„HERR SCHRÖDER“ – DER KORREKT(H)URENSOHN UNTERWEGS IM SAUERLAND

ODER: SIE DÜRFEN MICH MIT PAPIERKÜGELCHEN BEWERFEN!

 

Eigentlich habe ich es schon immer gewusst: Das, was man allmorgendlich erlebt, wenn man vom Pult aus ins Klassenzimmer blickt, gehört auf die große Bühne… Da passieren Sachen, die einem keiner glaubt, der nicht selbst in jüngster Vergangenheit noch dort gewesen ist. Teilweise sind die so lustig, dass sie großen Unterhaltungswert besitzen, und auf keinen Fall in der Lehrer-Erinnerung verstauben dürfen! Daher hat sich nun einer aus unseren Reihen aufgemacht, die großartigen Dinge zu einem größeren Publikum zu bringen. Darf ich vorstellen:

 

herr schröder lehrer

 

Von Herrn Schröder zu „Herr Schröder“

 

Einen Bühnen- oder Künstlernamen braucht Johannes Schröder nicht, genauso wie für seine Schüler ist er für sein neues Publikum einfach „Herr Schröder“. Auf der Bühne stand er auch schon früher, damals allerdings noch als Leiter einer Theater-AG an der Schule. Wenn man heute mit ihm redet, wird schnell klar, dass dieser Teil der Arbeit ihm immer schon am meisten Spaß machte. Der reguläre Schulalltag als „Korrekt(h)urensohn“ führte aber doch zum Beamtenstatus mit „Frustrationshintergrund“ wie er es selbst ausdrückt. Ein Sabbatjahr, das ihn zu den Stand-Up-Comedy Bühnen Kanadas führte, brachte ihn schließlich dazu, das Klassenzimmer gegen die Kleinkunstbühne einzutauschen, und der Kabarettist „Herr Schröder“ war geboren.

 

herr schröder world of lehrkraft

 

Alles richtig gemacht hat der BSV Bergheim, der schon vor anderthalb Jahren, als „Herr Schröder“ noch selten im Fernsehen zu sehen war, den Kontakt zum Management aufbaute, so dass er ihn für die kleine Bühne im Bergheimer Hof in Arnsberg gewinnen konnte, obwohl der Comedian heute auch deutlich größere Säle ausverkauft.

 

herr schröder bergheimer hof arnsberg

 

Sauerländer haben übrigens doppelt Glück: Obwohl die Veranstaltung in Arnsberg schon lange ausverkauft war, kann man zur Zeit noch Karten für die Stadthalle in Attendorn am Freitag 25.01. um 20:00 Uhr bekommen. Ich konnte ihn schon in Arnsberg erleben:

 

 „Manchmal vermisse ich den Humor der Schüler“ – Das Interview

 

Sie sind Deutschlehrer – das setzt die Messlatte für dieses Interview schon recht hoch… Vielleicht mache ich Fehler!? Können Sie überhaupt noch normale Gespräche führen oder fangen immer alle an zu schweigen, wenn Sie in den Raum kommen, aus Angst, etwas Falsches zu sagen?

Das ist gerade hier bei der Ankunft schon passiert, dass jemand gefragt hat, duzen oder „euchzen“, und dann habe ich gesagt, beim Duzen sind die Sätze kürzer, statistisch gesehen. Also, Gespräche, die in der 2. Person Singular geführt werden, sind um elf Prozent kürzer. Da haben wir gesagt, wir machen´s einfach effizient, ökonomisch, und duzen. Plötzlich hatte er einen komischen Respekt vor mir. Häufig verfallen die Leuten dann automatisch wieder ins „Sie“… Also, gerne du – und keine Angst!

 

Warum ist Deutsch eigentlich so schwer, dass man einen Lehrer braucht, um es zu lernen?

Das ist eigentlich ´ne gute Frage! Es ist ja die eigene Sprache… Ein Gefühl dafür entwickeln, Reflexion, natürlich auch die Literatur, wie unsere Sprache gebaut ist, das sind wichtige Themen. Inzwischen ist es ja fast auch schon eine Fremdsprache geworden… Wenn man mal auf den Schulhof geht und hört „Geh Aldi!“, da merkt man ja gleich, dass da einige Satzbestandteile fehlen. Die Leute können sich auch gar nicht mehr richtig beleidigen. Neulich sagte einer „Deine Mudder“. Was meint „Deine Mudder“? Also, von daher ist da schon noch ein bisschen Unterricht nötig!

