
ODER: „13 PFEILE“ – MITTEN INS HERZ!
Ferienstart in NRW – lang ersehnt, endlich da… Sechs Wochen Zeit, viele wunderbare Momente im zauberhaften Sauerland zu erleben! Gleich zum Auftakt am vergangenen Freitag bescherte der „Musiksommer Brilon“ mir einen dermaßen emotional geladenen Abend, dass dieser in den nächsten Wochen wohl kaum zu toppen ist:
Thomas Godoj macht nervös…
Die Gefühlspalette, die mir am 13.07. in Brilon geboten wurde, startete mit „ultranervös“. Schließlich hatte ich sehr für Thomas geschwärmt, als er 2008 fulminant in der fünften „DSDS“-Staffel gesiegt hatte (nein, das ist mir nicht peinlich!). Seine ersten beiden Alben habe ich rauf- und runtergehört; die Texte habe ich laut mitgesungen – das traue ich mich allerdings nur im Auto, weil ich im Gegensatz zu Thomas nicht jeden Ton treffe. Er stach damals schon aus der Masse der „DSDS“-Kandidaten heraus, weil er eine unverwechselbare Stimme hat, die von laut bis leise, hoch bis tief, rockig bis sanft alles mit wahnsinnig viel Gefühl transportieren kann.
Dass das nicht nur bei mir ankommt, beweist zum einen, dass er den erfolgreichsten Sieg (er konnte in allen Live-Shows mehr als die Hälfte der Anrufer von sich überzeugen) in der „DSDS“-Geschichte hingelegt hat, zum anderen aber auch besonders die Ereignisse in jüngerer Zeit: Seit 2014 finanziert er seine Alben durch Crowdfunding, und das dank seiner Fans in immer wieder neuen Rekordzeiten. Er hat nun schon zum dritten Mal den Europa-Rekord im Bereich „Musik-Crowdfunding“ gebrochen und das Finanzierungsziel von „13 Pfeile“ (über 200.000 Euro) innerhalb von Minuten erreicht.
Thomas ist ein verdammt cooler, äußerst begabter und noch dazu gutaussehender Typ – kein Wunder, wenn man da beim Aufeinandertreffen nervös wird; muss man aber gar nicht, weil er außerdem auch noch absolut bodenständig, authentisch und einfach nett ist.
Thomas Godoj macht nachdenklich…
Ganz bodenständig trifft man diesen Thomas Godoj auch mitten auf dem Briloner Marktplatz, ganz ohne Presseausweis, Security oder anderes Pipapo. Er steht da einfach in der Sonne und fachsimpelt mit seiner Band nach dem Soundcheck über das anstehende Konzert. Er freut sich darauf. Und nimmt sich trotz aller Vorbereitungen die Zeit, ein paar Fragen zu beantworten:
Thomas, seit einigen Jahren tourst du nun schon quer durch Deutschland – hat es dich schon häufiger ins Sauerland verschlagen?
2012 habe ich mal auf dem „Seegeflüster“, einem Festival in Hagen gespielt. Hagen ist ja schließlich das „Tor zum Sauerland“! Heute bin ich hier in Brilon, im nächsten Frühling im „Sauerlandpark Hemer“. Das ist dann wohl schon tieferes Sauerland. Außerdem bin ich ein großer Wintersport-Fan und war ein paar Mal in Winterberg, das letzte Mal vor zwei, drei Jahren mit meinen Kindern am „Kahlen Asten“. Und Balve, ja, Balve kenn ich auch ganz gut. Als wir 1986 nach Deutschland kamen, wohnten wir zunächst in Mettmann. Weil es nicht so einfach war, dort einen Schulplatz zu bekommen, war meine Schwester zunächst in einem Internat in Balve. Und da haben wir sie natürlich besucht!
Sind kreative Methoden wie Crowdfunding und Wohnzimmerkonzerte oder dein eigenes Label für dich Wege, immer noch bei „Plan A“ zu sein?
