CHRISTINE WIEGELMANN IN DER FLORA UND FAUNA

ODER: VERÄNDERUNG HEISST NEUBEGINN!

Je nachdem, wo genau du unterwegs warst, hat dich dein letzter Waldspaziergang vielleicht auch ein wenig traurig gemacht!? Kahle Mondlandschaften, braune Fichten, zerstörte Natur – ja, der Sauerländer Wald ist offensichtlich immer noch sehr krank… Doch seitdem ich in einem eben solchen Waldstück Christine Wiegelmann aus Meschede getroffen habe, fällt es mir deutlich leichter, den Blick besonders auch auf das Positive zu wenden. Mitzukriegen, was passiert, wenn die Fichten weg sind. Denn Veränderung heißt immer auch Neubeginn: Dort, wo vor ein paar Jahren im Schatten der hohen Bäume nichts Anderes wachsen konnte, tummelt sich heute eine große Vielfalt von Insekten im Gebüsch… Zwischen all dem Totholz kommen überall kleine, bunte Blümchen hindurch… Das ist dir noch gar nicht aufgefallen!? Du musst nur genau hinsehen.

Leben auf Papier

Ja, der Borkenkäfer hat – begünstigt durch die Trockenheit der letzten Jahre – jede Menge Zerstörung angerichtet! Ruinierte Waldflächen, ruinierte wirtschaftliche Existenzen… Ein winziger Käfer, der den Kampf mit einem riesigen Baum aufnimmt, sich aber doch eigentlich nur nimmt, was er zum Leben braucht. Wir sehen die absterbende Fichte, Christine sieht das kunstvolle Gebilde von Gängen und Brutkammern, das eigentlich hinter der Borke verborgen bleibt.

Den Blick für das Kleine, für die filigranen Strukturen der Natur, für die Farben und Formen begleiten die Floristmeisterin und Diplom-Designerin schon seit Beginn ihrer Ausbildung; das Design-Studium mit Schwerpunkt Illustration bestärkte die gebürtige Arnsbergerin darin, sich auch weiterhin der heimischen Flora und Fauna zu widmen.

Auf Kunstdrucken und Postkarten, auf Geschenkanhängern, Buttons und Kalendern erkennst du bestimmt Einiges wieder, was auch du schon in den heimischen Wäldern gesehen hast. Doch durch die Vielzahl der Motive, die Christine alle in akribischer Kleinstarbeit selbst gemalt hat, wird dir die Artenvielfalt noch einmal ganz anders vor Augen geführt… Irgendwie schon ein beruhigendes Gefühl in all der Sorge um die Fichte, oder?

Wann hast du dir das letzte Mal durch ein Mikroskop Kleinstlebewesen und Einzeller angeschaut? So faszinierend es auch ist, ist bestimmt auch bei dir schon ein Weilchen her… Aber keine Sorge, du musst nun nicht den alten Experimentierkoffer wieder hervorholen; ein Blick auf Christines Aquarellkulturen sollte erstmal genügen, um dich zum Staunen zu bringen!

Jede dieser Aquarellarbeiten entsteht zufällig und ist somit einzigartig; nachdem sie der Farbe freien Lauf gelassen hat, passt Christine die Struktur der Papierarbeit entsprechend an. Zunächst nur in Petrischalen gebettet sind nach und nach auch größere Aquarellkulturen entstanden, für die du nun wirklich kein Mikroskop mehr brauchst…

Du siehst schon: Christine hat nicht DIE eine Technik, sondern DAS eine Thema: die Natur. Und so arbeitet sie auch gern mit Dingen, die der Natur nicht nur nachempfunden sind, sondern wirklich aus ihr stammen:

Leben aus der Natur

Es ist nicht verwunderlich, dass dir beim Waldspaziergang als Erstes die sterbenden Nadelbäume ins Auge fallen; schließlich sind sie direkt auf Augenhöhe und geben ein so betrübliches Bild ab, dass man den Blick schwer abwenden kann… Aber hast du auch mal nach unten geschaut, an den Wegesrand, zwischen die umgestürzten Stämme? Dort kannst du so viel entdecken, dass dich alles Andere als betrüblich stimmen sollte!

Die Pflanzen für ihre Herbar-Karten und Mini-Herbars sammelt Christine im eigenen Garten, aber dort, wo sie etwas pflücken darf, nimmt sie es auch gern aus der Natur mit. So bekommt jedes Pflänzchen eine ganz besondere Wertschätzung – und wenn wir mal ganz ehrlich sind: Wer braucht da schon noch Exoten?

Du möchtest Schafgabe, Pusteblume oder Gänsedistel lieber ständig bei dir tragen, anstatt sie hinter Glas an die Wand zu hängen oder an einen besonders lieben Menschen zu schicken!? Durch ein spezielles Konservierungsverfahren und die Einbettung in Gießharz ist es sogar möglich, dass du deine Lieblingsblume als Kette und Ring trägst oder sie als praktischen Zettelwirtschafter nutzt. Dem kleinsten Pflänzchen die volle Aufmerksamkeit schenken – das ist Christine ein weiteres Mal voll und ganz gelungen!

Leben heißt Veränderung

Auch für Christine hat sich dieses Jahr Einiges geändert. Eigentlich ist sie sonst fast jedes Wochenende auf Ausstellungen in ganz Deutschland unterwegs, seit Mitte März ist das aus bekannten Gründen gerade leider nicht möglich…

Doch Leben heißt Veränderung. Und „Veränderung heißt Neubeginn“. Und genau so heißt die Aktion, die Christine am Freitag gestartet hat: Ich durfte sie dabei begleiten, als sie ihr Rotkehlchen zu einer besonders zerstörten Stelle im Wald brachte.

Hier soll es Vorbeigehende aufmerksam machen, zum Innehalten bewegen, den Blick auf das Schöne lenken. Vielleicht gehst du sogar näher dran; auf der Rückseite findest du unterschiedliche Gedanken zum Thema Veränderung, die du gern mit Christine teilen darfst. Du hast Sorge, das Rotkehlchen nicht zu finden? Christine wird nach und nach weitere Postkarten verteilen – immer dort, wo der Borkenkäfer sich besonders ausgebreitet hat – und wenn sie ihren Zweck erfüllt haben, sie natürlich auch wieder einsammeln!

So, nun weiß ich wirklich nicht, was ich dir zuerst empfehlen soll: einen glücklichen Waldspaziergang zu machen oder mal zu schauen, was Christine sonst nach so alles macht – am besten beides! Aber immer schön achtsam bleiben…

https://www.christinewiegelmann.de/

https://www.instagram.com/christine_wiegelmann_design

Die Fotos mit Ausnahme des Titelbildes und des Fotos beim Ausbringen der Rotkehlchen-Karte wurden von Christine mit freundlicher Unterstützung zur Verfügung gestellt.

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