REICHE ERNTE BEI DER „GEMÜSEGRUPPE LEISSETAL“

ODER: WARUM EIGENTLICH „SOLAWI“?

Wenn du im Sommer eine reiche Ernte einfahren möchtest, solltest du schon längst mit den Vorbereitungen angefangen haben – zumindest, wenn du die Jungpflanzen selbst aus Samen ziehen möchtest… Ist dir alles zu viel Arbeit!? Schließlich ist es ja damit längst nicht getan; das Pikieren und Gießen, das Hegen und Pflegen beansprucht eine ganz Menge Zeit und einen nicht unbeträchtlichen Aufwand. Aber auf das frische Gemüse möchtest du auch nicht verzichten und genau wissen, was auf deinen Teller kommt? Dann werde doch einfach Mitglied bei der „Gemüsegruppe Leissetal e.V“ in Schmallenberg-Heiminghausen, denn so kannst du regional ernten und nachhaltig genießen, ohne selbst zu säen:

Aus der Region…

Nein, ich muss dir nicht erzählen, dass eine prall gefüllte Gemüsetheke mit Tomaten aus Spanien, Avocados aus Südamerika, Paprika aus Marokko schon etwas Feines ist! Und nein, auch auf den Wasserverbrauch, den der Anbau dieser Sorten in den ohnehin schon niederschlagsarmen Ländern bedeutet, und auf die Emissionen, die der Transport der Lebensmittel um die halbe Erdkugel verursacht, muss ich dich nicht aufmerksam machen; das ist ja hinreichend bekannt. Doch ich möchte deinen Blick kurz darauf lenken, was dieser globale Supermarkt für die Region bedeutet, denn nur so kannst du die Vorteile einer „Solidarischen Landwirtschaft“ wirklich verstehen.

Schon seit Jahrzehnten ist die Gesamtzahl der Höfe immer weiter geschrumpft, die Größe der einzelnen Betriebe dafür stark gewachsen. Wer sich nicht spezialisiert, nicht in große Maschinen investiert, seine eigene Arbeitsleistung nicht fast umsonst erbracht hat, nicht in die Abhängigkeit von staatlichen Subventionen gekommen ist, den gibt es heute einfach nicht mehr… Und was bedeutet das letztlich für dich? Entweder, du bedienst dich weiter an der prall gefüllten Theke, hast nur eine grobe Ahnung davon, dass dein Gemüse vor ein paar Tagen irgendwo im Süden geerntet und für den Transport mit entsprechenden Mittelchen behandelt wurde – nach dir die Sintflut. Oder, du verzichtest auf eine große Vielfalt auf deinem Speiseplan, der Bauer um die Ecke hat schließlich gerade nur Kohl auf dem Feld. Beides irgendwie nicht so richtig toll? Genau, und deswegen gibt es auch hierzulande schon seit Ende der 80er eine Bewegung, die dir eine ganze Vielfalt an saisonalen und regionalen Nahrungsmitteln von hoher Qualität beschert, dich vor den Veränderungen auf dem Weltmarkt schützt, den Anbau auf dem Feld transparent macht, die lokale Landwirtschaft durch Planungssicherheit und geteiltes Risiko stärkt und insgesamt eine nachhaltige Bewirtschaftung der Höfe ermöglicht: Die „Solidarische Landwirtschaft“ – kurz: „SolaWi“.

Überzeugt? So ging es auch Jens Greve. Im urbanen Raum von Köln hatte er die „SoLaWi“ kennengelernt und ist so begeistert davon, dass er selbst einen solchen Verein gründete. Denn als er die elterliche Hofstelle in Schmallenberg-Heiminghausen erbte, erkannte er gleich das darin schlummernde Potential. Doch der gebürtige Sauerländer hatte seinen Lebensmittelpunkt und seine Berufung inzwischen in Köln; es brauchte jemanden, der die landwirtschaftlichen Geschicke vor Ort leiten und fachlich entwickeln konnte. Er schaltete ein Inserat auf der Plattform des „Netzwerk Solidarische Landwirtschaft. Darauf meldete sich der „landlose Bauer“ Sebastian Wolf, der als staatlich geprüfter Landwirt und Diplomingenieur für Ökologischen Landbau dem Konzept der „SoLaWi“ schon vor über zwanzig Jahren im Studium und anschließend im beruflichen Werdegang begegnet war.

