
ODER: EINE DORFGEMEINSCHAFT LEISTET AUSSERGEWÖHNLICHES!
Silberg gehört zur Gemeinde Kirchhundem und liegt zwischen Varste, Welschen-Ennest und Brachthausen. Hier leben etwas mehr als 400 Einwohner. Einige Kilometer von der nächsten Bundesstraße entfernt findest du hier vor allem eins: jede Menge Ruhe… Ist ja auch schön. Zusammengefasst: Silberg ist nicht gerade der Nabel des Sauerlandes! Da mein Opa väterlicherseits hierher kommt und ich somit zu einem Viertel Silbergerin bin, darf ich das hoffentlich so sagen. Allerdings ändert sich die Beschaulichkeit und Ruhe mehrmals im Jahr, nämlich immer genau dann, wenn der „Schrabben Hof“ seine Tore öffnet. Plötzlich strömen die Sauerländer in Scharen herbei – besonders dann, wenn das Wetter so schön ist wie am vergangenen Sonntag.
Heimatmuseum
Zu einer der ältesten Hofanlagen in Silberg gehört das „Schrabben Gut“, das bereits im 14. Jahrhundert dokumentiert ist, seinen Namen aber „erst“ im 16. Jahrhundert erhielt. Kein Wunder also, dass er heute zum größten Teil unter Denkmalschutz steht. Eigentlich schon ein Museum an sich, ganz ohne Inventar…
Nicht immer sah er aber genauso aus: Nachdem der Hof 300 Jahre in Familienbesitz war, ging er im Jahr 2000 über Umwege an die Gemeinde Kirchhundem, die ihn unter der Auflage, eine aufwendige Restaurierung durchzuführen und ein Gemeindeheimatmuseum einzurichten, für einen symbolischen Betrag an den ortsansässigen „BobbyCarClub“ (heute „MiniCarClub“) verkaufte. Dieser wiederum versetzte das Haupthaus und die Tenne mit Unterstützung des ganzen Dorfes in einen ansehnlichen Zustand. Seit 2013 stemmt der fünf Jahre zuvor gegründete Verein „MuT-Sauerland e.V.“ („MuT“ steht für Musik und Theater) gemeinsam mit dem „MiniCarClub“ das Kulturprogramm auf dem „Schrabben Hof“. Der heute genutzte Gebäudekomplex umfasst Heimatmuseum, altes Backhaus, nostalgisches Café, Biergarten, Feiertenne, Bierstube, Trauzimmer, Trödel- und Theaterscheune.
Das im Haupthaus untergebrachte Heimatsmuseum lässt dich auf Entdeckungsreise gehen und in die alten Zeiten eintauchen. Der „Bergwerksraum“ widmet sich dem Thema, weil in Silberg und Varste noch vor hundert Jahren unter Tage gearbeitet wurde.
Auch das „Kuriosum“, der „Handarbeitsraum“ und der ehemalige Kuhstall mit alten landwirtschaftlichen Geräten wie einer Kartoffelsortiermaschine lassen dich allerhand entdecken…
Café mit Biergarten
Wenn du im Café sitzt, hast du im Prinzip das Museum gar nicht verlassen: Auch hier befindest du dich inmitten von Alltags-Gegenständen längst vergangener Zeiten. Jeden Mittwoch kannst du dich hier von 14.30 bis 17.30 Uhr umschauen und eine Waffel genießen; außerdem sind Café, Museum und Trödelräume jeweils am zweiten Sonntag im Monat von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Speis und Trank werden hier nicht bezahlt, sondern es wird um eine Spende für den Erhalt des Kulturguts „Schrabben Hof“ gebeten, der wiederum Jung und Alt zugute kommt.
Sehr empfehlenswert ist ebenfalls der Biergarten. In diesem goldenen Oktober konnte die Torte auch noch wunderbar draußen verzehrt werden; ich befürchte aber, dass du nun bis zum nächsten Frühjahr warten musst, bis das wieder ohne Frösteln möglich ist… Übrigens waren die zahlreichen vorbereiteten Torten bei dem Besucheransturm so schnell verzehrt, dass sich viele Silbergerinnen auf den Weg machten, um Zutaten für Waffeln aus ihren Häusern zu holen. So funktioniert eine Dorfgemeinschaft!
