ZU BESUCH IM „HORTUS IN CONVALLIUM“

ODER: VIELFALT, SCHÖNHEIT, NUTZEN

Gruselst du dich auch so sehr vor den Schotterwüsten, die in manchen Vorgärten zu finden sind!? Unkrautvlies drunter, ein pflegeleichtes Formgehölz als einziges Lebenszeichen drauf; klar, das spart ´ne Menge Zeit und Arbeit… Doch wenn dieser Trend weiter voranschreitet, ist er auch der sichere Tod für unsere Insektenwelt! Die Rettung: Ein naturnaher Garten. Viel zu unordentlich – was sollen denn die Nachbarn sagen!? Viel zu viel Arbeit – du hast ja schließlich auch noch Anderes zu tun!? Viel zu wenig Platz – auf der kleinen Fläche, die du zur Verfügung hast, gar nicht realisierbar!? Zum Glück alles nicht zutreffend, wie der „Hortus in convallium“ in Bestwig-Ostwig beweist:

Vielfalt

Vielleicht hast du auch schon einmal vom „Hortus-Netzwerk“ gehört!? Bereits 2007 legte der Erfinder des Drei-Zonen-Gartens, Markus Gastl, mit seinem „Hortus insectorum“ den Grundstein, bis heute folgen allein in Deutschland über 700 Gärten seinem Vorbild… Wenn du auch auf meinem Münsterland-Blog mitliest, kannst du dich vielleicht noch an meinen Besuch im „Hortus Hobbitus“ in Beckum erinnern – der Anstoß für mich, auch im Sauerland nach Drei-Zonen-Gärten zu suchen. Und siehe da: Ich bin fündig geworden!

Tatsächlich ist Vera Janßen noch gar nicht so lange im „Hortus-Netzwerk“ dabei… Sie gärtnert zwar schon ihr ganzes Leben leidenschaftlich gern, achtete bereits bei ihrem ersten Garten auf biologische Grundsätze und auch, als sie 2011 mit ihrer Familie in ihr neues Zuhause in Ostwig zog und anschließend den Garten gestaltete, spielte die Natur eine große Rolle! So nutzte sie zum Beispiel nur organischen Dünger, entfernte die riesige Thujahecke und pflanzte stattdessen historische Rosen, die den naturnahen Rosen schon sehr nahe kommen. Dennoch: Ihr Garten war zunächst konventionell angelegt!

Erst als Vera ein Bienenhotel baute und in einer Zeitschrift des Naturgartenvereins darauf aufmerksam wurde, dass viele Wildbienen eigentlich im Boden nisten, kam der Stein ins Rollen: Sie wollte mehr wissen und wurde auf das „Hortus-Netzwerk“ aufmerksam. Erste Veränderungen waren leicht gemacht: Sie verzichtete auf Dünger und ließ im Herbst einfach alle Stauden stehen, sodass neuer Humus entstehen konnte. Auch ergänzte sie den vorhandenen Bestand um mehr heimische Stauden und Sträucher, legte die ersten Naturmodule und Totholzhaufen an und konnte im Frühling des vergangenen Jahres den Fragenkatalog des „Hortus-Netzwerks“ für sich mit „Ja“ beantworten. Also ließ sie sich eintragen – aus dem „Garten im Elpetal“ wurde der „Hortus in convallium“.

Natürlich musste Veras Garten dazu auch über eine Pufferzone, die den Garten vor äußeren Einflüssen schützt, verfügen: Neben dem Altbestand aus Rotlaubigem Holunder, Felsenbirne und Obstbäumen sind Pfaffenhütchen, gewöhnlicher Schneeball und eine Einfriedung aus Hainbuche und Eibe hinzugekommen; unterbepflanzt ist das Ganze mit Roten Lichtnelken, Klebrigem Salbei, Herzgespann, Lungenkraut, Großer Sternmiere, Haselwurz, Frühlingsplatterbse, Türkenbundlilie und vielen weiteren Stauden.

Entlang der Pufferzone hat der Garten Lichtverhältnisse wie am Waldrand; Vera hat sich für viele gebietsheimische Pflanzen entschieden, die mit verhältnismäßig wenig Licht auskommen… Im sonnigsten Teil des Gartens hingegen liegt die HotSpotZone: Um die Artenvielfalt der heimischen Pflanzen zu fördern, musste Vera die ehemalige Beetfläche zunächst mit viel Sandgemisch abmagern; nun wachsen hier zum Beispiel die Wiesen-Flockenblume, Natternkopf, Skabiosen-Flockenblume, Färber-Resede, Wirbeldost und Feldthymian. Zu Erhaltung des mageren Bodens ist dies die einzige Fläche des Gartens, auf der Stauden und Laub im Herbst entfernt werden, Samenstände dürfen aber bleiben…

Ganz typisch für einen Hortus sind die Steinpyramide und das Sandarium, in denen die Insekten Rückzugsmöglichkeiten und Nistplätze finden… Natürlich fehlt auch beides im „Hortus in convallium“ nicht; zusätzlich hat Vera ein Wildbienenhotel und zwei Insektentränken aufgestellt, von denen eine Regenwasser vom Terrassendach auffängt. Und die Mühe hat sich gelohnt: Schon nach kurzer Zeit konnte Vera eine erstaunliche Zunahme von Wildbienen, Schwebfliegen, Käfern und anderen Tierchen feststellen.

