ODER: EIN FERIENHAUS DER ANDEREN ART…
Gerade noch dringt Straßenlärm an dein Ohr, eine Horde Kinder läuft fröhlich singend an dir vorbei, auf der Baustelle ein Stück weiter kommt ein Presslufthammer zum Einsatz – dann fällt die schwere Tür hinter dir ins Schloss. Die Außenwelt bleibt draußen. Und du hörst absolut nichts mehr. Genau dieses Gefühl hast du bestimmt schon oft gehabt, wenn du eine Kirche betreten hast!? Und auch wenn es in der ehemaligen Johanneskirche an der Von-Westphalen-Straße in Meschede längst keinen Altar, keine Orgel und keine sakralen Gegenstände mehr gibt, so ist die himmlische Ruhe doch geblieben… Dass du sie auch wirklich genießen kannst, dafür haben Sandra Glados und Reimund Köster in den letzten Jahren alles gegeben – entstanden ist ein Ferienhaus der anderen Art:
Immer mit der Ruhe
Die Entwidmung einer Kirche – für die Gemeinde sicherlich immer ein harter Einschnitt! Und doch ereilte über vierzig evangelische Gotteshäuser allein in Westfalen dieses Schicksal. Das kannst du verstehen, das kannst du bedauern, doch es ist niemandem geholfen, wenn diese Gebäude einfach dem Erdboden gleich gemacht werden, oder!? Allerdings müssen sich dafür Menschen finden, die sich an ein solches Projekt herantrauen, die Ideen haben, die den ehrwürdigen Mauern wieder neues Leben einhauchen. Eben solche Menschen wie Sandra und Reimund…

Viel sind die Beiden um den gesamten Erdball gereist, haben viele neue Orte entdeckt, Urlaub in schönen Unterkünften gemacht. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck kam ihnen die Idee, selbst irgendwann einmal ein Bed & Breakfast zu eröffnen, sie schauten sich einiges an, doch das Passende war nie dabei. Doch dann kam der Tag, an dem die Johanneskirche zum Verkauf stand, und zwar in ihrer direkten Nachbarschaft. Das Objekt passte zwar nicht so wirklich zu ihren Plänen, aber anschauen konnten sie sich das Ganze ja mal – im Februar 2016 wurde bei einer Besichtigung mit dem Pastor der erste Aufschlag für das Projekt gemacht.

Die Bausubstanz der im Jahre 1964 eingeweihten Kirche und der Schnitt der Räumlichkeiten passten, aber es gab auch viele unbekannte Größen in ihren Überlegungen: Was konnten sie aus dem Gebäude machen, was musste dazu noch gemacht werden, wie würden sich die Kosten entwickeln? Und auch für die Evangelische Kirche und die Verwaltung war der Prozess völlig neu; Regularien, nach denen man sich hätte richten können, gab es damals noch nicht, alles musste zunächst erarbeitet werden.

Das Kreiskirchenamt und die Landeskirche kamen mit ins Boot, auch im Mescheder Bauordnungsamt wurden viele Gespräche geführt, es gab emotionale Aufs und Abs, doch die Beiden blieben immer am Ball, und im Juli 2020 war es dann so weit: Sandra und Reimund unterzeichneten beim Notar den Kaufvertrag für die ehemalige Johanneskirche.

Ja, genau, das war vor fast fünf Jahren, und genau so lange hat es gedauert, bis „Johannes Neun“ nun kurz vor seiner Eröffnung steht – immer mit der Ruhe eben:
Himmlisch schlafen und wohnen
Was machst du samstags? Füße hochlegen und entspannen? Einen Ausflug mit der Familie? Den Haushalt erledigen? All das stand für Sandra und Reimund in den letzten Jahren nicht mehr auf der Tagesordnung, denn neben ihren Jobs – sie als Architektin, er als Bauingenieur – kamen sie werktags kaum dazu, an ihrem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Und doch wollten sie so viel wie möglich in Eigenleistung machen, schließlich haben sie ja auch die nötige Expertise dazu!

Ein Jahr verging, ehe die Entkernung abgeschlossen war – dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht, sehen sie als Vorteil: So ist der Rahmen, in dem sie sich bewegen können, vorgegeben, gleichzeitig bietet dieser Rahmen aber auch Freiraum für jede Menge Kreativität und Entfaltungsmöglichkeiten. Und ganz nebenbei bemerkt: Nicht jeder hat die Möglichkeit, ein Denkmal zu gestalten!

