FEINE SCHNITTE IN DER „RUHRHOLZ MANUFAKTUR“

ODER: KLASSE STATT MASSE…

Warum ich jede freie Minute in diesen Blog stecke, kreuz und quer durchs Sauerland fahre, lange Texte darüber schreibe!? Ganz einfach – es macht sooo viel Spaß, immer wieder Neues zu entdecken, tiefer in ein Thema einzutauchen und so manches Mal einen echten Überraschungsmoment zu erleben! Bestes Beispiel dafür ist der Besuch bei Britta Henkelmann und Masis Maranciyan. Als ich mich nach Soest aufmachte, um ihre „ruhrholz Manufaktur“ anzuschauen, habe ich nicht viel erwartet. Es ging um Schneidebretter, ein gewöhnliches Küchenutensil, was sollte es da schon Neues geben? Doch kaum war ich durch die Tür, stellte sich eher die Frage – wie kann ich all das, was die Beiden mir erzählten, in einen einzigen Blogpost packen, wie kann ich die richtigen Worte für meine minütlich wachsende Begeisterung finden:

Auf dem Holzweg

Online-Shopping, klar, das ist eine schöne Sache… Ganz gemütlich und in Ruhe aussuchen, was du haben möchtest, ein paar Tage später wird das Objekt der Begierde dann auch schon frei Haus geliefert, und wenn es dann doch nicht gefällt, passt, oder du es dir inzwischen anders überlegt hast, schickst du es einfach zurück – natürlich kostenlos! Und genau hier liegt auch schon das Problem, ohne dass es die „ruhrholz Manufaktur“ vermutlich gar nicht geben würde: Masis arbeitete mehr als zwei Jahrzehnte für namhafte Unternehmen im Bereich E-Commerce und Online-Handel, verantwortete mittlere 3-stellige Millionenumsätze, war zuletzt Geschäftsführer eines Leuchten-Herstellers im Sauerland. Zigtausend Artikel gingen Woche für Woche über die virtuelle Ladentheke, die Retouren-Quote war zwar gering, doch aufgrund der großen Masse der verkauften Leuchten gefühlt unendlich groß. Normalerweise werden diese Retouren von Amazon und anderen Versand-Riesen einfach verschrottet, ein Mal ließ Masis die unerwünschten Artikel aber auch zurückliefern – was ankam, passte kaum auf 44 Paletten. Das Maß war voll, so konnte und sollte es nicht weitergehen!

Nach vielen, vielen Jahren an Schreibtischen und in Konferenzräumen wollte Masis nun in eine ganz andere Richtung gehen: Nachhaltig und sinnvoll arbeiten, etwas mit den eigenen Händen herstellen, etwas Schönes, Langlebiges schaffen und nicht mehr für die Tonne produzieren – das war der Plan, aber an einer konkreten Idee fehlte es noch. Und dann fiel ihm das Schneidebrett seiner Frau Britta in die Hände; ein altes, stabiles Stück, dem nur noch der letzte Schliff fehlte, um wieder komplett einsatzbereit zu sein. In seinem Fahrradschuppen machte sich Masis an die Arbeit und siehe da, genau das war es, das ihm Freude bereitete, das ihm gefehlt hatte, das ihn erfüllte. Machen wir es kurz: Masis mietete eine Werkstatt in Kamen an, eignete sich die entsprechenden Fähigkeiten – schließlich hatte er keine handwerkliche Ausbildung – an, probierte viel herum, um seine eigene Linie zu finden. Das war die Geburtsstunde der „ruhrholz Manufaktur“, und Brittas altes Schneidebrett ist noch heute im Einsatz!

Nun dauerte es allerdings tagelang, bis ein einziges Schneidebrett fertig war; um wirklich professionell arbeiten zu können, brauchte es eine größere Werkstatt… Fündig wurden Britta und Masis – als hätte es das Schicksal so gewollt – in einer Scheune am Paradieser Holzweg; hier vor den Toren Soests sollte fortan schönes Holz zu paradiesischen Schneidebretten veredelt werden. Neue Maschinen haben in dieser Werkstatt selbstverständlich nichts zu suchen, stattdessen machten Britta und Masis sich auf die Suche nach alten Schätzchen aus den 50er- bis 70er-Jahren, arbeiteten diese komplett auf und richteten so nach und nach das Herzstück der „ruhrholz Manufaktur“ ein.

Das war Ende 2021, dann kam richtig Tempo rein, ein paar Monate später ging der Online-Shop an den Start, mittlerweile arbeiten nicht nur Britta und Masis an der Herstellung und dem Versand der handgemachten Schneidebretter, sondern sie haben sich auch ein kleines Team aufgebaut. Kein Wunder, wenn du bedenkst, wieviel Arbeit dahinter steckt:

Ein echtes Kunstwerk für die Küche

So, nun geht´s ans Eingemachte, denn ich kann dein Stirnrunzeln förmlich sehen: Was bitte soll denn nun an einem Schneidebrett so besonders sein, ist halt ein Stück Holz!? Siehst du, da liegt schon der erste Irrtum, denn jedes einzelne Brett stammt zwar aus einem Stamm, damit es optisch harmoniert, aber auch aus vielen kleinen Stücken, die für die notwendige Stabilität sorgen. Denn Holz ist bekanntermaßen ein Material, das dazu neigt, sich zu verziehen – und das am liebsten entlang der Jahresringe. Um dem entgegenzuwirken, werden die Stücke versetzt platziert; ähnlich wie bei einer Backsteinmauer wird so die größtmögliche Stabilität erzeugt. Masis achtet zudem penibel darauf, dass dabei ein schönes Muster entsteht – scheint ihm zu gelingen, oder!?