Insgesamt wachsen 120 heimische Staudenarten und Zwiebelblüher im „Hortus in convallium“, dazu kommen etwa 100 Gartenstauden und Zuchtsorten heimischer Pflanzen – das Insektenbuffet ist also reichlich gedeckt. Und auch, wenn das kaum zu glauben ist: Der Garten umfasst nur ca. 250 Quadratmeter Gesamtfläche; du siehst also, dass du auch mit wenig Platz viel erreichen kannst!

Schönheit

Das erste Gegenargument ist also entkräftet, und sicherlich ist dir auch schon aufgefallen, dass der Hortus in Ostwig alles Andere als unordentlich aussieht!? Denn natürlich ist es möglich, einen naturnahen Garten auch zu gestalten! Vera zieht aus den vorhandenen Samen kleine Pflänzchen vor und setzt sie dahin, wohin sie gemäß ihrer Zone, aber auch gemäß der Optik passen. Und was sich von selbst aussät, darf natürlich bleiben…

Die Gartenwege, das Hochbeet und auch die Deko hat Vera mit gebrauchten Materialien selbst hergestellt und angelegt – ein weiteres wichtiges Prinzip eines Hortus, der ja schließlich auch der Nachhaltigkeit dient!

Und da eine Wasserstelle nicht nur schön aussieht, sondern auch zu einem echten Drei-Zonen-Garten dazu gehört, gibt es natürlich auch einen kleinen Teich. Hier wachsen Bachnelkenwurz, Sumpfvergissmeinnicht, Wasserdost, Blutauge, Fieberklee, Krebsschere und Braunwurz, und auch die ersten Molche und Libellenlarven haben sich schon angesiedelt. Alles in allem doch wirklich ein Garten, der nicht nur naturnah, sondern auch eine echte Augenweide ist, oder!?

Nutzen

Nun möchte ich dir auch die dritte Zone nicht vorenthalten, nämlich die Ertragszone. Aus Platz- und Lichtgründen wurde die auf einen Teil des angrenzenden Nachbargartens ausgelagert, gehört aber fest mit zum „Hortus in convallium“. Denn das vielfältige Gemüse, das hier wächst, wird mit dem Wildkräuterrasen-Schnitt, Kompost, Beinwellblättern und Kräuterjauche aus Veras Garten gedüngt – eine weitere wichtige Regel lautet: Alles, was aus dem Hortus kommt, bleibt im Hortus! So ist die Biotonne fast leer, während das Gemüse wächst und gedeiht.

Klar, ein bisschen Arbeit macht es natürlich schon, einen solchen Garten aufzubauen, doch wenn erstmal alles an Ort und Stelle ist, hast du deutlich weniger Mühe als mit einem reinen Ziergarten. Einfach wachsen lassen, beobachten, wie sich die ersten kleinen Bewohner niederlassen, vom Gemüse naschen und genießen, dass du einen wunderbaren Beitrag für die heimische Natur geleistet hast!

Natürlich konnte das jetzt nur ein kurzer Überblick über das umfangreiche Konzept und speziell den „Hortus in convallium“ sein, doch wenn du noch mehr wissen möchtest, kannst du Veras Garten auf Anfrage (falls du keinen Instagram-Account hast, kannst du auch mir schreiben, ich leite das dann weiter!) gern besuchen oder dich auf der Homepage des Netzwerks näher informieren… Frohes Gärtnern!

Vera Janßen, https://www.instagram.com/hortus_in_convallium/

https://hortus-netzwerk.de/

Die beiden Fotos von den Insekten wurden mit freundlicher Unterstützung von Vera zur Verfügung gestellt.

2 Kommentare zu „ZU BESUCH IM „HORTUS IN CONVALLIUM“

  1. Hallo ich wollte nur mal sagen, das ich Sie eine tolle Arbeit machen. Ich bekomme den newsletter schon eine Weile, und es sind wirklich tolle Sachen drin. Vor allem ist er an der Sache orientiert und keine wird zu irgendwas belehrt – das finde ich besonders klasse, weil ja immer seltener – vielen Dank Rosegret Nave-Samanns

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    1. Liebe Rose,

      das ist aber sehr lieb von Ihnen! Ich freue mich sehr über die netten Worte – denn genau das ist mein Anliegen…

      Ich hoffe, Sie auch weiterhin mit schönen Geschichten aus unserem zauberhaften Sauerland erfreuen zu können!

      Ganz liebe Grüße

      Steffi

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