
ODER: BAUER KORTE SORGT FÜR EIN WELLNESSPROGRAMM IM FÜNF-STERNE-STALL
Bis vor kurzem war ich mir absolut sicher: Ich werde mein ganzes Leben lang Hunde haben. Nach meinem Besuch bei Bauer Korte in Menden-Dentern muss ich meine Erklärung allerdings etwas weiter führen: Ich werde mein ganzes Leben lang Haustiere haben, mit denen ich Gassi gehen kann. Denn es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick, als ich auf Moritz und die anderen Microschweine traf. Am liebsten hätte ich gleich eins mitgenommen, Gibby und Henry hätten sich garantiert gefreut!
Ein Glücksschwein und seine Clique
Na, das wäre was geworden… Aber ich hätte mir keine Sorgen um das kleine Schweinchen machen müssen. Ganz im Gegenteil: Es wäre meinen Hunden wahrscheinlich sogar noch einiges an Gelehrigkeit voraus gewesen, so schwer es auch fällt, das zuzugeben.
Microschweine genießen eine ausgiebige Beschäftigung, gehen gerne Gassi und können sogar kleine Tricks lernen. Daher ist es wenig verwunderlich, dass sie zum neuen Konkurrenten der plüschigen Fellnase geworden sind.
Zugegebenermaßen, ganz so flauschig fühlen sich die Borsten beim Streicheln nicht an, dafür haben sie einen ungeheuren Vorteil: Allergiker reagieren nicht auf sie. So kann auch jemand, der auf Hunde und Katzen allergisch reagiert, nun endlich seinen treuen Begleiter finden… Und ganz nebenbei bemerkt, aber nicht zu unterschätzen: Sie sind stubenrein und auf Schweine wird keine Hundesteuer fällig 😉
Bei guter Pflege, wozu Freilauf, ein Stall im Garten, ausgewogene vegetarische Ernährung und viel Beschäftigung gehört, wird ein Microschwein fünfzehn Jahre alt. Allerdings ist es nicht so, dass es die ganze Zeit über so „micro“ bleiben wird, wie Moritz jetzt ist. Wie du an dieser frischgebackenen Vierlings-Mama erkennen kannst, ist ein ausgewachsenes Microschwein mit ca. dreißig Kilo doch schon Kategorie „mittelgroßer Hund“.
Ein saustarkes Herrchen
Ich denke, es wurde klar, dass man mit „ein Bauer und sein Schwein“ das falsche Vokabular nutzen würde, wenn man auf Moritz und Heiner Korte zu sprechen kommt. „Herrchen“ trifft es vielmehr, denn die Beiden haben eine ebenso liebevolle Verbindung, wie ich sie zu meinen Hunden habe.
Dass Heiner Korte sich so um seine Tiere kümmern kann, war nicht immer ganz klar. Als er im Alter von dreißig Jahren gerade den Hof übernommen hatte, der seit dem 11. Jahrhundert im Besitz der Familie ist, allerdings bis 1970 als Mühle, prognostizierten ihm die Ärzte aufgrund starker Rheumaschmerzen, dass er langfristig an den Rollstuhl gefesselt sein würde. Er gab ein halbes Vermögen für die verschiedensten Therapien aus, nichts half, bis er schließlich zu einem Heilpraktiker nach Unna kam. Er stellte seine Ernährung um – verzichtete sogar ein paar Jahre ganz auf Fleisch – und nahm homöopathische Mittel. Nach ein paar Jahren war die Krankheit weg. Das faszinierte ihn so sehr, dass er dieses Wissen um die Ernährung auf seine Tiere übertragen wollte.
All seine Schweine (die Mircoschweine sind „nur“ sein Hobby) bekommen basische Ernährung: Getreide und Erbsen, überwiegend aus eigenem Anbau, angereichert mit 49 frischen Kräutern, deren genaue Mischung allerdings geheim ist, Bachblüten und Schüßlersalze.
