ODER: NEUER SCHWUNG IM ALTEN BAHNHOF…
Einsteigen, bitte! Wenn du in Plettenberg eine kleine Reise fernab vom Alltag machen möchtest, musst du nicht weit fahren. Ein Abstecher ins „Café Haltepunkt“ reicht schon. Hoch über der Stadt thront das rosarot gestrichene Bahnhofsgebäude mit seinem klassizistischen Charme, und das ist längst kein Geheimtipp mehr. Doch seit Januar weht hier ein frischer Wind. Nadine Gerhard ist die neue Pächterin und bringt neben frischen Ideen auch eine große Portion Herzlichkeit mit. Sobald du die Tür öffnest, wirst du es spüren – hier wurde nicht einfach übernommen, sondern mit Liebe weitergedacht. Nadine hat aus dem Haltepunkt einen Ort gemacht, an dem du gerne anhältst. Für einen Kaffee mit Aussicht. Für ein Stück Kuchen, das nach Kindheit schmeckt. Oder einfach nur, um durchzuatmen. Du bist eingeladen, Platz zu nehmen, dich umzuschauen und die besondere Atmosphäre auf dich wirken zu lassen.
Weichen neu gestellt
Hast du Lust auf eine kleine Zeitreise? Dann steig mit ein – die Geschichte des Haltepunkts beginnt nämlich weit vor deiner letzten Tasse Kaffee. Schon 1861 dampften die ersten Züge auf der Ruhr-Sieg-Strecke zwischen Siegen und Hagen. Auch Plettenberg bekam damals einen Bahnanschluss, allerdings nur über den Bahnhof in Eiringhausen. Das emsige Else- und Oestertal aber blieb außen vor – zu abgelegen, zu unpraktisch erreichbar. Dabei wollten die Menschen hier mitmischen, waren fleißig, erfinderisch, voller Tatendrang. Und so wurde 1895 kurzerhand die „Plettenberger Straßenbahn-Gesellschaft“ gegründet. Ein Jahr später fuhr die meterspurige Kleinbahn vom Bahnhof Eiringhausen mitten hinein in die Stadt.

Der Haltepunkt selbst wurde 1913/14 erbaut. Heute kannst du draußen auf den Steinen die alten Stationen mit Kilometerangaben entdecken – Nadine hat sie liebevoll aufgemalt.


Der Wanderweg, der jetzt hier entlangführt, war früher die Strecke der Bahn. Die Leute aus dem Dorf mussten damals die Treppen zum Haltepunkt hochsteigen, viele ältere Plettenberger erinnern sich noch genau daran…

Nach dem Ende des Bahnverkehrs 1962 wurde das Gebäude erst vom SGV genutzt, dann war eine Weinstube darin untergebracht. Ab 2017 wurde es zum „Café Haltepunkt“ – mit Frühstück, einem kleinen Mittagstisch und Kuchen am Nachmittag. Nadine begann 2019 hier zu arbeiten, zunächst im Service, dann auch in der Geschäftsführung. Als ihr damaliger Chef das Café aus familiären Gründen abgeben musste, zögerte sie. Alleinerziehend, voller Verantwortung – ein Café leiten? Das erschien erst zu viel.

Es folgte ein Pächterwechsel, nicht ganz geräuschlos. Beschwerden kamen auf, auch weil es keine öffentliche Ausschreibung gab – immerhin gehört das denkmalgeschützte Gebäude der Stadt. Nadine überlegte es sich noch einmal und bewarb sich. Mit Erfolg: Unter mehreren Bewerbern erhielt sie den Zuschlag.

Seit Januar ist sie offiziell Chefin. Und auch wenn sie im Inneren kaum etwas verändern musste – der schöne alte Holzboden und das gemütliche Ambiente blieben – hat sie dem Café ihre persönliche Note verliehen. Die Deko ist handgemacht, ein Nudelholz-Zug trifft auf Kuchenfantasie. Die Fenster, früher kahl, tragen heute mit liebevollen Details zum Wohnzimmergefühl bei.

