ODER: HANDWERK AUS DEM FACHWERK…
Immer höher, immer schneller, immer weiter – so funktioniert es wohl… Ansonsten kommst du ja schließlich zu nichts. Doch Vorsicht, auf Dauer kann ein Leben unter Hochspannung echt anstrengend werden! Und wahrscheinlich ist es genau deswegen so wohltuend, Menschen zu treffen, die dem Ganzen entgegenwirken, die viel Zeit und Liebe in echte Handarbeit stecken, die Altem wieder neues Leben einhauchen und einen Adventszauber kreieren, der seinen Namen wirklich verdient hat. Eben solche Menschen wie Anja Rüschenschmidt aus Olsberg-Bruchhausen:
Ein echtes Lebenswerk
Wenn du mal ein Haus gebaut hast, warst du bestimmt heilfroh, als du nach ein paar Monaten oder vielleicht sogar einem ganzen Jahr endlich einziehen konntest!? Darüber können Anja und Björn Rüschenschmidt nur müde lächeln, denn ihr Zuhause ist für sie ein echtes Lebenswerk. Vor dreißig Jahren haben sie den Gebäudekomplex in der Bruchhauser Ortsmitte gekauft; jeder aus dem Ort hatte seine eigene Geschichte zu dem im Jahre 1713 erbauten „Wieneken Haus“, und so kam es für Familie Rüschenschmidt auch gar nicht erst in Frage, ihm einen anderen Namen zu geben…

Ein neues Gesicht musste es allerdings bekommen, so viel stand fest. Wohnen zwischen Lehm und Holz – das war der Traum; alles sollte wieder so aussehen wie früher, ganz ohne Rauhfaser-Tapeten und lackierte Balken. Und so dauerte es ganze zehn Jahre, bis die junge Familie mit dem ersten Baby im Arm endlich einziehen konnte. Doch das Haus hatte mit seinen verschachtelten Wohnungen und zahlreichen Räumen noch viel mehr Platz zu bieten, als bewohnt werden konnte; im Erdgeschoss entstand eine großzügige Ferienwohnung, der uralte Fußboden wurde aufgearbeitet, ein moderner Wellness-Bereich mit natürlichen Materialien authentisch in die Umgebung eingepasst. Damit war der Ausbau aber immer noch nicht beendet, denn Anja hatte gemeinsam mit ihren Eltern längst schon ein anderes Projekt gestartet, und dafür brauchte sie ganz viel Platz.

Nach und nach entstand im Obergeschoss die „Wieneken Werkstatt“ – ein Name, der erstmal gar nicht so viel über die zauberhaft eingerichteten Zimmer und deren Inhalt verrät… Und damit es dir nicht so geht wie mir, und du vor Begeisterung fast aus den Latschen kippst, wenn du Anja vor Ort besuchst, bereite ich dich nun schon einmal ein bisschen darauf vor, was es alles zu entdecken gibt:
Muckelig warm durch den Winter
Ähnlich wie ihr Haus ist auch die Handarbeit für Anja ein echtes Lebenswerk. Mit vier hatte sie zum ersten Mal Stricknadeln in der Hand, mit siebzehn bekam sie von ihrer Mama einen Kurs fürs Filzen und Spinnen geschenkt, seitdem ist kaum ein Tag vergangen, an dem Anja nichts mit Wolle und Garn zu tun hatte.

Kuschelige Handschuhe, wärmende Stulpen, bunte Filzhüte – mit Vorliebe strickte, häkelte und walkte Anja schöne Stücke, die sie selbst muckelig warm durch den Winter brachten. Do so etwas bleibt natürlich nicht lange unbemerkt: Erst war es nur der eigene Freundeskreis, der auch so tolle Sachen haben wollte; beim Skispringen in Willingen interessierten sich plötzlich sehr viel mehr Menschen dafür, woher diese coolen Hüte kamen, die Anja und ihre Clique trugen. Die Nachfrage wurde immer größer, ein Gewerbe angemeldet, ein erster Weihnachtsmarkt in der Scheune neben dem „Wieneken Haus“ veranstaltet.



Das war vor zwanzig Jahren – abends auf dem Sofa, im Wartezimmer beim Arzt, auf dem Beifahrersitz bei längeren Autofahrten entstanden unzählige weitere Unikate: Hüftschmeichler und Nierenwärmer, Mützen und Walk-Röcke, Kinderkleidung und Pantoffeln, Dreieckstücher und vieles, vieles mehr…




Anja nutzt keine Strickmuster, sie macht alles nach Gefühl, und zwar genau so, wie es ihr gefällt; Auftragsarbeiten nimmt sie nicht an, alles, was die „Wieneken Werkstatt“ verlässt, ist und bleibt ein Einzelstück.