 

herr schröder bleistift

 

Dein zweites Fach ist Englisch, in beiden Fächern schreiben die Schüler seitenweise Texte… Ist der „Korrekt(h)urensohn“ vor den Korrekturen davongelaufen?

Ich hatte tatsächlich meine Probleme mit dem Leben am „Korrekturrand der Gesellschaft“, wie ich immer sage… Mit zwei Korrektur-Fächern ist man wirklich bestraft. Ich konnte irgendwann gar nicht mehr das Richtige vom Falschen unterscheiden. Ich habe das so oft falsch gesehen, dass es mir selbst irgendwann richtig vorkam. Auch im Englischen: wie oft habe ich den Satz „it gives“ statt „there is“ gelesen!? Irgendwann konnte ich das nicht mehr, es hat mir innerlich das Herz und sogar die Milz zusammengezogen, weil ich das nicht mehr lesen konnte… Kurz gesagt, es war die „Flucht vom Korrekturrand der Gesellschaft“.

 

Du bist zum Comedian geworden, nachdem du ein Sabbatjahr in Kanada verbracht hast. Orientierst du dich mehr am englischsprachigen Stand-Up-Comedy als an der deutschen Kabarett-Tradition?

Letzteres, auf jeden Fall! Ich würde mir niemals anmaßen, zu sagen, dass ich der große „Stand-Upper“ bin. Sonst würden ja die richtigen „Stand-Upper“, die ich in der Zwischenzeit auch schon kennengelernt habe, Maxi Gstettenbauer zum Beispiel, sagen: „Äh, nee…!“ „Stand-Up“ ist ja ganz persönlich. Ich erzähle zwar auch persönliche Dinge, aber ich habe schon ein Programm, das sich um den Lehrerberuf dreht. Manchmal habe ich da auch mehr kabarettistische Teile, wenn das inhaltlich sehr gebunden ist. Ein „Stand-Upper“ ist eher dafür bekannt, dass er die ganzen Kleinigkeiten des Lebens aus seiner persönlichen Sicht schildert, vom Zähne putzen hin zum Tinder-Date, das ist jetzt so aus meiner Perspektive gar nicht möglich. Ich habe das in Kanada gemacht, um für mich zu lernen, einfach das Eis zu brechen und das auf der Bühne mal auszuprobieren. Mich daran orientieren, nein, so voll würde ich den Mund nicht nehmen.

 

Wer sind deine komödiantischen Vorbilder?

Wen ich persönlich super finde, das ist Olaf Schubert. Und dann noch Hape Kerkeling mit der ganzen visuellen Komik und dem Improvisieren, was ich selbst überhaupt nicht mache und auch gar nicht könnte, mich aber total darüber kaputtlache… Das Non-Verbale, die Mimik und Gestik, die da rüberkommt, da kann ich mich echt schlapplachen. Bei Kaya Yanar auch, der ganz stark in der Imitation ist, oder Rolf Miller und eben Olaf Schubert, der ganz minimalistisch arbeitet, im sprachlichen Bereich… Das sind so meine Vorbilder.

 

Wenn du auf der Bühne stehst, vermisst du es da manchmal, mit Papierkügelchen beworfen zu werden?

Ja, natürlich! Ich fordere das Publikum auch dazu auf, dies doch einfach zu tun. Ich vermisse tatsächlich manchmal diesen Humor der Schüler – ich habe vormittags immer viel gelacht. Da passiert immer einfach wahnsinnig viel… Ein Humor, ein Witz, der durch das Leben entsteht; Momente und Situationen, die man gar nicht so nachahmen kann. Die sind nicht nachschreibbar, nicht planbar. Ich habe auch über die Scherze immer selbst sehr herzhaft lachen können, zum Beispiel als die Schüler mich bei „Elite Partner“ angemeldet haben. Wenn man gemeinsam mit den Schülern gelacht hat, funktioniert auch das anschließende Lernen viel besser! Diese morgendliche Energie, die habe ich jetzt so nicht mehr, beziehungsweise in einer anderen Form.