Gemeinsam nahmen sie den Resthof in Augenschein; starke Hanglage und die Nähe zur Leisse, die immer mal wieder auch Hochwasser führt, machten die hofeigenen Flächen nicht gerade zum bevorzugten Anbaugebiet. Doch Sebastian, der ursprünglich aus der Nordeifel stammt und schon so manchen Erzeugerbetrieb konzipierte, war mit den Bedingungen der Mittelgebirgslagen vertraut, er konnte sich vorstellen, dass auch hier im Sauerland Grundlagen für den erträglichen Gemüsebau geschaffen werden können. Als die Beiden dann auch noch eine ideale Fläche in der Nähe des Hofes zur Pacht angeboten bekamen, stand der Gründung des Vereins fast nichts mehr im Wege: Trotz den erschwerenden Bedingungen der Corona-Pandemie wurden ein Vereinskader gebildet, eine Satzung formuliert und Mitstreiter gefunden – am 01. Mai 2021 startete die „Gemüsegruppe Leissetal e.V.“ in ihre erste Saison.

Mit 75 Anteilen ging das Projekt an den Start – das bedeutet, dass 75 Personen Mitglied im Verein sind, die Kosten für Arbeitslohn, Pacht, Gerätschaften, Saatgut sowie alle weiteren Aufwendungen zur Produktion tragen und dafür jeweils ihren Anteil an der Ernte bekommen, doch dazu später mehr… Schnell zeigte sich, dass das angebaute Gemüse sogar für noch mehr Haushalte reichte; inzwischen wurde die Gesamtzahl auf 100 Anteile erhöht. Und noch mehr hat sich entwickelt: Um die Saison zu verlängern, hat die „Gemüsegruppe Leissetal e.V.“ vor zwei Jahren Folientunnel aufgestellt; hinzu kommt ein zur Verfügung gestelltes Gewächshaus in der Nachbarschaft, in dem die eigenen Jungpflanzen vorgezogen werden. Hier wird gesät, pikiert und gegossen – genau so, wie du es von deinen Tomaten kennst… Nur mit dem kleinen Unterschied, dass es sich um eine viel größere Menge an Pflänzchen handelt, die noch dazu in Etappen gesät werden, um die einzelnen Sorten möglichst lange über die Saison ernten zu können!

Das alles erfordert natürlich nicht nur jede Menge Know-How, Handarbeit und Geduld, sondern auch eine sorgfältige Planung und die „Gunst der Stunde“. Nach Weihnachten gibt es dafür einen kurzen Ausgabestopp, damit Sebastian sich voll und ganz auf die Planung der neuen Saison konzentrieren kann. Und wie du hier siehst, ist das ein ziemlich komplexes Unterfangen.

Mit Ausnahme dieser kurzen „Verschmauspause“ im Januar und Februar bist du aber ganzjährig mit Gemüse versorgt, wenn du Mitglied der „Gemüsegruppe Leissetal e.V.“ wirst, und wie das funktioniert, erfährst du jetzt:

… für die Region!

Kein Mensch möchte wochenlang das Gleiche essen, und daher ist es für Sebastian Wolf und die anderen Vereinsmitglieder ein oberstes Ziel, eine möglichst große Vielfalt auf die Felder zu bringen und die Essgewohnheiten an die Saison anzupassen: Dank der langjährigen Erfahrung und der sorgfältigen Planung gelingt es Sebastian, über 70 unterschiedliche Kulturen trotz der teils etwas widrigen klimatischen Bedingungen erfolgreich anzubauen. Neben Klassikern wie Kartoffeln, Möhren, Stilmus und Kohl darfst du dich also auch auf wärmeliebende Pflanzen wie Gurken, Tomaten und Paprika und Exoten wie Topinambur, Baumspinat, Tatsoi und sogar Melonen freuen; daneben ergänzen Gewürze und Obst von eigenen Bäumen und Sträuchern das bunte Angebot.

Und das ist jetzt also alles „bio“? Mit gutem Gewissen kann Sebastian sagen: Nein , nicht bio, sondern besser als das, nämlich agrarökologisch und sozial! Eine Zertifizierung nach Bio-Verordnung würde die Kosten der Anteile unnötig in die Höhe treiben; stattdessen kannst du dir ja vor Ort einfach selbst ein Bild davon machen, dass hier nach den Prinzipien des biologischen Anbaus erzeugt wird – du erinnerst dich, das war ja einer der Vorteile, die die „SoLaWi“ zu bieten hat. Die „Gemüsegruppe Leissetal e.V.“ arbeitet von vorne bis hinten transparent, informiert dich über das verwendete Saatgut und die Fruchtfolgen, bietet dir sogar die Möglichkeit, aktiv mitzuhelfen und Einfluss auf die Produktion zu nehmen: Als Vereinsmitglied kannst du dein Gemüse einfach nur abholen, kein Problem, du kannst aber auch das Gartenjahr unter fachlicher Begleitung hautnah miterleben. Im direkten Kontakt zum Erzeuger, in Vereinsforen oder spätestens auf der jährlichen Mitgliederversammlung kannst du aktiv an deiner lokalen Ernährungssouveränität und deiner Umwelt mitwirken.

