WEIHNACHTEN IM BILSTEINTAL

ODER: TIERPFLEGERIN LENA HOFFELD ÜBER IHREN EINZIGARTIGEN ARBEITSPLATZ…

Ja, ich weiß, es ist gerade nicht die richtige Zeit dafür, dir schöne Ausflugstipps zu liefern – du sollst ja zuhause bleiben! Aber gegen einen Spaziergang durch den Wald ist doch nun wirklich nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil, und wenn du dabei auch noch einzigartige Tierbegegnungen haben kannst, umso besser! Meine Akkus sind auf jeden Fall wieder richtig aufgefüllt und meine Nerven wesentlich strapazierfähiger, seit ich die Tierpflegerin und Höhlenführerin Lena Hoffeld für einen ausführlichen Rundgang bei strahlendstem Sonnenschein (mit AHA!) an ihrer Wirkungsstätte besuchen durfte. Seit Oktober ist die studierte Agraringenieurin nämlich wieder zurück an dem Ort, an dem sie schon vor sieben Jahren ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr gemacht hat: im „Naturerlebnis Bilsteintal“ bei Warstein:

Mit gesundem Respekt an die Sache gehen…

Lena, bei meinem ersten Besuch im Bilsteintal habe ich gemerkt, dass man ziemlich viel Zeit und Ruhe braucht, um den Tieren wirklich nahe zu kommen. Die kannst du dir wahrscheinlich nicht immer nehmen – wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Mein Arbeitsalltag ist bestimmt von den Tieren und den Besuchern. Wenn die Höhle geöffnet ist, bestimmen die Führungen den Tagesplan, und alles Andere macht man zwischendurch. Jetzt gerade, wo die Höhle wegen des Lockdowns geschlossen ist, orientieren wir uns hauptsächlich an den Tieren: Füttern und Gehege-Ausbesserungen, damit der Wildpark auch in einem guten Zustand bleibt. Mmmh, Zeit und Ruhe – also, wir brauchen uns hier nicht stressen, doch so wirklich Ruhe haben wir auch fast nie! Aber du hast schon Recht: Wenn man die Luchse oder die Füchse sehen möchte, muss man schon Zeit mitbringen; die Wildschweine und Rothirsche kommen auch so, wenn man etwas Futter für sie hat. Das sollte man übrigens nicht von zuhause mitbringen; die Wildtiere vertragen Vieles nicht. Wir haben hier drei Futterautomaten aufgebaut, gleich am Eingang und nochmal am Hirschgehege. Da kann man sich für zwei Euro eine Schachtel Mais kaufen.

Du arbeitest hier mit ganz unterschiedlichen Tieren zusammen, die wahrscheinlich völlig verschiedene Bedürfnisse haben. Hilft dir hier auch dein Agrarstudium weiter?

Am meisten hilft mir tatsächlich weiter, was ich hier 2013 im Freiwilligen Ökologischen Jahr gelernt habe. Mein Kollege arbeitet schon seit ca. 30 Jahren hier und hat mich auch damals schon immer mitgenommen, mir Vieles gezeigt und erklärt. Das habe ich behalten und ergänze das um neues Wissen und Kenntnisse aus meinem Agrarstudium… Zum Beispiel haben wir einen kleinen Bereich für die Frischlinge eingerichtet, in dem sie in Ruhe fressen können. Die großen kommen hier aufgrund des geringen Abstands zwischen den Stangen nicht rein. Dieses Prinzip wendet man auch bei Ferkeln an.

In der Arbeit zum Beispiel mit den Luchsen ist ja auch noch ein gehörige Portion Mut erforderlich… Kannst du das Gehege betreten?

Klar, es sind Wildtiere, und das darf man auch nicht unterschätzen! Man darf nicht meinen, dass die sich plötzlich benehmen wie Schoßhunde, wenn man länger mit denen arbeitet… Bei allen Tieren muss man mit einem gesunden Respekt an die Sache herangehen; allein schon aus dem Grund, dass die Tiere Respekt verdient haben, aber auch, um sich selbst zu schützen!

Bei den Luchsen oder Wildschweinen muss man halt ein Extra-Auge darauf haben, was um einen herum passiert, wenn man ins Gehege geht. Die können schon gefährlicher werden als ein Hirsch… Aber natürlich müssen wir auch reingehen können, um die Gehege zu pflegen – Angst davor habe ich nicht!

