ODER: DAS PERFEKTE GESCHENK!
Na, hast du alle Geschenke schon besorgt? Nein? Naja, ist ja auch nicht ganz einfach, zumindest, wenn sie für einen ganz besonderen Menschen gedacht sind… Lieblos von der Stange gekauft geht mal gar nicht, stattdessen sollte das Objekt der Wahl bestenfalls mit ganz viel Liebe von Hand gemacht werden, schön aussehen und noch dazu praktisch sein statt im Regal zu verstauben! So etwas gibt´s doch gar nicht, das all diese Ansprüche erfüllt!? Selbstverständlich gibt´s das – wie wäre es zum Beispiel mit einem Trinkglas, einer Karaffe oder einer Vase? Viel zu langweilig? Nicht, wenn Pia Hoff aus Anröchte sie gemacht hat:
Man lernt nie aus
Es gibt Lebenswege, die laufen strikt geradeaus, und dann gibt´s die, die den ein oder anderen Schlenker machen. Und um ehrlich zu sein, sind zweitere die, die so richtig spannend sind! Das hat auch Pia Hoff entdeckt, wenn auch eher durch Zufall… In Anröchte aufgewachsen zog sie nach dem Abitur nach Dortmund, studierte dort an der TU, wollte Lehrerin für Kunst und Englisch werden. Wie es für die modernen Fremdsprachen üblich ist, ging sie für ein Auslandssemester in die USA und machte dort eine Entdeckung, die alles verändern sollte: Sie besuchte ein Glasstudio und war direkt fasziniert von diesem Werkstoff – eine Leidenschaft, die sie fortan nicht mehr losließ.

Zurück in Dortmund beendete sie zunächst ihr Studium, machte sich aber in der Zwischenzeit schon auf die Suche nach einer Möglichkeit, wie sie sich als Glasmacherin ausbilden lassen konnte. Wie sich herausstellte, war das gar nicht so leicht; das Handwerk ist nicht mehr weit verbreitet, wahrscheinlich war Pia deswegen auch noch nicht vorher damit in Kontakt gekommen… Schließlich wurde sie aber im Bayerischen Wald fündig: Im Luftkurort Zwiesel gibt es deutschlandweit die einzige Schule, die eine Ausbildung für Glasmacher anbietet, ohne direkt an einen Betrieb angeschlossen zu sein. Pia bewarb sich, wurde aufgenommen – von 2016 bis 2019 ging es für sie also ins tiefste Bayern.


Rückblickend war das eine der schönsten Zeiten ihres Lebens, obwohl sie anfangs eine echte Herausforderung war: In den ersten Jahren bedarf es im Glasmacher-Handwerk einer hohen Frustrationstoleranz; der über 1.000 Grad heiße Werkstoff birgt eine Menge Gefahren, zudem muss schnell und intuitiv gearbeitet werden, was wiederum eine Menge Erfahrung voraussetzt. In den ersten Monaten konnte Pia nicht einmal eine Kugel gleichmäßig ausblasen; um eigene Ideen und Skizzen umzusetzen, brauchte es unendlich viel Übung. Doch sie hat durchgehalten, viel über das traditionelle Handwerk gelernt und das riesige Glasstudio in Zwiesel dafür genutzt, sich künstlerisch so richtig auszutoben. Denn so herausfordernd der Werkstoff auch ist, so vielfältig ist er auch in seinen Gestaltungsmöglichkeiten!






Drei Jahre waren schnell um, laut der UNESCO braucht es aber in der Regel zehn Jahre, bis die Techniken der Glasbearbeitung richtig beherrscht werden. Und auch der Glasmacher-Meister Alois Seidel gab Pia in Zwiesel mit auf den Weg, dass auch er nach über einem halben Jahrhundert in diesem Beruf immer wieder noch Neues lernte… Den Gesellenbrief hatte Pia nun in der Tasche, ausgelernt hatte sie aber noch lange nicht, also ging sie auf die Walz.



Ihre Gesellenwanderung führte sie in den Böhmischen Wald und nach Skandinavien, nach Frankreich und nach Österreich, nach Spanien und ins das „Mekka der Glasherstellung“, nämlich auf die italienische Insel Murano. In den verschiedenen Studios arbeitete sie gegen Kost und Logis, war mit einem Platz auf der Couch zufrieden; schließlich ging es ihr darum, ihren Horizont zu erweitern, sich alle Techniken anzuschauen und sich das Beste davon anzueignen, ihre eigene Handschrift zu entwickeln…

Vier Jahre war sie ohne festen Wohnsitz, ja, es war ein wenig abenteuerlich, doch Pia hat ihren Stil gefunden. Natürlich ist der Prozess nicht abgeschlossen – und das wird er auch nie sein –, aber sie ist wieder zurück in der Heimat. Und doch ist sie ständig unterwegs, schließlich muss sie alle ihre schönen Sachen ja irgendwo fertigen.

