THORE SCHÖLERMANN ZURÜCK IN WINTERBERG

ODER: EIN ECHTES HEIMSPIEL…

Gestern Abend war es wieder so weit – helle Scheinwerfer durchbrachen den trüben Nebel, die „TV total Wok-WM“ ging im Winterberger Eiskanal an den Start! Für mich die letzte Gelegenheit, mit einem amtierenden Weltmeister zu sprechen, denn als ich Thore Schölermann zum letzten Interview getroffen hatte, stand er erst kurz davor, sich den Titel zu holen… Mit der Titelverteidigung hat es leider nicht geklappt, doch das macht nichts, Thore hatte auch so ein echt tolles Jahr:

Deshalb liebe ich das Sauerland

Im letzten Jahr habe ich dich hier bei der WoK-WM mit deiner Frau Jana, deiner Tochter Ilvi und eurem Hund Rudi getroffen. Nun ist die Familie noch größer geworden – wie hat sich euer Leben durch die Geburt eures Sohnes verändert?

Unser Leben fühlt sich jetzt an wie eine komplette Familie. Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, schauen Jana und ich uns an und sind total glücklich, wenn wir die Beiden sehen, und dann auch noch der Hund daneben liegt. Jetzt sind wir eine richtige Familie, und das ist das schönste Gefühl, das ich kenne. Man hat ja schon vorher Vorstellungen davon, aber jetzt wo es da ist, stelle ich fest, dass ich echt unterschätzt habe, was das bedeutet. Nämlich alles.

Dann auch noch nachträglich herzlichen Glückwunsch zum 40. Geburtstag! Wie hast du diesen besonderen Tag gefeiert?

Meinen Junggesellenabschied habe ich auf einer Hütte hier im Sauerland gefeiert und habe kurz überlegt, ob ich das auch an meinem 40. Geburtstag mache. Aber dann haben wir kinderfreundlich auf einem Partyschiff in Köln gefeiert – ich habe irgendwie auch schon immer davon geträumt, so etwas mal zu machen. Das war die „Schölermann Cruise“, wir haben richtig gefeiert. Ich kann mich nicht an alles erinnern, insofern alles gut.

Kürzlich hattest du deine letzte Moderation bei „Taff“. Wie hat sich dieser Moment für dich angefühlt?

Ich bin für dieses Geschäft ein ziemlich konservativer und spießiger Typ, weil ich sehr wenig zwischen Sendern switche, und insofern fiel es mir jetzt echt schwer, das nach so langer Zeit aufzuhören. Zwölf Jahre, das sind in unserer Branche eigentlich mehrere Karrieren hintereinander. Man hat es ja auch im Fernsehen gesehen, ich habe fast die ganze Zeit durchgeheult, und mich nur für die Moderationen zusammengerissen. Es fiel mir so schwer, weil ich ein super Team da hatte, viele Wegbegleiter, es hat mir immer Spaß gemacht; wenn so etwas zu Ende geht, ist das echt hart. Da könnte ich fast schon wieder heulen, wenn ich jetzt darüber rede… Aber für die Familie ist es absolut die richtige Entscheidung, und ich würde es tatsächlich wieder so machen – aber ich würde auch wieder heulen!

Was hast du aus achthundert Ausgaben bei dem Format mitgenommen? Gibt es etwas, das dir immer in Erinnerung bleiben wird?

Ganz viel! „Taff“ ist ein Magazin, dem man vielleicht nachsagt, dass es so ein lapidares Geplänkel am Nachmittag ist, aber ich bin ganz stolz darauf, dass wir einen Chef hatten, der sehr darauf geachtet hat, dass wir eine ganz klare Haltung haben. Ich werde nie vergessen, dass, als der Anschlag auf „Charlie Hebdo“ verübt wurde, unser Chef die Ansage gemacht hat, dass wir keinen der Täter nennen oder zeigen werden, um denen keine Bühne zu geben. Ich bin wirklich stolz, dass wir das bei „Taff“ so gemacht haben, weil man vielleicht gerade im Infotainment denkt, dass wir mit krassen Bildern Aufmerksamkeit generieren wollen, wie zum Beispiel die „Bild“-Zeitung das gemacht hat. Auch in der Corona-Krise haben wir uns sehr genau überlegt, wie wir berichten und wie wir den Leuten einen Mehrwert geben können… Man denkt vielleicht, dass das Format oberflächlich sei, aber wir haben uns hinter den Kulissen doppelt so viele Gedanken gemacht, weil wir dieses Klischee nicht erfüllen wollten! Erinnern werde ich mich immer an meine erste Sendung, wo ich vor Aufregung fast gestorben wäre, und an die letzte, weil es einfach so emotional war.

Du bist amtierender Weltmeister im Vierer-Wok. Was bedeutet dir dieser Titel und wie hast du dich auf die Titelverteidigung vorbereitet?