Apropos Jahr: Auch wenn der Winter im Sauerland nicht mehr das ist, was er mal war, ist auch dir bestimmt schon aufgefallen, dass die Felder in der kalten Jahreszeit nichts zu bieten haben. Wie soll das dann mit der ganzjährigen Versorgung funktionieren? Im zeitigen Frühjahr von März bis April erfolgt die Ausgabe nur alle zwei Wochen, hier bekommst du Lagerware und das kostbare Gemüse, dessen Vegetationskurve in den Wintermonaten liegt. So hat die „Gemüsegruppe Leissetal e.V.“ auch in diesem Jahr bereits über 25 Tonnen ausgegeben, das entspricht einem wöchentlichen Anteil von fünf Kilo pro Mitglied.

Ab dem 01. Mai beginnt dann die neue Saison; für den Abholtag am Donnerstag wird dann frisch geerntet, nachmittags ab 14 Uhr kannst du dann deinen Anteil am Greven-Hof in Heiminghausen abholen. Auf einer großen Tafel steht angeschlagen, wieviel sich jeder nehmen darf – ein ganzer Anteil reicht dann locker für eine vierköpfige Familie. Und wenn du damit mal überfordert bist, musst du ja auch nicht so viel nehmen, vor Ort finden sich viele dankbare Abnehmer, auch das ist ja ein Merkmal der Solidarität.

Die „Gemüsegruppe Leissetal e.V.“ kann immer nur in ganzen Anteilen kalkulieren, aber es spricht ja nichts dagegen, dass du dich mit Freunden oder Nachbarn zusammentust und ihr das Gemüse dann unter euch aufteilt; so lange die Finanzierung dieser ressourcenschonenden Produktion gesichert ist, muss auch nicht über eine staatliche Subventionierung spekuliert werden. Anders als sonst in der Marktwirtschaft üblich arbeitet die „Gemüsegruppe Leissetal e.V.“ nicht gewinnorientiert, sondern kostendeckend. Und natürlich ist es auch möglich, das Projekt zu unterstützen und Vereinsmitglied zu werden, ohne von der Ernte zu profitieren…

So, bevor ich etwas zu den Kosten sage, rechne doch bitte einmal durch, was du und deine Lieben pro Monat im Supermarkt für Gemüse ausgebt. Da kommt doch bestimmt auch ein höherer zweistelliger Betrag zusammen; zumindest, wenn ihr zu vier oder mehr Personen davon esst!? Als Mitglied der „Gemüsegruppe Leissetal e.V.“ zahlst du monatlich 95 Euro – in Abhängigkeit der Anzahl von Unterstützern – und darfst dich dafür über gesundes, frisches, regionales, vielfältiges und nachhaltig angebautes Gemüse aus Anbau durch den eigenen Gärtner, Landwirt oder Bauern freuen – ein echt guter Deal, oder? Deshalb kannst du jetzt noch schnell die Chance nutzen und dich für die bald startende Saison anmelden, es sind noch ein paar Anteile frei. Dein Anteil – für dich, für die Gemeinschaft, für die Region!

Gemüsegruppe Leissetal e.V., Sebastian Wolf, Heiminghausen 6, 57392 Schmallenberg

https://www.ggrlt.org

https://www.instagram.com/gemuesegruppe.leissetal

Die Fotos von der Ausgabe und der Ernte wurden mit freundlicher Unterstützung von der Gemüsegruppe Leissetal e.V. zur Verfügung gestellt.

3 Kommentare zu „REICHE ERNTE BEI DER „GEMÜSEGRUPPE LEISSETAL“

  1. Glückwunsch, kann ich da nur sagen! Beim Kattendorfer Hof (www-kattendorfer-hof.de) sieht es ähnlich explosiv wachsend aus, die versorgen übrigens so ungefähr 1000 Mitglieder.

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  2. Die Gemüsegruppe Leissetal e.V. -Heiminghausen sucht für die kommende Saison (Start im Mai 2025) noch weitere Mitglieder. Meldet Euch an unter

    Voranmeldung neue Saison – Gemüseanbau im Leissetal

    Es grüßt: Dipl. Ing.öko. Lanbau Sebastian Wolf

    Wir sind mehr als Gemüse!!

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