Durch die Corona-Zeit hatten auch Sandra und Reimund unter dem Material- und Handwerkermangel zu leiden, also bestellten sie alle benötigten Materialien in einem Rutsch. Eine Woche lang fuhr jeden Tag ein LKW vor, alles wurde fein säuberlich in der Mitte des ehemaligen Kirchenraums gestapelt. Nun konnten die eigentlichen Arbeiten beginnen: Die Wände wurden gedämmt, die kunstvollen Fenster mit einer Doppelverglasung verstärkt – außerdem bekamen sie Rahmen aus Holz, die ein Schreiner jeweils aus einem Stück Holz fertigte, ohne zu leimen. Ganz individuell für jedes Fenster, denn keins sieht aus wie das andere…


So ein riesengroßer Raum muss ja auch irgendwie beheizt werden, und so kam eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach, eine große Luftwärmepumpe in den Heizungskeller und eine Fußbodenheizung in den Boden – selbst im Winter kannst du nun hier barfuß laufen, ohne kalte Füße zu bekommen, im Sommer gerätst du nicht ins Schwitzen, und das auch noch weitgehend klimaneutral.


Auch bei den sonstigen Baumaterialien, sogar bei den Matratzen und der Bettwäsche, achteten Sandra und Reimund darauf, ökologische Stoffe zu verwenden, und noch eins war ihnen ganz wichtig: „Johannes Neun“ ist barrierearm gestaltet, es wurden Rampen eingebaut, eins der Schlafzimmer lässt sich rollstuhlgerecht umbauen, sodass wirklich jeder Gast sich hier rundum wohlfühlen kann.

Schlafzimmer? In einer Kirche? Ja, genau, denn in einem so großen Raum zu schlafen, wäre sicherlich den wenigsten Menschen angenehm, zudem sollte sich ja auch bei einer Belegung von bis zu sechs Personen jeder ein bisschen abgrenzen können, um wirklich zur Ruhe zu kommen. Doch es wäre ja nun auch schade, den großzügigen Raum durch Trennwände und Decken zu unterbrechen, also entwarfen und bauten Sandra und Reimund einen Kubus aus Holz, sozusagen ein Haus im Haus, mit zwei Schlafzimmern und zwei kuscheligen Schlafkojen, die jeweils mit einem gemütlichen Platz zum Lesen ausgestattet sind.





Statt der Bänke gibt es nun ein gemütliches Sofa, in der ehemaligen Sakristei befindet sich ein komfortables Bad und auf der Orgelbühne ein Platz zum Arbeiten – wo ehemals der Altar stand, ist nun eine moderne und voll ausgestattete Küche mit großem Esstisch. Doch bei allem modernen Wohnkomfort sind auch die traditionellen Elemente nicht zu kurz gekommen: Die Tür, die Fenster und die Decke durften bleiben, die Küche orientiert sich an der Farbgebung des ehemaligen Altars, und vor allem die Ruhe ist dem himmlischen Loft erhalten geblieben!

Diese Verbindung aus Innovation und Bestand wollten Sandra und Reimund auch durch den Namen verdeutlichen – „Johannes Neun“, die ehemalige Johanneskirche an der Von-Westphalen-Straße 9. Ein paar Samstage brauchen die Beiden noch, doch ab dem 01. April – kein Scherz! – wollen sie hier die ersten Gäste empfangen, der Buchungskalender auf der Homepage wird demnächst freigeschaltet… Vielleicht gehörst du ja zu denen, die den Frühling nutzen möchten, um Urlaub im Ferienhaus der anderen Art zu machen, vielleicht möchtest du aber auch erst sehen, wie es dann aussehen wird!? Kein Problem, da kann ich weiterhelfen, denn ich bin so neugierig, dass ich auf jeden Fall nochmals bei „Johannes Neun“ vorbeischauen und dir davon berichten werde! Wann das sein wird? Ich kann mich nur wiederholen: Einfach unten den Newsletter abonnieren und keinen Blogpost mehr verpassen! 😉

Johannes Neun, Sandra Glados und Reimund Köster, Von-Westphalen-Straße 9, 59872 Meschede
https://www.instagram.com/johannes_neun/
Die Fotos mit Ausnahme des Titelbildes und des Fotos von Sandra und Reimund vor der Kirche wurden mit freundlicher Unterstützung von Sandra Glados und Reimund Köster (Fotografin des Bildes von der Küche und den beiden Aufnahmen von Sandra und Reimund: Katrin Kaiser) zur Verfügung gestellt.