Ehrlich gesagt, das sind keine kreativen Methoden, sondern pures, knallhartes Musikbusiness! Es ist das Ergebnis meiner Erfahrungen mit dem Musikgeschäft. Es war eine harte Lernmethode, vor zehn Jahren durch diese Casting-Sendung zu gehen, wo alles nach „Schema F“ läuft. Für das „Schema F“ gibt´s im Prinzip drei Modelle: Beim ersten baut sich eine Band über fünf bis zehn Jahre auf und arbeitet dann mit einer großen Plattfirma zusammen, natürlich nach deren Vorgaben. Beim zweiten laufen große Deals zwischen Produzenten und Plattenfirmen, die Künstler und Bands werden von denen konstruiert und künstlich groß gemacht. Beim dritten Modell, der Casting-Show, geht der TV-Sender einen Vertrag mit der Plattenfirma ein; als Sieger bekommst du automatisch einen Plattenvertrag über damals 100.000 Euro. Die landen natürlich nicht auf deinem Konto, sondern werden in die Produktion und Vermarktung „deiner“ Musik gesteckt.
Man muss sich entscheiden, ob man das eingehen will. Wenn man sich darauf einlässt, muss man tun, was die wollen. Ich hab versucht, das professionell zu sehen… Ich mein, in jedem Job muss man Kompromisse machen und Dinge tun, die einem nicht gefallen. Das ist schön und gut, wenn die nicht zu viel auf dich eindreschen. Aber der Druck ist enorm! Es ist ziemlich schwierig, weiter bestehen zu bleiben, wenn man dem nicht gerecht wird. Du hast kein Mitspracherecht; die Leute wollen dich ganz, die Boulevard-Presse ist ausschließlich am Privat-Leben interessiert, was ich aber nicht zum Thema machen möchte. Ich erzähle auch in meinem neuen Song „Gladiatoren“ davon… Diese Erfahrungen waren aber wichtig für mich, um zu wissen, wie es besser ist, und eine Entscheidung zu treffen. Mein eigenes Ding zu machen, meinen eigenen Weg zu gehen, abseits von „Schema F“. Es war durchaus der härtere Weg, sich von den Leuten zu trennen – hat viel Geld gekostet, aus diesen Verträgen wieder rauszukommen!
Aber so hab ich neue Möglichkeiten gesucht und gefunden. 2014 habe ich mich komplett verselbstständigt und mein fünftes Studio-Album „V“ über Crowdfunding unter meinem eigenen Label „Tomzilla Musik“ veröffentlicht. So ging´s dann auch 2016 mit „Mundwerk“ und mit meinem brandneuen Album „13 Pfeile“ weiter. Die Leute erhalten dafür z.B. das Album, handgeschriebene Song-Texte, Promo-Termine, Wohnzimmerkonzerte und vieles mehr. Ich finde es großartig, welches Vertrauen die Leute in mich haben. Bei meinen Konzerten mache ich die darauf aufmerksam und erkläre ihnen das. So kann ich heute mein eigenes Ding machen und arbeite nur noch mit Kooperationspartnern zusammen, um die vielen Aufgaben zu bewältigen. Es geht hier schließlich nur um die Musik. Ich freue mich, wenn sie den Leuten gefällt, und sie glücklich nach Hause gehen. Das ist zwar langweilig für die Presse – aber ich lese das ja sowieso nicht…
Auf deinem neuen Album sind Zeilen wie „Wir stehen auf für ein Leben, in dem die Grenzen nicht von Bedeutung sind.“ und „Braun ist und bleibt keine Option!“ zu hören. Ziemlich klare Kommentare zur derzeitigen politischen Lage…
Absolut. Alle Grenzen sind von Menschenhand gemacht. Mir ist es wichtig, dass die Leute darüber nachdenken und sich darüber klar werden! Natürlich gibt es auch viele, die das vernünftig sehen und klar denken, aber es gibt auch genug blöde Köpfe, für die ich kein Verständnis habe. Ich jedenfalls bin glücklich darüber, auf der Straße vielen verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu begegnen… Wie langweilig wäre das denn, wenn alle gleich wären?