Theater
Die ehemalige Fruchtscheune ist heute ein stimmungsvoller Veranstaltungsort mit Kleinkunstbühne. Hier gibt es Theater, Kabarett, Konzerte, Lesungen, Tagungen, … Am vergangenen Sonntag fand hier eine spanische Matinée mit Gitarrenmusik und Tapas statt.
Du sitzt hier auf alten Sesselchen oder Stühlen, hat fast schon Wohnzimmer-Atmosphäre. Außerdem gibt es eine Theke, sodass für das leibliche Wohl bestens gesorgt wird. Für den perfekten Überblick kannst du auch auf der Galerie Platz nehmen, die ebenfalls absolut urig eingerichtet ist.
Somit ist es dem Verein „MuT-Sauerland e.V.“ gelungen, die große Bühne einfach nach Silberg zu holen, wenn schon die nächste andere so weit entfernt ist…
Trödelscheune
Eine ganze Scheune voller Trödel – und dennoch reicht der Platz nicht aus. Auch auf dem Platz vor der Scheune werden die vielfältigsten Gegenstände angeboten: Antikes und Kurioses, Brauchbares und Schönes. Hier ist garantiert für jeden Geschmack und jedes Portemonnaie das passende Mitbringsel dabei.
Beim Zusammentragen und auch Verkaufen, wie auch bei der Gestaltung des Kulturgutes und im Café, helfen die Trödelkids. „MuT-Junior“ bietet ihnen für dieses Engagement ein vielfältiges Kulturprogramm mit Workshops, Konzerten oder Theater. Dem Verein ist es sehr wichtig, den Kindern und Jugendlichen ortsnah Kunst- und Kulturangebote zu ermöglichen.
Backes
Das älteste Gebäude vom „Schrabben Hof“, das ehemalige Backhäuschen, wurde mit NRW-Stiftungsgeldern und großem ehrenamtlichem Einsatz durch den eigens gegründeten „Backesverein“ liebevoll saniert. Mehrmals im Jahr wird hier im Original-Ofen noch Brot gebacken.
Auch finden besondere Events im Backes statt: Vor ein paar Monaten kochte die Geschäftsführerin des „MuT“-Vereins Ulrike Wesely mit Horst Lichter um die Wette, der im Zuge seiner „Schnitzeljagd“ mit dem WDR unterwegs war.
Schließlich findest du hier noch etwas ganz Bezauberndes, was dem Gesamtmotto „aus alt mach neu“ absolut entspricht: Frisch aus der „Upcycling-Werkstatt“ kommend stehen hier wunderschöne Etageren und Vogelfutter-Tassen, die aus alten Sammeltassen und -tellern hergestellt wurden. Du kannst dir eine aussuchen oder dir das passende Ensemble im Trödel aussuchen und zusammenbauen lassen.
Insgesamt ein absolut lohnender Ausflug, der eins bewiesen hat: Silberg ist gar nicht so verschlafen, wie ein außenstehender Betrachter aufgrund des etwas abgelegenen Standortes vielleicht vermuten mag. Die Dorfgemeinschaft ist ein eingespieltes Team, gibt richtig Gas und stellt Beeindruckendes auf die Beine… Schau doch mal bei Gelegenheit (z.B. Adventsmarkt am letzten November-Wochenende) vorbei!
Kulturgut „Schrabben Hof“, Silberger Straße 32, 57399 Kirchhundem-Silberg
Was für ein schöner Artikel. Vielen Dank dafür! Schade, dass wir uns nicht gesprochen haben, hätte Dich gerne kennengelernt 😉
Kleiner Hinweis: es gibt noch den herrlichen Adventströdel am 24. und 25. November und der Trödeldachboden ist über den Winter geöffnet ❤
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Liebe Melanie, es war bestimmt nicht mein letzter Besuch auf Schrabben Hof, wir sehen uns beim nächsten Mal! Großartig, was ihr da auf Beine gestellt habt!! Liebe Grüße, Steffi
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