor „Geduld“

 

Okay, wenn man so jung seine Ziele schon in die Tat umsetzt, erscheint man nicht wirklich als geduldig. Diese Fähigkeit wird erst sichtbar, wenn man Steven bei der Arbeit zusieht… Oder sie sich viel mehr erklären lässt, denn so viel passiert da in einem überschaubaren Zeitraum nicht. Zunächst müssen viele Elemente vorbereitet werden, bis es an den eigentlichen Bau gehen kann. Für sein aktuelles Meisterwerk hat Steven minikleine Tulpen (die Heimat lässt grüßen 😉) aus Perlmutt und Padoukholz ausgesägt und penibel genau gefeilt.

 

 

 

Andere Verzierungen entstehen, in dem er dünne Furnierholzplatten zusammenleimt, in Stabform bringt und dann scheibchenweise absägt. Immer nach einem bestimmten Muster versteht sich, soll ja schließlich schön, um nicht zu sagen perfekt, aussehen.

 

 

 

Der Boden und die Decke müssen ausgesägt und exakt verleimt werden, die Seitenteile werden zunächst in Wasser aufgeweicht und dann mit Wärmezufuhr in die passende Form gebogen. Steven verwendet unterschiedliche Holzarten, weil die Gitarre es erfordert: Während die Decke federleicht und aus Fichtenholz sein muss, damit sie gut schwingen und einen vollen Ton wiedergeben kann, eignet sich das harte Ebenholz eher für das Griffbrett. Um an das passende Material zu kommen, fährt Steven zum Beispiel nach Oberösterreich und Slowenien und packt eine Bulli-Ladung Höhenfichte, die deutlich stabiler als unsere heimische ist, ein.

 

 

Unzählige Arbeitsschritte später ist die Gitarre dann fertig und würde in der Industrie-Herstellung kurzerhand mit einer dicken Lackschicht überzogen. Aber genau hier liegt das Problem: Das Holz kann sich dann nicht mehr bewegen, nicht mehr schwingen, was deutlichen Einfluss auf die Tonqualität hat. Also poliert Steven viele weitere Stunden mit Schellack, der das Holz zwar auch schützt und widerstandsfähig, aber eben nicht unbeweglich macht.

 

Steven den Toom Rückseite Gitarre

 

So vergehen insgesamt zwei- bis dreihundert Stunden, bis eine einzige Gitarre fertig ist. So viel Arbeit, so viel Leidenschaft, so viel Kunst. Daher ist Steven auch wichtig, wie das „Leben seiner Gitarre“ weitergeht, und er bringt sie lieber mit dem Zug zu ihrem neuen Besitzer, als sie online zu verkaufen und zu verschicken. Wenn das mal nicht geduldig ist!?

 

 

 

Coolnessfaktor „Talent“

 

So, der letzte Punkt wird nach dem Vorangegangenem nicht mehr so schwer. Oder würdest du das hinkriegen??? Ja, klar, Steven ist dafür ausgebildet, aber sowas könnten meine Hände auch nach lebenslanger Schulung mit so einfachen Hilfsmitteln und Materialien nicht vollbringen.

 

 

 

Was für uns Laien nicht direkt erkennbar ist: Der sauerländisch-niederländische „Luthier“ baut seine Gitarren nicht immer nach Lehrbuch, sondern hat seinen ganz eigenen Stil entwickelt. Er ist viel gereist, hat sich verschiedene Meinungen angehört und einiges davon in seine Arbeit integriert.

 

 

Ich bin mir ziemlich sicher, hier ist die Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben… Von Steven werden wir noch einiges hören, vielleicht ja sogar bei einem eigenen Konzert in diesem Jahr; ja, Talent zum Gitarre spielen und Singen hat er auch noch!

 

Steven den Toom Musik 1

 

Für die Zwischenzeit:

Jeder interessierte ist naturlich herzlich willkommen um vorbei zu kommen! Kaffee habe ich in 5 min gemacht. Gerne erzahl ich was über mein arbeit und geschichte. Man muss nicht unbedingt musiker sein! Liebe Grüße, Steven

 

Steven den Toom, Auf der Weide 14, 59955 Winterberg

https://www.stevendentoomluthier.com/

https://www.instagram.com/stevendentoomluthier/

https://www.facebook.com/DenToomLuthier/

https://www.youtube.com/channel/UCJIOQBu7LYRSZMBn-HwEXhw/videos?view_as=subscriber

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