Auch bei dem verwendeten Holz gibt es in der „ruhrholz Manufaktur“ keine Kompromisse: Eiche, Ahorn und Birne stammen aus dem Sauerland, das restliche Holz überwiegend aus Deutschland. Da die natürliche Maserung der Schmuck des Brettes sein wird, sind Britta und Masis immer auf der Suche nach besonderem Holz; exotische und tropische Hölzer schließen sie aber kategorisch aus. Schließlich arbeiten sie mit Schätzen der Natur, da gilt es selbstverständlich, diese auch zu schützen!

Für jedes einzelne Schneidebrett werden ca. 1,25 Meter Holz benötigt, kaum vorstellbar, oder!? Vielleicht kannst du das etwas besser nachvollziehen, wenn du dir die einzelnen Arbeitsschritte mal vor Augen hältst: Zunächst werden die Bohlen auf der Pendelsäge auf Länge, dann auf der Kreissäge in dünnere Streifen geschnitten, ehe sie über die Abrichte aus den 60er-Jahren geschoben und mit dem Dickenhobel auf beiden Seiten geglättet werden. Anschließend werden die einzelnen Lamellen verleimt; ursprünglich hat Masis dazu Rohrklemmen genutzt, da das aber zu umständlich war, hat er kurzerhand eigene Klemmen mit Ratsche entwickelt und gebaut… Die geleimten Bretter müssen einige Zeit liegen, bevor die Abrichte und der Dickenhobel wieder zum Einsatz kommen. Erst dann werden sie auf dem Langbahnschneider zum ersten Mal auf beiden Seiten geschliffen. Wenn sie vom Kantenschleifer kommen, haben sie allmählich Form angenommen, sind aber längst noch nicht fertig: Denn nun werden sie mit einer feineren Körnung geschliffen, anschließend gewässert, damit die Fasern sich aufstellen und ebenfalls abgeschliffen werden können. Schließlich soll sich dein Brett nicht rau, sondern schön glatt anfühlen.

Und damit das auch lange so bleibt, werden die Schneidbretter anschließend geölt und gewachst. Jedes Brett wird so lange mit Bio-Leinöl getränkt, bis es wirklich nichts mehr aufnimmt, anschließend wird noch eine Wachsschicht aufgetragen. Wie könnte es auch anders sein: Natürlich stellen Britta und Masis die Mischung aus Bio-Leinöl und Bio-Bienenwachs selbst her; dank Carnaubawachs können sie sogar eine vegane Variante anbieten – so kannst du dich später im Shop selbst entscheiden, wie du dein Schneidebrett gern hättest!

So ganz allmählich schwant dir bestimmt, warum ich bei meinem Besuch in der „ruhrholz Manufaktur“ derart ins Staunen geraten bin, oder!? Doch warte – ich bin noch nicht fertig; das Brett fühlt sich nun zwar gut an, hat ein tolles Design, ist langlebig und wasserabweisend, aber eins fehlt noch: Jedes Schneidebrett, das die „ruhrholz Manufaktur“ verlässt, hat nämlich kleine Edelstahl-Füße mit Silikon-Noppen. Von Masis entwickelt und von seinem Schwager im eigenen Metallverarbeitungsunternehmen in Aschaffenburg hergestellt  sorgen die kleinen Füßchen dafür, dass das Brett auf der Arbeitsplatte nicht rutscht, du es auch ohne Griffe gut hochnehmen kannst und das Holz von unten atmen kann. Praktisch für dich, gut für das Material – so verzieht es sich nicht und du hast gaaaaanz lange Freude daran…

Wenn es doch mal an Glanz verliert, kannst du die „ruhrholz Pflegecreme“ dünn auftragen, und wenn doch mal größere Schnitte hineinkommen, kannst du es auch zum Abschleifen zur „ruhrholz Manufaktur“ bringen oder schicken – anschließend ist es wie neu. Denn wir erinnern uns: Die Zeiten der 44 Retouren-Paletten sind endgültig vorbei!

Dank der natürlichen Maserung ist jedes Brett ein Unikat, doch ein paar Merkmale haben alle gemeinsam: Die gerade Form und das schlichte Design, die höchste Qualität und größtmögliche Langlebigkeit, die Füßchen und die aus hygienischen Gründen fehlende Saftrinne… Deswegen sind die Schneidebretter aus der „ruhrholz Manufaktur“ nicht nur bei Spitzenköchen in der Gastronomie und bei prominenten Köchen wie Sebastian Lege sehr beliebt, sondern in wirklich jedem Haushalt ein Begleiter für das ganze Leben, das noch dazu ästhetisch daherkommt und einen praktischen Nutzen erfüllt. Von wegen unbeachtetes Küchenutensil…

Und Britta und Masis? Die sind superglücklich über diese Entwicklung und schmieden schon wieder neue Pläne; inzwischen gibt es nämlich auch Frühstückbretter, magnetische Messerleisten und andere Küchenaccessoires, demnächst werden die schönen Unikate auch bei „Manufactum“ gelistet und in zwölf deutschen Innenstädten zu haben sein. Bis es so weit ist, bleibt ja auch noch der Online-Shop – und immer schön daran denken: Hier geht Klasse vor Masse! 😉

Ruhrholz Manufaktur, Masis Maranciyan, Paradieser Holzweg 23, 59494 Soest

https://ruhrholz-manufaktur.de/

https://www.instagram.com/ruhrholzmanufaktur/

https://www.facebook.com/ruhrholz/

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