ROMAN KNIŽKA TOURT MIT „OPUS 45“

ODER: WORTE, DIE KLINGEN UND NACHHALLEN…

Dieses Gesicht verbindest du wahrscheinlich eher mit Fernsehkrimis!? Doch hier geht es um etwas anderes! Denn wenn Roman Knižka auf die Bühne tritt, dann passiert etwas, das sich kaum in Worte fassen lässt – obwohl genau das seine Kunst ist. Worte zum Klingen zu bringen. Gemeinsam mit dem Ensemble „Opus 45“ verwandelt der Schauspieler historische Texte und Musik in dichte Bilder, in Klangräume voller Erinnerung, Emotion und Erkenntnis. Es ist keine Lesung, es ist ein Erlebnis, mal leise und eindringlich, mal aufwühlend und fast körperlich spürbar… Mit diesem besonderen Format gastierten Roman Knižka und das Bläserquintett am Donnerstag auch im Sauerland, in Brilon konnte ich ihn zum Interview treffen:

Es ist ein bisschen, wie nach Hause zu kommen

Herr Knižka, mit „Opus 45“ verweben Sie Musik und Literatur zu etwas, das weit über eine klassische Lesung hinausgeht. Wie würden Sie selbst beschreiben, was bei diesen Abenden entsteht?

Für mich ist das Wichtigste, dass Atmosphäre und Kopfkino beim Zuschauer entsteht. Ich versuche, unterschiedliche Szenarien zu kreieren, und das kann ich nur mittels Sprache, meiner Stimme, schauspielerischer Performance-Möglichkeiten und eben der Musik schaffen. So können wir verschiedene Situationen und Orte herstellen – so ein Abend ist keine Geschichte, sondern eine Collage. Wir beginnen 1945, der letzte Schuss fällt, Stunde Null, und beschäftigen uns mit den ersten drei, vier Nachkriegsjahren, bis die Republik gegründet wird. Wir machen zeitliche Sprünge, stellen verschiedene Persönlichkeiten vor, wechseln die Perspektiven – zum Beispiel aus den verschiedenen Besatzungszonen heraus… Von mir aus dürfen die Augen beim Zuschauer auch gern zufallen, und er erlebt den Flow durch die paar Jahre dann nur über die Ohren. Heute Abend gibt es hier auch ein Kapitel über Brilon, da dürfte vielleicht selbst für die Einheimischen noch Neues zu erfahren sein.

Ihre Programme von „Opus 45“ berühren Themen wie Demokratie, Freiheit und Menschlichkeit. Welche Rolle spielt dabei die Kunst – besonders in Zeiten, in denen die Gesellschaft auseinanderzudriften scheint?

Die Kunst, eigentliche die gesamte Kultur, ist das Rückgrat einer Gesellschaft. Das darf nicht verkümmern! Das beinhaltet so viel und schafft Emotionen. Jeder Mensch braucht Emotionen, und die können wir von der Bühne aus erzeugen, indem wir wahre Geschichten erzählen. Wir haben mit Archivaren und Historikern zusammengearbeitet, das ist alles verbürgtes Material… Kunst und Kultur muss es geben, und zwar in freien Formaten – wenn wir da eingeschränkt sind, wird auch unser Gewissen leiden. Dann trübt sich der Blick in die Zukunft, die Hoffnung, die wir haben, und der gute Umgang, den wir miteinander pflegen. Kunst zu fördern ist im Grunde wie Blumen zu gießen, und das haben wir uns auf die Fahne geschrieben. Wir machen auf eine künstlerische, sinnliche Art Geschichte transparent und greifbar. Dabei geht es nicht nur um Fakten, um neues Wissen, sondern auch darum, sich selbst hineinzuversetzen und durch ein Bad von Gefühlen zu gehen. Und an diesen Jahren ist ebenso besonders, dass es eine extrem traurige, aber auch eine extrem euphorische Zeit war – diese Ambivalenz muss immer klar zum Ausdruck kommen. Immer mit der Frage: Welche Lehren ziehen wir heute aus dem Untergang der ersten deutschen Demokratie?

Wenn Sie ein einziges Gedicht oder einen Text wählen müssten, um einem Menschen die Kraft von Sprache zu zeigen – welcher wäre das?

Wenn ich mich entscheiden muss, dann wäre das die „Todesfuge“ von Paul Celan. Ein sehr intelligent geschriebener, atmosphärischer Text. Man muss es verstanden haben, man muss sich darein arbeiten, aber wenn man das macht, stecken da unfassbar viele Gefühle drin.

Sie haben in zahlreichen Krimis gespielt – vom „Tatort“ über „Wilsberg“ hin zu „Nord bei Nordwest“. Wie unterscheidet sich die Arbeit vor der Fernsehkamera von dem, was Sie hier auf der Bühne zeigen?

Das Unmittelbare des Publikums, das habe ich beim Dreh natürlich nicht. Es gibt keinen Applaus, man weiß nicht, ob es funktioniert hat, denn es wird ja immer erst viel später geschnitten. Schneiden kannst du auf der Bühne natürlich nicht. Wenn etwas schief geht, kannst du das auffangen, aber es wird ja trotzdem gesehen. Deswegen ist das Interagieren zwischen den Musikern und mir auch so wichtig. Oftmals ist das für den Zuschauer gar nicht zu sehen, denn wir haben das gut einstudiert und arbeiten nun auch schon über zehn Jahre zusammen. Es gibt jedes Jahr ein neues Programm, und das ist immer ein schöner Reigen. Es treffen such zwei Genres: Schauspielerei – in dem Fall Sprache – und Musik, und diese Kombination in so einem Format gibt es selten in Deutschland.

Sie kommen viel herum. Waren Sie zuvor schon einmal im Sauerland? Welche Gedanken verbinden Sie mit dieser Region?

Ich habe ein paar Jahre in Köln gelebt, und habe tatsächlich meinen Führerschein im Sauerland gemacht. Ich hatte nur zehn Tage Zeit, denn ich spielte anschließend eine Hauptrolle, in der ich Auto fahren musste. Und im Sauerland war das eben in dieser kurzen Zeit möglich… Das war natürlich landschaftlich wunderschön, aber auch echt anspruchsvoll – Anfahren am Berg kann ich auf jeden Fall! Und auch mit „Opus 45“ war ich schon öfter hier, deswegen ist es ein kleines bisschen, wie nach Hause zu kommen. Die Menschen hier sind sehr aufmerksam und auch sehr dankbar, deswegen fühle ich mich immer sehr wohl hier!

Wenn du jetzt Lust bekommen hast, Roman Knižka und „Opus 45“ live zu erleben: Am 24. April kommen sie wieder „nach Hause“, und zwar nach Olpe. Ein Abend, an dem Geschichte lebendig wird – mit Worten, Musik und Momenten, die du garantiert nicht so schnell vergisst!

Ganz lieben Dank an Benjamin Comparot für die wunderbare Betreuung!

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