ODER: DAS „AMBIENTE AM MARKT“ STEHT FÜR BEGEGNUNG…
Wenn du in Altenhundem unterwegs bist, kennst du bestimmt das „Ambiente am Markt“!? Vielleicht hast du dort schon gefrühstückt, Freunde getroffen oder einfach den besonderen Charme dieses Ortes gespürt. Doch wusstest du, dass hinter dem „Ambiente“ eine lange Familiengeschichte steckt, die in den Turmzimmern der Hohen Bracht begann? Andi Cordes, der heute Gastgeber mitten im Ortskern ist, erzählt dir hier, wie er vom Tischlermeister zum Gastronom wurde, warum das „Ilot“ für viele wie ein zweites Wohnzimmer war, und weshalb es ihm bis heute wichtig ist, dir einen Ort für Begegnung und Gemeinschaft zu schaffen:
Ohne einander geht es nicht!
Andi, dein Vater war Pächter der „Hohen Bracht“. Wie sehr hat dich diese familiäre Prägung beeinflusst, selbst in die Gastronomie zu gehen?
Sehr stark! Am Anfang sogar eher negativ – als Kinder waren wir ständig nur von Erwachsenen umgeben. Wir haben ja auf der „Hohen Bracht“ gewohnt, im Turmzimmer Zwei. Dort bin ich geboren und bis zu meinem dreizehnten Lebensjahr aufgewachsen. Ich erinnere mich noch genau an das Geräusch, wenn der Wind durch die Schieferplatten strich oder wenn es gewitterte. Es war immer viel Besuch da, meist ältere Herrschaften. Für meine Freunde war es dagegen oft mühsam, mit dem Bus hochzukommen. Deshalb hatte ich zunächst gar nicht den Gedanken, selbst einmal Gastronom zu werden.

Was hat dich damals dazu bewogen, das „Ilot“ zu übernehmen und in Altenhundem so etwas wie ein zweites Wohnzimmer für viele Generationen zu schaffen?
Meine ersten Schritte kamen aus einer ganz anderen Richtung. Ich habe als Tischlermeister bei der Firma Schauerte in Saalhausen gearbeitet und am Wochenende meinem Freund Kalli Dickel im „Ilot“ geholfen, während er den „Goldenen Löwen“ in Olpe neu gestaltete. Davor hatte ich auch schon im „Bierbrunnen“ ausgeholfen. Im „Ilot“ konnte ich dann nicht nur meine Erfahrungen, sondern auch meinen Musikgeschmack einbringen – das hat mir sehr gefallen. Im Oktober 1985 kam Kalli auf mich zu und fragte, ob ich das „Ilot“ kaufen wolle. Da hat es mich gepackt! Mein Vater erklärte mich erst einmal für verrückt, weil er genau wusste, worauf ich mich einlasse. Aber das wusste ich ja auch.



Gibt es eine Anekdote aus der „Ilot“-Zeit, die dir bis heute im Kopf geblieben ist?
Da gibt es unzählige, ich könnte ganze Bücher damit füllen. Letzte Woche war noch eine Gruppe hier, die ich damals – mit einem Augenzwinkern gesagt – behutsam ans Saufen herangeführt habe. Heute sind das gestandene Männer: Unternehmer, Führungskräfte, Beamte. Wir haben gemeinsam an die alten Zeiten erinnert. Im „Ilot“ sind so viele Menschen zusammengekommen, haben sich verliebt, geheiratet und sich zum Teil auch wieder getrennt. Ich habe all das miterlebt, die Höhen und die Tiefen. Wenn man so lange dabei ist, bekommt man einiges mit.

Heute betreibst du das „Ambiente am Markt“. Was unterscheidet diesen Ort vom „Ilot“ – und was verbindet beide Konzepte?
Ich bin im Grunde gemeinsam mit meinen Gästen erwachsen geworden. Viele, die früher ins „Ilot“ kamen, kommen heute ins „Ambiente am Markt“. Menschen sind Menschen, und Treffpunkte sind Treffpunkte – ob die Gäste nun 20 oder 70 sind. Deswegen unterscheiden sich die Konzepte im Kern gar nicht so sehr. Schon damals haben wir es geschafft, Alt und Jung zu verbinden, und das funktioniert auch heute noch. Es ist sehr familiär, es herrscht eine hohe Akzeptanz und Toleranz. Unsere Türen stehen allen offen.

War es dir trotzdem wichtig, mit dem „Ambiente am Markt“ einen etwas ruhigeren, kulinarischeren Gegenpol zur Kneipenzeit zu setzen?
Ja – und das ist schlichtweg meinem Alter geschuldet. Wenn du über 50 bist und täglich mit Jugendlichen zu tun hast, kann das auch anstrengend werden, weil die Interessen zu weit auseinandergehen. Das Verständnis ist zwar da, aber man muss sich selbst auch einordnen. Heute sollen andere diesen Part übernehmen, und ich bin sehr froh, dass Murat und Cem das mit voller Überzeugung tun.