Was jedoch alle Sachen gemeinsam haben, ist die gute Qualität: Anja kauft ausschließlich hochwertige Wolle; reine Schafswolle oder solche mit Seiden-Mohair-Anteil – wenn sie schon so viel Liebe darein steckt, dann möchte sie es auch richtig machen. Und natürlich ist sie über die Jahre immer flinker mit den Nadeln geworden, sodass sie nun auch schnell zu schönen Ergebnissen kommt.

Irgendwann platzte die eigene Wohnung jedenfalls aus allen Nähten, nach und nach begann Anja, verschiedene Räume des Hauses in die „Wieneken Werkstatt“ zu verwandeln. Jedes Zimmer bekam sein eigenes Thema, und damit alles gebührend untergebracht werden konnte, machte Anja sich auf die Suche nach authentischen Einrichtungsgegenständen, ging zu Wohnungsauflösungen, bekam sogar eine alte Babybadewanne aus einem Krankenhaus; einige Gegenstände sind fast so alt wie das Haus. Inzwischen ist es so, dass die Dinge Anja finden und nicht umgekehrt, doch so ganz allmählich ist das Platzangebot in der „Wieneken Werkstatt“ auch am Ende – trotzdem: verkauft werden diese Schränke, Etageren und Co. nicht!



Nun hatte alles endlich seinen Platz, aber vielleicht erinnerst du dich: Ich hatte eben schon erzählt, dass Anja das Projekt gemeinsam mit ihren Eltern gestartet hat. Ihre Mama Marie-Theres Rüther geht mit der gleichen Leidenschaft wie ihre Tochter ans Werk; auch wenn sie Anja die Liebe zur Handarbeit in die Wiege gelegt hat, so hat sie sich inzwischen auf die Schätze aus der Natur konzentriert. Sie sammelt, was auf der Hochheide, am Rothaarsteig oder im eigenen Garten wächst, fertigt daraus eine riesige Vielfalt an Marmeladen und Chutneys; auch Sirup und Liköre dürfen bei ihr nicht fehlen. Alles wird nach eigenen Rezepten gemacht, ganz natürlich ohne Aroma- und Farbstoffe, dafür mit liebevoll selbst geschriebenen Etiketten – wer würde sich nicht über eine solche Köstlichkeit freuen!?




Und auch Anjas Papa Albert Rüther, inzwischen 81 Jahre alt, hat sich von der Schaffensfreude seiner Frau und Tochter anstecken lassen: Er arbeitet hauptsächlich mit Holz, fertigt individuelle Vogelhäuser und hat sich mit den kleinen Winterdörfern aus gesammelten Wurzeln und Holzresten für die Weihnachtszeit etwas ganz Besonderes einfallen lassen.






Manchmal packen Anja und ihre Eltern auch all ihre Schätze zusammen und fahren damit auf Märkte wie das Rosenfest in Assinghausen, die „Novemberträume“ auf Gut Glindfeld in Medebach oder den Martinsmarkt in Eversberg. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit laden sie aber auch in ihre „Wieneken Werkstatt“ ein: Am nächsten Wochenende (18. und 19.11.) bist du am Samstag und Sonntag jeweils von 13 bis 18 Uhr zum „Adventszauber“ herzlich willkommen; am 16. und 17.12. von 11 bis 18 Uhr findet der Weihnachtsbaumverkauf mit Bäumen aus der eigenen Schonung statt. Am offenen Feuer gibt´s Leckereien, natürlich kannst du dich dann auch im Werkstattladen umschauen. Ich kann dir aus vollstem Herzen versprechen: Es lohnt sich!

Darüber hinaus ist die „Wieneken Werkstatt“ das ganze Jahr über jeweils am ersten Donnerstag im Monat von 15 bis 18 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung geöffnet, auch bei „etsy“ bietet Anja einige ihrer selbstgemachten Stücke an und für den Notfall gibt´s auch noch das Selbstbedienungshäuschen, in dem du auf den letzten Drücker schöne Geschenkideen findest.

Natürlich könnte Anja ihren Laden jeden Tag öffnen, natürlich könnte sie ihren Hauptjob kündigen und noch viele schöne Sachen mehr stricken, häkeln, walken und filzen – immer höher, immer schneller, immer weiter; du erinnerst dich!? Doch das möchte sie gar nicht. Sie hat in ihrem Kunsthandwerk Erfüllung, Glück und Frieden gefunden, und alles soll genau so bleiben, wie es ist!

Wieneken Werkstatt, Anja Rüschenschmidt und Marie-Theres Rüther, Hochsauerlandstraße 23, 59939 Olsberg-Bruchhausen
