ERADICATOR FEIERT ZWEI JAHRZEHNTE

ODER: MIT NEUER MUSIK IM GEPÄCK…

Weißt du noch, was du mit fünfzehn gemacht hast? Wie hast du deine Freizeit gestaltet, welche Hobbys hast du gehabt? Bestimmt hast du schöne Erinnerungen daran, aber bestimmt hat sich nichts davon bis heute gehalten!? Anders ist das bei Sebastian „Seba“ Stöber, Jan-Peter „Pitti“ Stöber, Sebastian „Zoppe“ Zoppe und Robert „Robb“ Wied aus Lennestadt – vor zwanzig Jahren haben sie ihre Band ERADICATOR gegründet, nun feiern sie ihr zwanzigjähriges Jubiläum mit einem neuen Album. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Musik für sie viel mehr als nur ein Hobby ist, wie sie beim Interview anlässlich des Drehs ihres neuen Musikvideos in der Sauerlandhalle erzählt haben:

Wir gehen gemeinsam durch Dick und Dünn

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurem 20-jährigen Jubiläum! Wie fühlt es sich an, zwei Jahrzehnte als Band hinter sich zu haben, die ihr bereits in so jungen Jahren gegründet habt?

Seba: Es fühlt sich sehr gut an und macht uns total stolz. Wie wir uns in all den Jahren entwickelt haben, was wir als Band erreicht haben und wie viele schöne Momente wir zusammen erlebt haben, ist schon etwas Besonderes. Das entspricht schon in vielen Punkten dem Traum, den wir hatten, als wir die Band als Schüler damals 2004 gegründet haben.

Wie hat damals alles begonnen? Gab es damals einen besonderen Moment, der euch dazu inspiriert hat, die Band zu gründen?

Seba: Zoppe, unser Bassist, ist seit frühen Kindheitstagen ein Freund von Pitti und mir und war auch lange mit mir in einer Schulklasse. Sowohl er als auch wir haben schon früh durch unsere Eltern Kontakt mit Rockmusik gehabt und eine Leidenschaft dafür entwickelt. Als ich angefangen habe, Gitarre zu spielen, und auch den Bass meines Vaters rumstehen hatte, war Zoppe Feuer und Flamme für das Instrument. Es ist irgendwie eins zum anderen gekommen, und kurze Zeit später hat er angefangen, Bass zu spielen. Schnell hatten wir die Idee, zusammen eine Band zu gründen. Pitti ist schon immer ein totaler Bewegungsmensch gewesen und hat neben einem guten Musikgeschmack auch von Kindheitstagen an eine super gute Hand-Fuß-Koordination. Gepaart mit seinem Interesse, auf alle möglichen Dinge einzuhauen, war er von Beginn an der perfekte Drummer. Als recht zügig ein Proberaum gefunden war, haben wir zu dritt quasi bei null angefangen.

Wie habt ihr es geschafft, trotz Schule, Studium oder Ausbildung als Band zusammenzubleiben und eure Musik voranzutreiben?

Seba:Das ist ganz klar eine Frage von persönlichen Prioritäten und Organisationsgeschick. Die Band war von Beginn an mehr als ein Hobby. Es war und ist total unser Ding. Wir konnten uns von Tag eins an selbstverwirklichen und damit identifizieren. Für so eine Leidenschaft haben wir gerne Kompromisse in Kauf genommen und machen das bis heute. Pitti wohnt in Koblenz, Zoppe in Köln, Robb in Winterberg und ich in Altenhundem. Eigentlich ist die Organisation heute deutlich aufwändiger, als noch vor 15 Jahren, als wir alle zu Fuß zum Proberaum laufen konnten.

Ihr seid sozusagen mit ERADICATOR erwachsen geworden. Inwiefern haben sich eure musikalischen Einflüsse und Ziele seit den frühen Tagen der Band verändert?

Seba: Wie bei allen musikbegeisterten Menschen haben sich auch unsere Geschmäcker und Einflüsse verändert. Das hört man unserer Musik auch an. Uns war immer wichtig, unsere Musik ohne Scheuklappen zu komponieren, damit wir uns nicht selber kopieren oder es langweilig wird. Konkrete langfristige Ziele haben wir uns eigentlich nie bewusst gesetzt. Zumindest nicht in dem Maße, dass wir sie gemeinsam ausformuliert haben. Das sieht bei kurzfristigen Zielen und vor allem dem Umfang der Projekte anders aus. Touren und Alben sind Projekte, die wir als Gruppe geplant und umgesetzt haben. Mit der Zeit und unserer wachsenden Erfahrung und Bekanntheit sind diese auch immer größer und ambitionierter geworden. Im Vorfeld der Veröffentlichung unseres nächsten Albums „The Paradox“ haben wir vier Videos produziert. Das wäre vor zehn Jahren nicht nur aus finanzieller Sicht fast undenkbar gewesen.

