
ODER: „MR. NATURE“ RALF RICKERT MACHT´S MÖGLICH…
Regionale Produkte gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Menschen wollen wissen, woher die Nahrungsmittel kommen, die sie täglich zu sich nehmen. Meist schmecken diese Produkte auch besser und sind gesünder, weil die Pflanzen voll ausreifen können, bevor ihre Früchte erntefrisch verkauft werden. Die Transportwege bleiben kurz; das Verkehrsaufkommen auf der Straße wird reduziert und die Umwelt geschont. Der einzige Einwand, der nun bleiben könnte, ist, dass die Auswahl der Obst- und Gemüsesorten deutlich reduziert wird. Schließlich ist das sauerländische Klima nicht förderlich für alle Pflanzen. Aber für weit mehr, als du jetzt vielleicht vermutest. Glaubste nicht? „Mr. Nature“ liefert den Beweis!
Mittwochs und samstags in Attendorn…
Eine gute Gelegenheit, an frische Produkte aus der Umgebung zu kommen, bieten die Wochenmärkte. Traditionell werden hier Obst, Gemüse, Kräuter, Milchprodukte, Fisch, Fleisch und Eier direkt vom Erzeuger angeboten.
Auch der Verkauf von Blumen, die direkt auf dem Markt zu hübschen Sträußen zusammengebunden werden, ist typisch.
In den Zeiten von sozialen Netzwerken nicht mehr ganz so wichtig wie früher (oder vielleicht umso mehr!?): Ein Wochenmarkt ist ebenfalls eine gute Gelegenheit, Menschen zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dabei kannst du nämlich Interessantes erfahren. Zum Beispiel, wo genau die appetitlichen Produkte wachsen, die du dann mit nach Hause nimmst. So geschehen am Verkaufsstand auf dem Attendorner Wochenmarkt von Ralf Rickert:
„Mr. Nature“ Ralf Rickert in seinem Finnentroper Garten
Die Strecke vom „Anbau-Garten“ bis zum Attendorner Wochenmarkt beträgt etwa neun Kilometer. Eine Klima-Bilanz, die kaum zu toppen ist… Und du wirst staunen, was hier alles wächst! Ralf Rickert interessiert sich nämlich besonders für außergewöhnliche Pflanzensorten, und bringt diese auch unter unseren klimatischen Bedingungen zum Wachsen und Gedeihen. Seitdem der waschechte Sauerländer nach einigen auswärtigen Jahren zusammen mit seiner Frau Carmen und seinen beiden Söhnen zurück nach Finnentrop gezogen ist, sind dem Anbau im Garten der Familie Rickert keine Grenzen mehr gesetzt.
Die Physalis beispielsweise ist eigentlich in Südamerika beheimatet und verbreitet. In Ralf Rickerts Garten wächst sie „wie Unkraut“.
Ebenso geht es der „Inka-Gurke“, die südamerikanischen Anden genauso liebt wie die Sauerländer Fichte, an der sie emporwächst.
Die Pflanzen, die nicht seit ihrer „Geburt“ bei den Rickerts leben, haben ebenfalls eine besondere Geschichte. Da viele Exemplare einfach aussortiert und weggeworfen werden, nur weil sie ein paar braune Blätter haben, hat sich Ralf Rickert zur Aufgabe gemacht, diese von Supermärkten aufzukaufen und zu retten. Und siehe da, nach ein paar Wochen guter Pflege können z.B. leckere Kräuter geerntet werden.
Kein Wunder also, dass dem Pflanzenfreund auch der weltweite Pflanzenschutz am Herzen liegt. Daher ist er der „Bohnenbeauftragte“ im „Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt“. Im Zuge dieser Aufgabe züchtet er eine fast ausgestorbene Bohnen-Sorte, deren Samen dann zur Konservierung in eine Samenbank in die Arktis geschickt werden.
Den eingesetzten Dünger stellt „Mr. Nature“ selbst her – natürlich ganz natürlich! Die „Brennnesseljauche“ enthält auch Ackerschachtelhalm und Kamille, was den Pflanzen zu einem festen Gewebe verhilft und so gegen Schädlinge schützt. Ansonsten dürfen sie frei und in sogenannten „Permakulturen“ wild wachsen, was sie ebenfalls besonders widerstandsfähig und gesund macht. So holt man die Welt ins Sauerland – zumindest die botanische…
Von „Mr. Nature“ zum Chilimann…
Die Liebe zu Chilis dauert bei Ralf Rickert nun schon über zwanzig Jahre an. Seitdem hat er über 300 Sorten liebevoll aufgezogen und anschließend probiert.
Ein besonderes Highlight für den Chili-Fan war die letzte Vorweihnachtszeit: Ehefrau Carmen hatte ihm einen selbstgebastelten Adventskalender geschenkt, in dem jeden Tag Samen von neuen Chili-Sorten steckten. Die Königin unter ihnen war die „Charapita“. Ein Kilogramm ihrer getrockneten Beeren kostet ca. 20.000 Euro. Inzwischen trägt die Pflanze ihre ersten Früchte.
Aber auch zahlreiche andere Chili-Pflanzen von der „Black Pearl“ hin zur „Regenbogen-Chili“ können im Rickertschen Garten bewundert (und entsprechender Voreignung des Testers 😉) natürlich auch probiert werden.
Eine der schärfsten Sorten ist die „Habanero“. Eigentlich auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan beiheimatet (ganz in der Nähe liegt übrigens auch Tabasco) wächst sie in Finnentrop ganz prächtig.
Wenn die Chilis getrocknet werden, sind sie zehn Mal schärfer als frisch. Daher verarbeiten Carmen und Ralf Rickert einen großen Teil davon weiter, zum Beispiel zu Pfeffer. Zum Trocknen wird ein Dörrgerät verwendet, weil es wichtig ist, dass die Schoten wirklich absolut frei von Feuchtigkeit sind. Bei der Verarbeitung der Chilis sind einige Vorsichtsmaßnahmen wichtig – schließlich ist sie das feurigste Gewächs der Welt, das sich sicherlich niemand in die Augen reiben oder als Pulverwolke einatmen will. Wohl portioniert und geplant eingesetzt lässt sich aber sicherlich eins sagen: Scharf macht lustig!
Du triffst Ralf Rickert jeden Mittwoch und Samstag auf dem Attendorner Wochenmarkt. Schau doch mal vorbei! Und vielleicht findest du bald ja sogar einen öffentlichen „Nasch-Garten“ in der Gemeinde Finnentrop – ist jedenfalls sein Traum…
Ralf Rickert, Alte Serkenroder Straße 34, 57413 Finnentrop
https://chilimann.de/index.html