Tatsächlich macht mich dieser letzte Punkt nicht wirklich nachdenklich, weil mir das Problem absolut bewusst ist, und ich ebenfalls sehr traurig über die angesprochene Entwicklung bin. Aber du hast es „besser gesagt, und lauter“, danke Thomas!
Was mich allerdings wirklich ins Grübeln bringt und fast ein wenig traurig macht: Wie konnte ich den Anschluss an einen so großartigen Künstler verpassen? Album Nummer 3 bis Nummer 6 völlig ignorieren? Bin ich auch so jemand, der nur gut findet, was die großen TV- und Radio-Sender ihm vorlegen, und alles andere aus den Augen verliert? Die Boulevard-Presse für wichtiger hält als musikalisches Talent und inhaltliche Botschaft? Wahrscheinlich war es so… Aber… Ich habe die Chance, es besser zu machen und aufmerksamer zu sein. An Thomas bleibe ich nun jedenfalls dran und bin gespannt, was da noch so alles kommt. Und für die Zwischenzeit habe ich ja auch noch vier verpasste Alben zum Rauf- und Runterhören…
Thomas Godoj macht glücklich…
Nachdem sich der Marktplatz inzwischen deutlich gefüllt hatte, bahnte sich Thomas den Weg zur Bühne zusammen mit seiner Band ganz einfach durch die Menschenmenge. Die Fünf sprangen auf die Bühne, und direkt ging´s voll los. Unfassbar, wie gut dieser Mann live aus wenigen Metern Abstand gehört singen kann. Wie viel Gas er gibt und seine Band die Bühne, ach was, den gesamten Marktplatz rockt. Wie eingeschworen und liebevoll sich seine treue Fan-Gemeinde in den ersten Reihen versammelte und jeden Song mitsingt, auch die ganz neuen… Eine wirklich ganz zauberhafte Stimmung, mitten im Sauerland!
Zwischen den Songs erzählte Thomas immer wieder von sich und der Entstehung der einzelnen Songs. Der Refrain zu „Liebe zur Sonne“ entstand z.B., als er in einer Sommernacht seinen Laptop aufklappte und direkt zahlreiche Insekten auf den hellen Monitor zusteuerten. Wenn er das in der Abendsonne stehend erzählt, plötzlich tatsächlich eine kleine Motte direkt an ihm vorbeiflattert, er laut lacht und die ersten Töne des Liedes beginnen, dann weiß man: Da hat jemand alles richtig gemacht…
Auch wenn dieser „Briloner-Musiksommer-Abend“ für mich unbezahlbar war, sollte trotzdem erwähnt werden, dass der Eintritt kostenlos war – ebenso wie auch bei den anderen Veranstaltungen, die den Sommer über stattfinden.
Ich habe vor einiger Zeit von der sogenannten „Post-Concert-Depression“ gelesen: Man möchte das Glücksgefühl am liebsten sofort wiederholen, aber es wird noch sooooooo lange dauern, bis man seinen Lieblings-Star wiedersieht… Ein bisschen kann ich nun nachempfinden, wie sich das anfühlt, denn auch ich würde dieses Konzert am liebsten gleich nochmal erleben. Nenn mich Glückspilz, und dich selbst ggf. auch, denn in nur knapp drei Wochen, am 09.08., spielt Thomas in Lippstadt beim „Rathausfestival“. Und da das ja nicht im Sauerland liegt, freue ich mich auf einen zauberhaften Konzertabend – diesmal ohne Kamera und Schreibblock 😉
http://www.brilon.de/aktuelles/veranstaltungen/index.php
http://www.rathausplatz-festival.de/
ein cooles Erlebniss
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Vielen lieben Dank für diesen wunderschönen Text .
Es war ein wundervoller Abend in Brilon, eine tolle Stimmung und tolles Publikum. Unvergessliche Zeiten.
Danke.
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