Direkt am Wander- und Erholungsgebiet Hestenberg gelegen, ist der Haltepunkt ein perfekter Ort für eine Auszeit. Die Toiletten befinden sich übrigens stilecht im alten Lokschuppen – sogar das ist hier charmant… Und das Team? Ist eine kleine Familie. Im wahrsten Sinne. Nadines Tochter und Mutter helfen regelmäßig mit, der Koch und eine Mitarbeiterin arbeiten seit Jahren an ihrer Seite. Auch ihr Sohn, ihr Freund und sogar ihre Brüder springen bei Events ein, wenn’s mal heiß hergeht:
Zwischenstopp mit Aussicht
Was dir im „ Café Haltepunkt“ sofort auffallen wird: Hier wird mit Herz gekocht, und das schmeckst du bei jedem Bissen. Nadine setzt auf Qualität, Frische und Regionalität, ohne großes Tamtam, aber mit viel Feingefühl. Die Marmeladen? Kein Standard-Erdbeeraufstrich von der Stange, sondern Sorten wie Zartbitter-Sorbet oder KiBa, von Hand gemacht und liebevoll abgeschmeckt. Auch das Granola fürs Frühstück stammt aus der eigenen Küche – knusprig, nussig, genau richtig süß.

Und der Kaffee? Der ist eine kleine Reise für sich. Die Bohnen stammen von der Sauerländer Rösterei „Langen“ in Medebach. Nadine hat sich selbst auf den Weg dorthin gemacht, um die Rösterei kennenzulernen – für sie zählt nicht nur der Geschmack, sondern auch, woher das Produkt kommt und wer dahintersteht. Wenn du magst, kannst du dir ein Stück davon mit nach Hause nehmen – Kaffee oder Marmelade im Glas, als Erinnerung an deinen Zwischenstopp.

Beim Frühstück erwartet dich keine gewöhnliche Auswahl, sondern kleine Genussreisen auf Etageren, mit Namen wie „Kleinbahn“ oder „Bimmelbahn“. Einmal im Monat lädt Nadine zum großen Frühstücksbuffet – ein echtes Highlight, das meist schneller ausgebucht ist, als du „Brötchen“ sagen kannst. Die Termine findest du bei Instagram, Facebook oder im WhatsApp-Kanal. Und wenn du Glück hast, gibt’s manchmal sogar einen Zusatztermin. Auch sonst ist im Haltepunkt immer etwas los. Mal wird gegrillt, mal gibt’s italienische Köstlichkeiten oder ein deftiges Schnitzelbuffet – natürlich alles frisch zubereitet. Die Termine erscheinen alle drei Monate, und wer einmal dabei war, der kommt meistens wieder…

Du planst eine Feier? Auch das ist möglich. Aber mit Augenmaß. Die Küche ist klein – gerade mal sechs Quadratmeter – dafür aber mit großem Können. À-la-carte für 40 Gäste? Keine Chance. Aber liebevoll gestaltete Buffets? Jederzeit gern.


Auch unter der Woche wirst du bestens versorgt. Die Tageskarte ist bewusst klein gehalten, aber immer frisch. Dazu gibt’s beliebte Klassiker wie das Krüstchen, die original VW-Currywurst oder einen zünftigen Leberkäse. Suppen, Salate, Vesperplatten – alles auf den Punkt gebracht. Und wenn es in der Küche plötzlich laut wird, hörst du wahrscheinlich, wie gerade Schnitzel geklopft werden. Kartoffeln, Gemüse, Eier? Die kommen frisch vom Wochenmarkt direkt aus der Stadt.

Und dann sind da noch die Torten. Kleine Kunstwerke, handgemacht, immer der Saison folgend. Mal fruchtig, mal schokoladig, mal cremig – aber immer unwiderstehlich. Sie sehen so gut aus, dass man fast zögert, sie anzuschneiden. Nur fast.

Wenn du dann bei Sonnenschein draußen auf der Terrasse sitzt, einen köstlichen Cocktail in der Hand, den Blick über Plettenberg schweifen lässt – dann weißt du, warum man hier so gern anhält.


Der Haltepunkt ist eben mehr als nur ein Café. Er ist ein kleines Ziel für Genießer, ein Lieblingsort zum Wiederkommen. Und vielleicht auch bald dein ganz persönlicher Ruheplatz auf der Reise durch den Alltag.

Café Haltepunkt, Nadine Gerhard, Haltepunkt 1, 58840 Plettenberg
https://www.instagram.com/cafehaltepunktplettenberg/
https://www.facebook.com/cafehaltepunktplettenberg/
Die Fotos vom Haltepunkt bei Sonnenuntergang und im Winter, von den Speisen und den für die Veranstaltung gedeckten Tischen wurden mit freundlicher Unterstützung von Nadine Gerhard zur Verfügung gestellt.