 

herr schröder schulklasse

 

Wenn man dich jetzt so über die Schule reden hört, dann bekommt man den Eindruck, Lehrer zu sein müsste echt Spaß machen. Verkennt das nicht ein bisschen die Realität, wo der Nachmittag frei ist, damit man Zeit für den Psychiater hat, weil Justin, Dustin und Chantal nicht nur lustiges Zeug reden, sondern auch echt unerzogen sind?

Ich glaube tatsächlich, dass die Alltagsrealität des Lehrers jedes Jahr schwieriger wird. Allein die Lebenswirklichkeit der Schüler zu verstehen, setzt einen immer wieder vor neue Herausforderungen. Wenn man mal Mitte Vierzig ist und dann noch Instagram und Snapchat verstehen soll, ist das schon schwer, da immer hinterherzukommen. Ich will da nichts verkennen, aber ich mache eben ein Comedy-Programm, dem dann manchmal doch der Ernst fehlt. Es ist eher auf die lustigen Seiten des Schullebens fokussiert, die herzerfrischenden Dinge. Zum Beispiel, wenn ich meine Schüler zum Elternsprechtag frage, wer denn nun meine Eltern sprechen möchte, und die mich dann mit großen Augen anschauen. Das ist sehr lustig – schon ausprobiert?

 

herr schröder schwamm

 

Nein, aber bei nächster Gelegenheit… Du bist jetzt seit einiger Zeit raus aus der Schule. Woher holst du dir in Zukunft den Input für dein Programm?

Ich bin im regen Kontakt mit vielen Kollegen, mit Lehrern und Schülern, auch meinen ehemaligen Schülern, die noch nah an dem Geschehen dran sind. Die liefern mir immer wieder neue Geschichten, schicken mir Texte… Daher kommt so das Material. Ich war bis vor gar nicht allzu langer Zeit an einer Berufsschule in Köln tätig als Vertretungslehrer, vielleicht schnuppere ich auch mal wieder rein, und schaue, wie die Wirklichkeit gerade so aussieht. Man bekommt auch echt viel mit, wenn man sich morgens in den Bus oder die Straßenbahn setzt und die Schüler sprechen hört.

Du kommst mit deiner Tour in ganz Deutschland rum. Was hältst du vom Sauerland, warst du früher schon mal hier?

Ja, ich war in Olpe, Brilon-Wald und Bergneustadt, gestern Abend in Soest, heute hier in Arnsberg und in zwei Wochen in Attendorn. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit herzhaft lachenden Menschen gemacht. Ansonsten habe ich noch nicht so viel entdecken können, obwohl es so nah von Köln aus ist.

 

 

Da besteht aber wirklich dringend Nachholbedarf! Merkst du also keine regionalen Unterschiede bei deinen Auftritten? Eigentlich ist so mancher Sauerländer doch eher dafür bekannt, zum Lachen in den Keller zu gehen…

Vielleicht ist der Humor von Gegend zu Gegend etwas anders gelagert, aber man kann nicht sagen, dass die Ostwestfalen immer staubtrocken sind und die Rheinländer immer fröhlich. Ich habe in allen Teilen Deutschlands schöne Abende erlebt. Es ist ganz witzig zu beobachten, erstmal sagen die Menschen überall: „Wir Emsländer oder wir Sauerländer oder wir Niederbayern lachen nicht so viel.“ Und  dann lachen sie doch herzhaft und ausgelassen! Wenn nicht, liegt das daran, dass ich die Pointen versaue…

 

In Arnsberg war das kein einziges Mal der Fall, selten habe ich in so kurzen Zeitabständen so herzhaft gelacht! Nächste Woche kannst du in Attendorn überprüfen, ob es dir genauso geht. Empfehlenswert nicht nur für Lehrer, sondern für alle, die mal in der Schule waren 😉

 

Die meisten Fotos wurden zur Verfügung gestellt von:

www.herrschröder.de

https://www.facebook.com/schroeder.comedy/

https://www.instagram.com/herrschroeder_korrekturensohn/

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