Euer neues Album steht kurz vor der Veröffentlichung. Was können die Fans erwarten? Gibt es thematische oder stilistische Veränderungen im Vergleich zu euren früheren Werken?

Seba: ERADICATOR ist eine Thrash Metal Band! Unsere Einflüsse beschränken sich dabei aber nicht alleine auf das Genre oder seine Helden. Was unsere Songs auszeichnet ist, dass wir nicht ausschließlich Tempo machen. Uns ist es wichtig, Stimmungen zu variieren und Dynamik in unsere Kompositionen zu bringen. Wir wagen auch Experimente – ob es die gelegentlich Death Metal inspirierten Vocals, oder die manchmal vertrackten Songstrukturen sind. Wir haben uns über all die Jahre natürlich als Musiker weiterentwickelt und unsere Songs wirken meiner Einschätzung nach heute auch reifer als in den Anfangstagen. Thematisch bzw. lyrisch ist es mir als Texter schon immer wichtig gewesen, relevante zeitgeschichtliche Themen zu behandeln. Auf „The Paradox“ geht es um Umweltzerstörung, Massentierhaltung, Korruption, Depressionen – gegensätzliches menschliches Verhalten.

Wie war der Schreib- und Aufnahmeprozess für dieses Album? Hat sich eure Herangehensweise im Laufe der Jahre verändert?

Seba: Die Herangehensweise ans Songwriting hat sich seit der „Madness Is My Name“ 2012 eigentlich nicht maßgeblich verändert. Wir schreiben kontinuierlich Songs und nehmen Demos auf. Das Unterfangen war dieses Mal aber wahrscheinlich etwas zielgerichteter, da uns wichtig war, das Album in diesem Jahr, also dem Jahr unseres zwanzigjährigen Bestehens, zu veröffentlichen. Das hat sich aufgrund der vielen Konzerte und weiterer privater Verpflichtungen nicht immer einfach dargestellt, aber wir sind mehr als zufrieden mit dem Ergebnis! Der Aufnahmeprozess war zum Großteil recht entspannt, da wir da inzwischen sehr routiniert sind. Terminliche Schwierigkeiten mit unserem Produzenten konnten wir kurzfristig bewältigen, und so hat uns neben Sebastian Levermann auch Jörn Michutta bei den Aufnahmen begleitet und unterstützt.

Gibt es bestimmte Themen oder Ereignisse, die dieses Album besonders geprägt haben?

Seba: Wir haben uns vorgenommen, zu unserem Jubiläum das beste Album zu veröffentlichen, das uns möglich ist, zu schreiben. Und dieses Ziel haben wir wirklich knapp 2,5 Jahre leidenschaftlich verfolgt. Am 20. September werden wir sehen, ob auch unsere Fans so überzeugt sind vom neuen Material, wie wir. 

Thrash-Metal ist bekannt für seine Energie und – pardon! – Aggressivität. Wie habt ihr es geschafft, diese Energie auch nach 20 Jahren noch frisch und authentisch zu halten?

Seba:Die Energie ist es, was unsere Musik ausmacht. Ohne diese Energie würde sie erst gar nicht entstehen. Die Energie, die es allerdings braucht, um die Songs live darzubieten, ist wieder eine andere. Da geht es darum, den Moment zu genießen und die Belohnung für die viele Mühe einzufahren. Das ist zwar auch körperlich anstrengend, aber macht einfach nur Spaß! Alles zusammen genommen, ist es das, was die Authentizität von ERADICATOR ausmacht. Wir würden das nicht machen, wenn wir keinen Bock drauf hätten. Wir sind ja in keiner Weise drauf angewiesen, sondern machen sehr gerne zusammen Musik.

Ihr seid seit eurer Schulzeit zusammen als Band unterwegs. Wie hat sich eure Freundschaft über die Jahre entwickelt, und wie beeinflusst das eure Musik?

Seba: Wir gehen gemeinsam durch Dick und Dünn – um es etwas zu pathetisch auszudrücken. Zum Glück überwiegend durch Dick! 😀 Es ist schon motivierend und inspirierend, mit guten Freunden zusammen Zeit zu verbringen, Abenteuer zu erleben und Musik zu schreiben und zu spielen. Das gehört alles zusammen und wirkt sich auf den Kreativprozess natürlich aus!

Hört ihr eure eigene Musik auch privat? Oder was kommt sonst auf eure persönliche Playlist?

Seba:Natürlich mag ich unsere Musik sehr. Aktiv höre ich unsere Songs aber nur beim Üben, Produzieren oder Verinnerlichen. Ich bin ein großer Fan von Bay Area Thrash Metal. Dazu zählen Bands wie „Death Angel“, oder „Testament“.

Beim Videodreh zu „Drown In Chaos“ hier in der Sauerlandhalle – wie war die Atmosphäre? Welche Geschichte erzählt das Video?