Ich hätte gern hier trainiert, dann hätte ich noch einen Grund mehr gehabt, ins Sauerland zu kommen. Aber das ist ja leider nicht möglich. Ich konnte mich also nur mental vorbereiten. Und, was noch wichtiger ist: Ich konnte ein Jahr von diesem Titel zehren – ich durfte mich plötzlich Weltmeister nennen, das ist einfach grandios! Das ist mein größter sportlicher Erfolg, den ich je eingefahren habe. Das kann mir keiner mehr nehmen, das Ding steht zuhause; das hat mir eigentlich schon gereicht, ich könnte meine Karriere eigentlich nun beenden, aber ich versuche es heute trotzdem nochmal. Wir haben ein heißes Team, sind alle total motiviert, haben den erfolgreichsten deutschen Bobfahrer aller Zeiten, Francesco Friedrich, an Bord. Die Testphasen liefen gut, Winterberg wird einen Blitz durch den Eiskanal flitzen sehen, und das ist „Team Em-eukal“!

Im Fernsehstudio und in den sozialen Medien hast du vermutlich wenig persönlichen Kontakt zu deinen Fans. Ist die Wok-WM da eine Gelegenheit, mal anders in Kontakt zu kommen?

Auch da ist es schwierig, weil wir ja eigentlich nur an den Leuten vorbeirasen und die bei der Geschwindigkeit kaum wahrnehmen, aber unten im Zieleinlauf trifft man sich dann. Das ist immer sehr schön, ich nehme mir auch gern Zeit. Denn das ist gerade das Schöne an solchen Live-Events… Auch wenn ich bei „The Voice of Germany“ bei den Live-Shows im Studio bin, laufe ich in der Werbeunterbrechung gern durchs Publikum, weil mir dieser persönliche Kontakt wirklich fehlt. Ich liebe es, die Leute echt lachen zu sehen, echt mit denen zu reden, aber oft bekommen die dann gar kein Wort raus, wenn ich die anspreche – ist ja irgendwie auch ein bisschen lustig… Im Sauerland ist das nochmal etwas Anderes: Gestern beim Qualifying war eine kurze Unterbrechung, und dann sprechen mich welche an, und holen mir ein Bier. Deshalb liebe ich das Sauerland so, es gibt einfach so gute Menschen hier!

Schon in den letzten Interviews hast du erzählt, wie gern du mit deiner Familie in der Heimat bist. Gab es im letzten Jahr einen besonders schönen Sauerland-Moment?

Meine Tochter Ilvi saß zum ersten Mal auf einem Trecker, und ich war wirklich so stolz. Ich habe ihr extra einen Sitz auf meinen Trecker gebaut, und sie hat sich echt gefreut. Das war sehr schön, aber eigentlich genieße ich jeden Moment, in dem ich meinen Kindern meine Heimat zeigen kann. Wir müssten noch viel häufiger hier sein, damit sie noch mehr aufwachsen können wie ich: Ich bin bis abends im Wald rumgerannt, bis es dunkel war – irgendwann haben meine Eltern dann laut gerufen, Handys gab´s ja damals noch nicht. Das würde ich mir auch noch viel mehr für meine Kinder wünschen, und deswegen sind wir bei meinen Eltern und bei meiner Waldhütte, so viel es eben geht. So bekommen die Kinder ein bisschen Sauerländer Luft, ein bisschen Sauerländer Dreck unter den Fingernägeln, das ist mir ganz, ganz wichtig!

Vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr wieder… Über was möchtest du dann berichten können?

Ich hoffe, dass ich dir dann davon erzählen kann, wie ich zum ersten Mal auch mit meinem Sohnemann auf dem Trecker saß und im Sauerland rumgegurkt bin. Und davon, dass ich hoffentlich noch ein bisschen mehr Zeit hatte, die Heimat zu genießen…

Wie auch im letzten Jahr konnte sich das Team „Zoll Karriere“ den Titel im Vierer-Wok sichern, wieder mit an Bord auch Sven Hannawald. Herzlichen Glückwunsch – und das in doppelter Hinsicht, denn der zweifache Wok-Weltmeister feierte gestern seinen 50. Geburtstag… Am Eiskanal ist nun wieder Ruhe eingekehrt, aber das wird nicht lange so bleiben, weil die Saison ja gerade erst losgeht. Und wer weiß, vielleicht heißt es in einem Jahr schon wieder: Auf den Wok, fertig, los!

https://www.instagram.com/thoreschoelermann/

https://www.instagram.com/janaschoelermann/

Die Fotos mit Ausnahme des Titelbildes und des Fotos von Thore bei der Wok-WM wurden mit freundlicher Unterstützung von Thore Schölermann (Foto von seinem Geburtstag: Emil Schwarz) zur Verfügung gestellt.

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