Gibt es auch Tiere, die einen Namen haben? Also, hast du eine besondere Beziehung zu dem ein oder anderen Tier?

Bei den Hirschen gibt´s einen, der ist noch nicht so lange da, der kommt aus einem anderen Gehege. Er sieht ein bisschen anders aus als die anderen, hat eine schönere Fellfarbe; deshalb ist das „Schönling“. Bei den Luchsen erkenne ich nur die Mutter, das ist „Mutti“. Aber ansonsten habe ich da keine Lieblingstiere oder Tiere, die besonders herausstechen. Ich mag sie alle!

Besonders als Familie mit Kindern kann man gerade so gut wie nichts machen… Wie sind die Möglichkeiten hier im Wildpark?

Der Wildpark bleibt voraussichtlich durchgehend auf. Wir haben keine begrenzten Öffnungszeiten, da wir auch keinen Eintritt nehmen und keine Umzäunung haben. Man kann also immer kommen; ich empfehle allerdings, das bei Tageslicht zu tun, sonst sieht man halt nicht so viel… Und etwas gruselig werden könnte es auch, weil wir keine Beleuchtung haben. Also, der Park bleibt wahrscheinlich auf, aber was mit der Höhle und unserem Bilstein-Laden ist, steht weiterhin in den Sternen. Und die Toiletten sind derzeit geschlossen, das war eine Auflage dazu, dass wir geöffnet bleiben dürfen. Unser Gelände ist insgesamt so großzügig, dass die Abstände problemlos eingehalten werden können, und man auch während des Lockdowns wirklich bedenkenlos hierher kommen kann.

Futter, Mitarbeiter, Gehege – dennoch ist der Eintritt frei? Wie finanziert sich der Wildpark?

Normalerweise finanziert sich der größte Teil des Aufwandes durch die Höhle und die Führungen; dadurch erhält der Verein die größten Einnahmen. Das ist im Moment ja leider nicht so; deswegen haben wir neben unseren zwei vorhandenen Spendenboxen noch zwei weitere aufgestellt. Leute, die uns besuchen, fragen immer wieder nach, wie sie uns unterstützen können; so haben sie direkt vor Ort die Gelegenheit dazu.

Die Feiertage stehen an: Die Tiere sind ja ohnehin hier, aber wie ist das mit den Mitarbeitern? Müsst ihr euch auch an Weihnachten um die Tiere kümmern?

Gäbe es kein Corona, hätten wir mit Ausnahme des 25. Dezembers durchgehend 364 Tage auf. Dann hätte man auch an Weihnachten Führungen machen können; dann wären wir wie gewohnt hier. Aber dieses Jahr gibt es das alles nicht, also sind wir etwas flexibler und können zum Beispiel an Heilig Abend zuhause bleiben. Wir müssen nur schauen, dass einer von uns die Tiere füttert und eine Runde dreht, um zu schauen, ob noch alles in Ordnung ist, eventuell die Futterautomaten auffüllen – das war´s… Dieses Mal also etwas entspanntere Weihnachten im Bilsteintal!

„Entspannter“ – ich glaube, so sollten wir alle diese besonderen Weihnachten wahrnehmen und erleben… Von Herzen wünsche ich dir und deinen Lieben ein frohes Fest; bleibt gesund!

Mehr Eindrücke aus dem Arbeitsalltag von Lena gibt´s hier:

https://www.instagram.com/bilsteinbambi/

https://www.instagram.com/bilsteintalwarstein/

http://www.bilsteintal.de/Wildpark.html

http://www.bilsteinhoehle.de/

Naturerlebnis Bilsteintal, Im Bodmen 54, 59581 Warstein

3 Kommentare zu „WEIHNACHTEN IM BILSTEINTAL

  1. Toller Beitrag und schöne Bilder.
    Ich hatte die Gelegenheit im Bilsteiner Park, mit Kamera, das Gehege mit 5 Luchsen zu betreten.
    Die Fotos habe ich dann in meinem Blog gezeigt. Ein Mitarbeiter mit Futterangel hatte ein wachsames Auge. Nur meine Knie kommte er nicht sehen. Lach …

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