Seba: Vor allem war es stickig und anstrengend. Wir haben die Halle komplett abgedunkelt, vernebelt und mit sehr schnellem Strobo-Rotlicht ca. 5 Stunden lang bei einer Lautstärke von etwa 120 Dezibel gefilmt. Danach brummt einem der Schädel. Dieses Video ist ein reines Performance-Video. Als Zuschauer ist man nah dran an uns Vieren. Durch die Reizüberflutung der Atmosphäre gepaart mit ultraschnellen Schnitten wird das thematisierte Chaos eindrücklich dargestellt.

Was seht ihr als die nächsten Schritte für ERADICATOR? Habt ihr bestimmte Ziele für die Zukunft?

Seba: Vor allem wollen wir die neuen Songs jetzt live spielen. Wir haben in der zweiten Jahreshälfte 15 Konzerte geplant. Da freuen wir uns sehr drauf. Ein besonderes Highlight wird das von uns organisierte Tages-Festival im Vortex in Siegen-Weidenau: das „Evil Twisted Metal Feast“ am 16.11.24. Dort feiern wir ausgiebig unser Jubiläum und haben fünf Bands eingeladen, die uns auf diesem Weg begleiten und begleitet haben. Die Karten kann man sich jetzt schon sichern! Durch das Engagement erhoffen wir uns natürlich, dass unser neues Album „The Paradox“ unser erfolgreichstes wird.

In den sozialen Medien kann man verfolgen, dass ihr in der letzten Zeit auch viel live unterwegs wart. Welcher Auftritt ist euch besonders in Erinnerung geblieben? Und wo seid ihr in der nächsten Zeit zu sehen?

Seba: Als ganz besonderes Konzert wird uns der Auftritt auf dem diesjährigen „Rockade Festiwoll“ in Kirchveischede in Erinnerung bleiben. Wir haben zur besten Uhrzeit ab 20:30 Uhr vor 800 Leuten etwa 70 Minuten gespielt. Die Stimmung war genial, die Heide hat quasi gebrannt. Unsere Show ist sehr gut gelaufen und klasse angekommen. In der Heimat zu spielen ist immer etwas speziell, da man viele Menschen im Publikum gut kennt. Wir waren alle deutlich nervöser, als das sonst der Fall ist. Das ist aber wirklich auch ein schönes Gefühl. Unsere Konzerttermine findet man auf unserer Homepage. Weitere Highlights in den nächsten Wochen und Monaten sind u.a. Essen, Berlin, Nürnberg, Köln und Kassel. Wir versprechen, dass jede Show ein Erlebnis wird und wir immer 100 % geben!

Ihr kommt aus dem Sauerland, zumindest einige von euch leben auch noch hier. Inwiefern hat euch die Region beeinflusst – beschauliche Städtchen und harter Metal, wie passt das zusammen?

Seba: Ich glaube nicht, dass Hügel und Fichtenwälder unseren Sound als Band geprägt haben. [lacht] Das soziale Umfeld hat es aber natürlich. Ich bin mir sicher, dass ich für uns alle spreche, wenn ich sage, dass wir eine unbeschwerte Kindheit hatten und wir uns fast sorgenfrei entfalten konnten. Viel Zeit mit Freunden verbringen zu können und sich mit Musik selbst zu verwirklichen, dabei von der Familie unterstützt zu werden, das ist schon ein Privileg, das wir besonders wertschätzen. Das entspannte Dorfleben hat uns dabei sicherlich einige Freiheiten geboten. Wobei – sonntags durften wir unsere heidnischen Klänge nicht zum Besten geben, um den Unmut der Dorfgemeinschaft nicht auf uns zu ziehen. Das war aber zu verkraften. Die restlichen Wochentage haben wir umso intensiver für unsere blasphemischen Rituale genutzt. [lacht]

Neben Beruf und Band bleibt wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit übrig, aber gibt es auch noch andere Hobbys? Oder Plätze in der Umgebung, an denen ihr häufiger anzutreffen seid?

Seba: Mich hast du ja schon öfter beim Laufen oder Mountainbiken zwischen den Resten des Waldes getroffen. Sport und Bewegung sind mir wichtig – nicht nur, um fit zu bleiben, sondern auch, um den Kopf nach einem anstrengenden Tag frei zu bekommen. Eigentlich gehe ich auch gerne an die Bigge, um dort schöne Tage zu genießen; diesen Sommer bin ich aber leider nur einmal dazu gekommen.

Na, neugierig geworden? Dann brauchst du nun nur noch ein bisschen Geduld, denn schon am kommenden Freitag, 20. September, erscheint das neue Album „The Paradox“. Das ist dann überall verfügbar – auf der Homepage von ERADICATOR gibt es dazu auch noch exklusives Merchandise und eine Special Edition… Und vielleicht hast du ja dann auch Lust, das ein oder andere Hobby aus Jugendtagen mal wieder aufleben zu lassen! 😉

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Die Fotos mit Ausnahme des Titelbildes und der beiden Schwarz-Weiß-Bilder in der Sauerlandhalle wurden mit freundlicher Unterstützung von ERADICATOR zur Verfügung gestellt.

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