Ein eigenes Studio ist schwer zu realisieren; allein die speziellen Geräte würden Unsummen verschlingen, zudem würde kontinuierlich laufende Glasschmelzofen zu enormen Energiekosten führen, sodass das für eine Glasmacherin allein nur schwer tragbar wäre… So mietet sich Pia regelmäßig für eine Woche in verschiedene Werkstätten ein – mal im Bayerischen Wald, mal in Dresden, denn hier gibt es weit und breit keine Glashütten –, und sorgt so dafür, dass du das perfekte Geschenk unter den Weihnachtsbaum legen kannst:
Wenn der Atem die flüssige Masse formt
Obwohl Pia viel in der Freien Kunst tätig war und es nicht ausgeschlossen ist, dass sie wieder dahin zurückkehrt, konzentriert sie sich gerade hauptsächlich auf künstlerische Unikate mit Funktion: Trinkgläser und Karaffen, Vasen und Kerzenhalter, Beleuchtungsobjekte, Schalen und Weihnachtskugeln – alles nach traditionellem Handwerk mundgeblasen, alles in zeitgenössischem Design!




Doch was unterscheidet denn nun das perfekte Trinkglas von dem handelsüblichen? Viele von Pias Stücken haben beispielsweise einen farbigen, im Fertigungsprozess angelegten Mundrand – von der Industrie ist das kaum zu kopieren. Jedes Stück ist ein kleines Kunstwerk, das es nur einmalig gibt; am Boden ist es handsigniert und mit der Jahreszahl versehen; das ganze Objekt erzählt von der Liebe, mit der es gemacht wurde – nimm es doch einfach mal in die Hand, dann wirst du die Wertigkeit ganz bestimmt direkt erkennen!




Überzeugt dich noch nicht? Dann kannst du dein perfektes Trinkglas auch einfach selbst machen – oder einen Gutschein zum Selber-Machen verschenken –, denn Pia bietet in der „Glasmanufaktur Willingen“ auch Intensiv-Workshops an: Innerhalb von vier Stunden wirst du – oder der Beschenkte – als absoluter Anfänger an das Material herangeführt. Ziel ist natürlich, ein selbstgemachtes Objekt mit nach Hause zu nehmen; ob Schälchen, Trinkglas oder Vase, das entscheidest du ganz allein!





Wenn du eben aufmerksam gelesen hast, ist dir bestimmt klar, dass du nicht in ein paar Stunden an das herankommst, was andere in zehn Jahren lernen, aber Pia begrenzt die Teilnehmerzahl mit Bedacht auf vier Personen, sodass sie dich auf dem Weg zum Ziel auch gebührend unterstützen kann. Trotzdem sollst du natürlich so viel wie möglich selbst machen, es geht ja letztlich um die Erfahrungen, die du hier sammelst, ansonsten könntest du ja auch einfach etwas in Pias Online-Shop bestellen…






Nach einer intensiven Einführung, einer Sicherheitseinweisung und einigen Trockenübungen geht es dann tatsächlich an den 1.200 Grad heißen Ofen – anders, als wenn du mit Ton oder Holz arbeiten würdest, spielt da natürlich auch eine Menge Adrenalin mit, wenn du die heiße, flüssige Masse mit deinem Atem formst.

Doch Pia ist erst dann zufrieden, wenn der Funke bei dir übergesprungen ist; für die studierte Pädagogin sind die Workshops nicht nur Gelegenheit, ihr Wissen über das Handwerk weiterzugeben, sondern Menschen für ihren Beruf, für die eigene Welt, die dahinter steckt, zu begeistern… Und wer weiß, vielleicht macht dann dein Lebensweg auch noch einen kleinen Schlenker – bei Pia hat´s ja so ähnlich angefangen –, ansonsten hast du zumindest das perfekte Geschenk. So steht einem fröhlichen Fest nun wirklich nichts mehr im Wege…

Pia-Christina Hoff, Völlinghauser Straße 4, 59609 Anröchte
https://www.instagram.com/piahoff_glas/
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Die Fotos wurden mit freundlicher Unterstützung von Pia Hoff (Fotograf: Roland Baege) zur Verfügung gestellt.