Wie siehst du die Rolle solcher Gastronomie-Orte für das Leben in einer Kleinstadt wie Altenhundem?
Eine gastronomische Region ist nur so stark wie die Menschen, die dort leben. Heute gibt es viele Freizeitmöglichkeiten, die nichts mit Gastronomie zu tun haben – Stichwort Social Media. Das Individuum steht im Vordergrund, das gemeinsame Beisammensein hat an Bedeutung verloren. Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung. Aber den alten Zeiten mit siebzehn Kneipen in Altenhundem nachzutrauern, bringt nichts. Wir müssen die Augen für das Neue öffnen und zugleich diejenigen erreichen, die weiterhin gern anderen Menschen begegnen, statt nur online zu kommunizieren. Schauen wir uns Altenhundem an: Drei Dönerläden, drei Kneipen, vier Cafés, in denen man morgens Kaffee trinken kann – und auch wir im „Ambiente am Markt“ bieten täglich Frühstück an. Für einen Ort mit 5000 Einwohnern ist das doch keineswegs zu wenig.

Dein Sohn führt mit dem „Needles and Pins“ die gastronomische Tradition fort. Wie fühlt es sich an, diese Entwicklung in der Familie zu sehen?
Mit großem Stolz! Maik hat das großartig gemacht. Er hat Städtebau und Geometik studiert, Bachelor und Master abgeschlossen, und wollte eigentlich bei der Stadt Lennestadt arbeiten. Eine feste Stelle war so gut wie sicher, aber dann kam 2008 die Wirtschaftskrise mit Einstellungsstopp. Trotz zahlreicher Bewerbungen fand er nichts. Eines Abends sagte er dann am Küchentisch: „Ich übernehme das Ilot!“. Und genau das hat er getan. Ein Jahr später haben meine Frau Moni und ich auf ihre Initiative das „Ambiente am Markt“ eröffnet. Bis 2015 führte er das „Ilot“, seitdem betreibt er erfolgreich das „Needles and Pins“.

Sprecht ihr über Gastronomie zu Hause viel – oder versucht ihr das Geschäftliche aus dem Familienleben rauszuhalten?
Sehr viel! Natürlich können wir auch über anderes reden, aber die Gastronomie gehört bei uns einfach zum Alltag. Ich finde es wichtig, Dinge zu besprechen und verschiedene Meinungen einzuholen. Besonders meine Frau Monika ist dabei der ruhende Pol und eine wertvolle Ratgeberin. Sie übernimmt so vieles im Hintergrund: Wäsche, Reinigung, Werbung, Deko – ohne sie würde es nicht gehen, in keinem der beiden Läden. Wir haben kartonweise Dekoration für jede Jahreszeit und einen großen Waschraum mit Mangel im Keller.

Was treibt dich persönlich nach all den Jahren immer noch an?
Mein Leben treibt mich an. Wenn ich zu Hause sitze und die Füße hochlege, roste ich. Natürlich bleibt die Freizeit etwas knapper, aber ich nutze sie intensiver. Bei einer Tasse Kaffee am Morgen habe ich mit meiner Frau schon mehr besprochen als andere am ganzen Tag. Außerdem spielt die Gesundheit eine große Rolle. In den 70er-Jahren hatte ich als Tischler viel mit Schadstoffen zu tun, das hat meine Lunge geschädigt – ich habe COPD. Ich habe das gut im Griff, muss aber aktiv bleiben, um fit zu sein. Ich bin fast 70, bekomme seit drei Jahren Rente, aber habe kein Maßband in der Tasche, auf dem mein letzter Arbeitstag markiert ist.


Wenn du in die Zukunft blickst: Was wünschst du dir für die Gastronomie in Altenhundem und für dein eigenes „Ambiente für Markt“?
Die Nachfolge ist schon geregelt: Unsere langjährige Mitarbeiterin Celine soll das „Ambiente am Markt“ einmal übernehmen. Das ist mir sehr wichtig – ich möchte den Laden keinesfalls sich selbst überlassen. Wir haben ohnehin ein engagiertes, junges Team im Service, wir gehen gut mit den jungen Leuten um, und das merken sie. Deshalb bleiben sie lange bei uns… Ansonsten wünsche ich mir, dass die Menschen weiterhin füreinander da sind und im Austausch bleiben – sei es im Handel, im Handwerk, im Dienstleistungsbereich, im Tourismus oder eben in der Gastronomie. Da muss auch die Stadt noch aktiver werden. Wir haben hier so viele tolle Möglichkeiten, wir leben dort, wo andere Urlaub machen. Aber: Ohne einander geht es nicht!

Ob zum gemütlichen Frühstück, zum schnellen Kaffee zwischendurch oder zum langen Abend in guter Gesellschaft, im „Ambiente am Markt“ bist du immer willkommen. Andi und sein Team schaffen einen Ort, an dem du nicht nur satt wirst, sondern dich zuhause fühlst. Also, schau vorbei, setz dich an einen der Tische am Markt und erlebe selbst, warum dieses „Ambiente“ für so viele Menschen in Altenhundem mehr ist als nur Gastronomie – nämlich ein Stück Gemeinschaft mitten im Herzen der Stadt!

Ambiente am Markt, Andreas Cordes, Marktplatz 5, 57368 Lennestadt
https://www.instagram.com/ambienteammarkt/
Die Fotos außer der drei aktuellen Bilder von Andi, den Außenaufnahmen vom Ambiente sowie dem Bild von Murat und Cem wurden mit freundlicher Unterstützung von Andreas Cordes zur Verfügung gestellt.