Auf die Gabe von Antibiotika und künstlichem Jod hingegen verzichtet Heiner Korte völlig. Dadurch hat er nicht nur gesunde, weniger anfällige Tiere, sondern produziert auch hochwertiges Fleisch, das frei von Schadstoffen und weit über Menden hinaus bekannt ist. Angenehmer Nebeneffekt: Aufgrund der geringeren Ammoniak-Ausscheidung roch es im Stall einfach nur nach nichts, obwohl keine Lüftungsanlage vorhanden ist. Dass das äußerst ungewöhnlich ist, weiß jeder, der mal an einer Schweinezucht vorbeigefahren ist und vergessen hat, die Lüftungsanlage im Auto abzuschalten…
Auf Hof Korte wird die Sau rausgelassen
Geruch hat auch noch eine ganz andere Bedeutung für die Schweine. Zum „Wellnessprogramm im Fünf-Sterne-Stall“ gehört nämlich unbedingt auch die Lavendel-Aromatherapie. Allgemein hat die für die Tiere eine wohltuende, beruhigende Wirkung, und besonders auf ihrem letzten Weg sorgt sie dafür, dass sie auf dem Hänger ganz ruhig sind und vielleicht sogar schlafen.
Aber es ist auch ordentlich Action in der Bude: Durch die Großgruppenhaltung und die aufgehängten Spielgeräte toben die kleinen Schweine wild miteinander, das Radio spielt den ganzen Tag über 1LIVE für die nötige Partystimmung und abends WDR4 zur Beruhigung. Hach, Schweinekind müsste man sein…
Mit ein paar Monaten dürfen sie dann auch schon nach draußen auf die „Wellness-Wiese“, auf der die insgesamt ungefähr 2.000 Schweine abwechselnd gemeinsam mit zwei Ponys leben dürfen. Abends geht´s dann aber immer zurück in den Stall…
Manchmal beschert Heiner Korte ihnen hier ein ganz besonders Vergnügen: So hat er hier schon ein siebzig Zentimeter tiefes Loch ausgegraben und mit Wasser gefüllt, damit die Schweine ihr eigenes Naturfreibad genießen können. Die wiederum haben es dem Tierfreund mit stürmischer Begeisterung gedankt.
Microschweine (ca. 30 Kilo) und „normale“ Schweine (ca. 200 Kilo) führen auf Hof Korte also ein glückliches Leben, wilden Schweinen geht es nicht anders. Das ist kein Scherz… Tatsächlich hat Heiner Korte auch dem zahmen Keiler Joschi, der über beträchtliche Ausmaße (mehr als 300 Kilo) verfügt, ein neues Zuhause gegeben. Dieser lebt nun mit einem Minischwein (ca. 100 Kilo) zusammen, zuvor hatte er aber im Wohnzimmer einer älteren Dame, die ihn von Hand aufgezogen hatte, gewohnt… Ebenfalls kein Scherz! Aber wenn man ihn so aus der Hand futtern sieht und ihm tief in die sanften Augen blickt, vielleicht auch kein Wunder!?
Den Grundsatz, den Kreislauf immer als Ganzes zu betrachten und die Tiere artgerecht und möglichst frei leben zu lassen, bezieht Heiner Korte aber nicht nur auf die gesamte Schweine-Rotte, sondern auch auf die beiden Ponys, die Esel, Ziegen, Hühner, die Katze und die beiden Gänse, die den Job als Wachhund einnehmen. Dass der Hof komplett mit Öko-Strom aus der eigenen Solar-Anlage betrieben wird, ist dann wohl noch das Tüpfelchen auf dem „i“.
Jedes Tier, das einen Namen hat, hat bei Heiner Korte lebenslanges Wohnrecht. Moritz hat also mächtig viel Schwein gehabt!
Aber auch bei den Mircoschweinchen, die den Hof verlassen und zu neuen Besitzern ziehen, achtet Heiner Korte genau darauf, dass sie in artgerechte Haltung und gute Hände kommen. Auch wenn du nicht ernsthaft erwägst, irgendwann mal einem Schweinchen ein neues Zuhause zu geben, kann ich dir einen Besuch auf dem Hof nur wärmstens empfehlen. Du weißt schon, Lavendel-Duft, zuckersüße Schweinchen und ein gut gefüllter Hofladen (mit Produkten sowie Kunden), der dich zumindest die gesunde Ernährung mit nach Hause nehmen lässt…
Bauer Korte, Heiner und Maria Korte, Dentern 44, 58708 Menden